WIEN. Der Optimismus der heimischen und globalen Wirtschaft ist eingebrochen. So gehen rund drei Viertel (73 %) der CEOs weltweit von einem Rückgang des Wirtschaftswachstums im Jahr 2023 aus. Auch in Österreich rechnen 72 % der Top-Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger mit einem Abschwung. Das ist der höchste Wert seit der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 und fällt sogar noch schlechter aus als im Corona-Krisenjahr 2020, als nur 68 % der heimischen Führungskräfte einen Wirtschaftsabschwung prognostizierten. Das sind die Kernergebnisse der 26. Global CEO Survey von PwC, bei der 4.400 CEOs in 105 Ländern – darunter 32 Top-CEOs aus Österreich – zwischen Oktober und November 2022 befragt wurden.
„Die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen wird in Zeiten hoher Energiepreise und Inflation auf die Probe gestellt. Gleichzeitig befinden wir uns mitten in der Energiewende, die technologische Entwicklung schreitet voran, Liefer- und Wertschöpfungsketten werden neu aufgestellt und der Arbeitsmarkt ist von einem neuen Anspruchsdenken der Mitarbeitenden aber auch von einem Fachkräftemangel geprägt. Daher besteht für alle Unternehmen ein hoher Innovations- und Transformationsbedarf – und zwar so schnell es geht“, erklärt Rudolf Krickl, CEO von PwC Österreich.
Vertrauen in Transformation sichert Überleben heimischer Unternehmen
Fast jede fünfte Entscheidungsträgerin und jeder fünfte Entscheidungsträger (19 %) in Österreich befürchtet, dass das eigene Unternehmen in zehn Jahren nicht mehr existenzfähig sein wird, wenn es den jetzigen Kurs beibehält (Global 40 %). Auch die Zuversicht in die eigene Profitabilität ist seit letztem Jahr gesunken (minus 14 %): Die Mehrheit (57 %) der heimischen CEOs ist sich unsicher, ob ihr Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten ein Umsatzwachstum erzielen wird.
„Wir sehen deutlich, dass den österreichischen CEOs die Wichtigkeit der Transformation bewusst wird. Innovationen zur Entwicklung klimafreundlicher Produkte und nachhaltige Geschäftsmodelle werden als wesentliche Maßnahmen zur langfristigen Sicherung des eigenen wirtschaftlichen Erfolgs gesehen und auch vielfach bereits in Angriff genommen,“ erklärt Wolfgang Anzengruber, ehem. Verbund CEO und CEOs for Future Vorstand.
Hauptsorgen der CEOs: Inflation, wirtschaftliche Volatilität und Cyberbedrohungen
Während Cyber- und Gesundheitsrisiken im Vorjahr noch als die größten Bedrohungen für Unternehmen galten, stehen in diesem Jahr die Auswirkungen des wirtschaftlichen Abschwungs ganz oben auf der Agenda der CEOs. Für Österreichs Führungskräfte stellen die Inflation (38 %), makroökonomische Volatilität (38 %) und Cyberbedrohungen (22 %) die größten Sorgen dar. Ein geringeres Bedrohungspotenzial wird dem Klimawandel zugeschrieben: Nur 19 % der heimischen CEOs (14 % weltweit) gibt die Klimakrise als eine der Hauptsorgen für 2023 an.
Das Risikobewusstsein scheint sich auf lange Sicht allerdings zu ändern: In den nächsten fünf Jahren stellt die Klimakrise für heimische Führungskräfte (28 %) die zweitgrößte Bedrohung dar. Die Angst vor weiteren Pandemien schwindet: Keine Führungskraft hierzulande sieht sich in den kommenden zwölf Monaten Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Im Vorjahr stuften in Österreich 48 % dieses Risiko noch als hoch ein.
Langfristig gesehen – im Hinblick auf die nächsten zehn Jahre – sind sich alle heimischen CEOs einig (100 %), dass sich der Fachkräftemangel auf die Rentabilität ihrer jeweiligen Branche am stärksten auswirken wird. Weltweit betrachtet stellt dieser nur die drittgrößte Sorge dar. Weiters werden regulatorische Änderungen (88 %), sich ändernde Kundenbedürfnisse (82 %) und Lieferkettenstörungen (73 %) als die größten Einflussfaktoren eingestuft.
