••• Von Nadja Riahi
Alexandra Vetrovsky-Brychta ist zur neuen Präsidentin des Dialog Marketing Verbandes Österreich gewählt worden. Als jahrelanges Vorstandsmitglied und zuletzt als Vizepräsidentin konnte sie viele Erfahrungen sammeln. Mit medianet sprach sie über ihren Werdegang, ihre Pläne und den Standort Österreich.
medianet: Gratulation zu Ihrer neuen Funktion als Präsidentin des DMVÖ, Frau Vetrovsky-Brychta. Seit 35 Jahren sind Sie die erste Frau an der Spitze des Verbandes. Warum ist es so wichtig, solche Positionen mit Frauen zu besetzen?
Alexandra Vetrovsky-Brychta: Ich freue mich sehr und es ist mir eine wirklich große Ehre, von den Mitgliedern gewählt worden zu sein. Das zeigt, dass sie mit meiner Leistung zufrieden sind.
Umso schöner ist es, dass wir damit auch ein gesellschaftspolitisches Zeichen für die Gleichbehandlung von Frauen in der Wirtschaft setzen können. Es ist wichtig, Teams divers zu besetzen. Von den verschiedenen Generationen und Hintergründen profitiert jeder Bereich der Wirtschaft. Wenn Marketer divers sind, dann sprechen sie ein diverseres Publikum an.
medianet: Wie ist Ihnen der Aufstieg an die Spitze des DMVÖ gelungen?
Vetrovsky-Brychta: Aus meiner Sicht haben hier drei Faktoren eine Rolle gespielt: meine Leistung, mein Mentor Anton Jenzer und das Timing. Einerseits braucht man natürlich das Wissen, die Leidenschaft und die Leistung, um eine solche Position ausüben zu können. Der zweite Faktor ist, dass ich mit Anton Jenzer einen Förderer habe, von dem ich beruflich wie menschlich sehr viel lernen durfte. Er hat mir zu dieser Sichtbarkeit verholfen und damit auch die Grundsteine meiner Karriere gelegt. Und der dritte Punkt ist, wie schon angesprochen, das richtige Timing. Es war jetzt der richtige Zeitpunkt, den Verband neu auszurichten.
medianet: Stichwort Neuausrichtung … Welche Veränderungen haben Sie in den letzten Jahren in der Dialogmarketingbranche gesehen und wie haben Sie als Verband darauf reagiert?
Vetrovsky-Brychta: Es hat sich viel verändert, vieles ist aber auch gleich geblieben. Unser zentrales Thema ist und bleiben die Daten. Daten sind nicht nur Basis von Dialogmarketing, sondern auch die Basis der Digitalisierung.
Dialogmarketing soll dabei helfen, die Marketing-, Produktentwicklungs- und Verkaufsaktivitäten eines Unternehmens zu verbessern. Früher war Dialogmarketing und Direktmarketing eine Art Spezialdisziplin des Marketing, heute sagt man dazu ‚Data Driven Marketing' und es ist ein zentraler Marketing-Ansatz.
Diese Personalisierung, die jeder von uns kennt, wenn er in einen Webshop reingeht, ist mittlerweile State of the Art. Wir wollen als DMVÖ Unternehmen bei ihrer Data Driven Customer Journey unterstützen, konkrete Umsetzungshilfen und Wissen bereitstellen und den Austausch fördern. Wenn der Kunde die Produkte, die ihm beim Einkauf im Internet vorgeschlagen werden als nützlich empfindet, dann wird er nichts dagegen haben, dass seine Daten verwendet werden.
medianet: Was können die Mitglieder von Ihnen erwarten?
Vetrovsky-Brychta: Der Dialogmarketingverband ist in erster Linie für seine Mitglieder da. Wir zählen aktuell knapp 750 Mitglieder und es kommen immer wieder Neue dazu.
Wir richten unsere Aktivitäten an den Herausforderungen unserer Mitglieder aus. Aktuelle Themen sind zum Beispiel die ePrivacy-Verordnung. Uns ist Datenschutz sehr wichtig, es darf jedoch nicht zu einer Überregulierung kommen. Klare und transparente Rahmenbedingungen zu entwickeln und zu kommunizieren, dafür setzen wir uns ein.
Die Ur-Aufgabe einer Brancheninteressensvertretung ist es, einen Mehrwert für ihre Mitglieder zu schaffen. Wir werden auch unsere ‚Excellence Academy' weiterführen und präsentieren in Kürze unser neues Kursprogramm, das an die neuen Herausforderungen im Marketing angepasst wird.
Zusammengefasst können die Mitglieder eines erwarten: und zwar, dass wir jetzt nicht den kompletten DMVÖ neu bauen, sondern vielmehr dieses solide Gebäude um einen Stock ergänzen. Wir möchten der Partner für die österreichische datengetriebene Kommunikationsbranche werden.
medianet: Welche Rolle spielen die anderen Kommunikationsverbände in Österreich für Ihre Arbeit?
Vetrovsky-Brychta: Wir haben immer schon einen sehr verbindenden Ansatz, wenn es Kooperationen mit den anderen Kommunikationsverbänden geht.
Wir sind Teil des Marketing Circle Austria, der aus den vier Verbänden MCÖ, ÖMG, iab-austria und eben DMVÖ besteht. Es hat jeder Verband seine Positionierung, aber es gibt immer wieder Schnittmengen. Und die wollen wir mit gemeinsamen Veranstaltungen bespielen. In einem kleinen Land wie Österreich wäre alles andere auch sinnlos – schließlich sitzen wir doch alle im gleichen Boot.
Außerdem sind wir als DMVÖ mit der FEDMA, unserem Europäischen Mutterverband, in Brüssel aktiv, denn viele der rechtlichen Rahmenbedingungen passieren auf EU-Ebene.
medianet: Wenn wir schon bei großen Ebenen sind … Wie man täglich lesen kann, geht der Konsum der Bevölkerung in Österreich stark in die Richtung der Digital Giants. Was kann man hier tun?
Vetrovsky-Brychta: Nicht nur der Konsum, sondern auch die Werbespendings. Es ist mir ein großes Anliegen, für Österreich aktiv zu werden und Unternehmen dabei zu unterstützen, Plattformen und Sales Channels abseits der bekannten GAFA-Unternehmen zu finden.
Der Digitalstandort Österreich liegt mir persönlich sehr am Herzen und deswegen investiere ich gerne meine Zeit in meine neue ehrenamtliche Position als Präsidentin des Dialog Marketing Verbandes.