WIEN. Nicht nur in Zeiten einer anstehenden ORF-Gesetzesnovelle stellt sich die Frage, womit der ORF seine Gebührenfinanzierung legitimiert. Der Public-Value-Bericht 2022/2023 soll darüber Aufschluss geben und wurde am Dienstag im Rahmen eines Dialogforums präsentiert. Darin wird erneut auf eine Integral-Studie verwiesen, wonach 95 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren zumindest ein ORF-Angebot nutzen. 75 Prozent erachten öffentlich-rechtlichen Rundfunk als wichtig.
Auf ca. 130 Seiten legt der ORF in einem Heft mit "Zahlen, Daten und Fakten" dar, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des größten Medienunternehmen des Landes in Radio, TV und online den gesetzlichen Auftrag erfüllen würden. Auf 140.160 Programmstunden, 173.150 Online-Stories oder auch 100 Podcasts verweist der ORF. Die vielen Informationssendungen spielen für den ORF eine wichtige Rolle, beschert doch etwa die "ZiB1" regelmäßig ein Millionenpublikum. Vorgeschrieben ist dem ORF, die Barrierefreiheit seiner Programme sukzessive zu erhöhen. Im TV waren 16.371 Stunden mit Untertitelung versehen, 2.599 Stunden wurden mit Audiodeskription und Audiokommentar angeboten, 642 Sendestunden in Österreichischer Gebärdensprache. Nachrichten in einfacher Sprache gibt es etwa auf ORF III, in den Regionalradios oder online auf news.ORF.at, weist der Bericht aus.
Auch Unterhaltung ist wie Kultur und Sport im öffentlich-rechtlichen Auftrag festgeschrieben. Quizsendungen und Shows machten fast 1.200 Sendestunden aus, die Kategorie "Film/Serie Unterhaltung" 3.632 Stunden, "Film/Serie Spannung" 2.452 Stunden. Ca. 100 Millionen Euro steckt der ORF jährlich in die Film- und Fernsehwirtschaft, womit etwa "Landkrimis" und die Serien "Alles finster" oder "Tage, die es nicht gab" produziert wurden.
Der Sport kommt auf ORF 1 und ORF 2 auf 1.470 Sendestunden - 1.031 davon live. Dabei dominiert Fußball (ca. 341 Live-Stunden) das Ranking vor Ski Alpin (ca. 194 Stunden) und Ski Nordisch (ca. 162 Stunden). Weitere 1.888 Livestunden kommen auf ORF Sport + hinzu.
Auch auf Social-Media-Plattformen ist der ORF vertreten. Die "ZiB" hat auf Facebook ca. 850.000 Fans, Ö3 ca. 673.000 Fans. Reichweitenstärker ist die "ZiB" mit ca. 957.000 Followern auf Instagram. Auf TikTok hat sie ca. 374.000 Follower. Dabei punktet der ORF auf Facebook offenbar mit skurrilen Geschichten - führen diese doch das Top-5-Ranking der vergangenen Zeit an. An der Spitze stand der Bericht über das rätselhafte Erdloch beim Fußballspiel Österreich gegen Dänemark mit einer Durchschnittsreichweite von 2,3 Millionen. An zweiter Stelle taucht "Mit dem Pferd in die Arbeit: Hohe Spritpreise" auf (1,2 Mio. Durchschnittsreichweite) auf.
Abseits harter Zahlen enthält der Bericht auch Beiträge von bekannten ORF-Mitarbeitern wie Hanno Settele und Christian Wehrschütz, die einen Blick hinter die Kulisse gewähren. Auch Wissenschafter äußern sich und formulieren etwa Thesen zur Vertrauenswürdigkeit.
Ein ebenfalls veröffentlichtes Qualitätsheft befasst sich damit, wie der ORF seine Qualität prüft. Neben dem Public-Value-Bericht sind etwa Programmstrukturanalysen für Radio und TV, eine Public-Value-Studie und eine Publikumsratsstudie vorgesehen. Im Rahmen der ORF-Qualitätssicherung werden zudem Expertengespräche durchgeführt, um festzustellen, was Wissenschafter und Fachleute vom ORF verlangen. Dreimal pro Jahr lädt der ORF zu Publikumsgesprächen, wo Wahrnehmung und Zufriedenheit des Publikums mit den ORF-Angeboten evaluiert und ein Dialog mit den Programmverantwortlichen ermöglicht wird.