Risikominimierung: Heimische CEOs setzen auf Kostenreduzierung und Preiserhöhungen
Die wachsende Sorge über geopolitische Entwicklungen veranlasst CEOs dazu, Aspekte ihrer Geschäftsmodelle zu überdenken. Als Reaktion auf das derzeitige Wirtschaftsklima erhöhen zahlreiche heimische CEOs die Preise ihrer Produkte und Dienstleistungen (75 %), setzen auf alternative Zulieferer (41 %) und reduzieren ihre operativen Kosten (41 %).
Trotzdem bleibt der Mensch im Mittelpunkt der Transformation: Denn Führungskräfte senken die Kosten, aber nicht die Mitarbeiterinnenzahl und Mitarbeiterzahl oder die Vergütung. Lediglich ein Drittel der heimischen CEOs zieht in den nächsten 12 Monaten einen Personalabbau in Erwägung. Der Großteil (78 %) hat auch nicht vor, die Gehälter zu kürzen. Gleichzeitig investiert die überwiegende Mehrheit der CEOs weiter, insbesondere in den digitalen Wandel. Im Jahr 2023 möchten die CEOs vor allem in Automatisierungsprozesse und -systeme (75 %), Mitarbeiterinnen undn Mitarbeiter-Upskilling (72 %) sowie in den Einsatz neuer Technologien (66 %) investieren.
„Der Schwerpunkt der CEOs liegt derzeit zwar auf der Kostensenkung, aber mit dem ausdrücklichen Ziel, zukunftsweisende Investitionen zu ermöglichen. Der technologische Wandel sorgt für eine nachhaltige Änderung, die unter anderem dem Klimawandel entgegenwirkt und uns trotz des Fachkräftemangels hilft, unsere Leistungen zu erbringen,“ erklärt Rudolf Krickl.
Klimaschutz nimmt Fahrt auf
Obwohl noch große Fortschritte nötig sind, um die globalen Klimaziele zu erreichen, haben 9 von 10 Unternehmen (90 %) in Österreich Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen bereits umgesetzt oder arbeiten aktuell daran – das sind mehr als noch im Jahr zuvor (79 %). Damit liegt Österreich über dem weltweiten (65 %) als auch europäischen Durchschnitt (76 %) und sogar vor Deutschland (81 %). Rund drei Viertel (ca. 70 %) setzen auf die Entwicklung von innovativen, klimafreundlichen Produkten und Prozessen sowie datengestützte Nachhaltigkeitsstrategien, um Emissionen zu reduzieren und Klimarisiken abzumildern.
„Unternehmen erkennen zunehmend, dass Net-Zero-Initiativen auf lange Sicht im Fokus der Unternehmensstrategien stehen müssen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren und den eigenen wirtschaftlichen Erfolg langfristig zu sichern. Erfreulicherweise steht der Klimaschutz bereits hoch oben auf der Agenda der heimischen CEOs“, so Rudolf Krickl.
„Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger stehen heute vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen kurzfristig Krisen und Unsicherheiten bewältigen und gleichzeitig ihre Unternehmen langfristig umgestalten. Unsere Zahlen zeichnen jedoch kein trübes Bild für das Jahr 2023, sondern vielmehr, dass die Führungskräfte die Zukunft aktiv mitgestalten werden. In Zeiten des Umbruchs braucht es Mut und Vertrauen, um dem Wandel gemeinsam zu begegnen und zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln,“ schließt Rudolf Krickl.
Über die Studie
PwC befragte 4.410 CEOs im Oktober und November 2022. Die globalen und regionalen Zahlen im Bericht sind proportional zum nominalen BIP des Landes oder der Region gewichtet, um sicherzustellen, dass die Ansichten der CEOs für alle Regionen repräsentativ sind. Die Zahlen auf Branchen- und Länderebene basieren auf ungewichteten Daten aus der gesamten Stichprobe von 4.410 CEOs. Die Interviews wurden mit CEOs aus drei globalen Regionen (Nordamerika, Westeuropa und Asien-Pazifik) geführt. Die vollständigen Ergebnisse können hier abgerufen werden, die Interviews unter strategy-business.com/mindoftheceo. (red)