••• Von Helga Krémer
Vor eineinhalb Jahren hat Christine Scheil die Geschäftsleitung von Sky Österreich übernommen. Dabei brachte sie 15 Jahre Erfahrung in der Pay-TV-Branche mit.
Als Senior Vice President Investor Relations, Equity Capital Markets & Governance bei Sky Deutschland war sie damals bereits viele Jahre das Gesicht von Sky im deuschsprachigen Raum gegenüber dem Finanzmarkt. Wien kam allerdings überraschend für die gebürtige Bad Homburgerin und ist in der Übernahme in die Sky plc. Gruppe begründet.
medianet sprach mit Mrs. Pay-TV über Anfänge, Ausblicke und übers Fernsehprogramm.
medianet: Warum Wien? Hat es Ihnen in Deutschland nicht mehr gefallen?
Christine Scheil: Das kam alles unglaublich schnell und überraschend. Durch die Übernahme der Sky plc. ist der Bereich, den ich vorher geleitet habe, quasi weggefallen. Die Bereiche Eigenkapitalfinanzierung sowie Investor Relations, für die ich davor verantwortlich war, werden in der Holding zentral gesteuert.
Ich bin damals von Carsten Schmidt (Vorsitzender der Geschäftsführung Sky Deutschland, Anm.) gefragt worden, ob ich nicht Lust hätte, in Österreich die Geschäftsleitung zu übernehmen. Ich habe spontan gesagt ‚hört sich super an, würd’ ich gern machen, ist etwas ganz anderes'; dann hab ich eine Nacht darüber geschlafen und dann zugesagt.
medianet: Hatten Sie Probleme mit der Wiener Mentalität? À la ‚hamma ned, geht ned. Was will die jetzt da?'
Scheil: (lacht) Nein, Probleme hatte ich keine. Die Mentalität in Österreich ist natürlich schon ein bisschen anders, aber verglichen mit Deutschland auch nicht sehr unterschiedlich.
medianet: Das heißt, Sie bleiben Sky Österreich noch erhalten?
Scheil: Ja, ich habe nicht vor gleich wieder zu gehen (lacht). Ich bin gefühlt gerade erst angekommen, jetzt wollen wir das Business weitertreiben. Wir haben uns im letzten Jahr toll entwickelt, das letzte Quartal 2016 mit dem Weihnachtsgeschäft war, was das Wachstum bei unseren Abonnenten anging, das beste Quartal, das wir in der Geschichte von Sky Österreich jemals hatten. Wir wachsen stetig bei unseren Erlösen, bei unserem operativen Ergebnis, und da wollen natürlich weitermachen.
Ich kann keine konkreten Zahlen nennen, aber unser klares Ziel ist: wachsen, wachsen, wachsen. Wenn man sich die Sky Gruppe (UK, Irland, Italien, Deutschland und Österreich, Anm.) anschaut, gibt es ganz unterschiedliche Penetrationsraten in den verschiedenen Ländern. Wir sind hier in Österreich in zehn Prozent der Haushalte vertreten, das wollen wir weiter steigern.
medianet: Wachsen – wie, in welchem Bereich?
Scheil: In erster Linie bei den Abonnenten. Es geht ganz klar darum, dass wir mehr Kunden dazugewinnen, möglichst viele unserer bestehenden Kunden halten, also die Kündigungsquote senken und so zu einer höheren Marktdurchdringung kommen.
Beim Programm, wo wir unser Angebot an exklusiven Inhalten, sowohl im Bereich Serien und Eigenproduktionen als auch im Sportrechtebereich, kontinuierlich ausbauen, mit dem Ziel, unseren Kunden das beste Programm zu bieten. Zugleich wollen wir es unseren Kunden so angenehm und einfach wie möglich machen, Sky zu schauen, indem wir bei der Technik – Stichwort Ultra HD, On Demand – Innovationstreiber sind.
medianet: Sie sind seit September 2015 bei Sky in Wien; wie ist Ihre persönliche Bilanz? Zufrieden?
Scheil: Ja, absolut. Wir haben unglaublich viel erreicht. Wir wollten Sky österreichischer machen, das ist uns gelungen. Wir haben Funktionen, die für den lokalen Markt wichtig sind, hier angesiedelt; Funktionen, die man sehr gut zentral steuern kann dagegen, haben wir in Deutschland belassen. Customer Relations Management zum Beispiel wurde früher aus Deutschland für Österreich mitgemacht. Das haben wir im letzten Jahr geändert und am Standort Wien ein Team aufgebaut, das sich nicht nur um unsere neuen Kunden, sondern auch um unsere bestehenden Kunden kümmert. Nun können wir viel besser im Detail auf die Bedürfnisse der österreichischen Kunden eingehen.
medianet: Der österreichische Kunde merkt das wodurch?
Scheil: Die Art und Weise, wie wir die Kunden adressieren. Gerade etwa wurde ein österreich-spezifischer Newsletter etabliert – mit Fokus auf jene Programminhalte, die die Österreicherin, den Österreicher interessieren. Die Resonanz ist sehr gut.
Im Bereich Sport haben wir viele neue Rechte dazubekommen, wie die Erste Bank Eishockey Liga oder auch die ATP Tennis-Rechte, wo wir mit Dominic Thiem einen heimischen Top-Spieler exklusiv im Fernsehen zeigen.
Apropos Live-Sport: Wir bauen heuer eine eigene Sportproduktion im Haus auf und können künftig noch innovativer und flexibler in der Live-Berichterstattung werden. Da tut sich einiges. (siehe auch Timeline unten)
medianet: Sky Österreich bedient jetzt auch Südtirol – wie läuft’s dort?
Scheil: Südtirol entwickelt sich im Rahmen des Angebots, das wir dort haben, gut. Aus lizenzrechtlichen Gründen können wir in Südtirol nicht alles anbieten, dadurch ist das Produkt ein bisschen eingeschränkt. Dementsprechend ist das Wachstum nicht so hoch wie in Österreich, aber wir wachsen.
medianet: Keine Probleme vonseiten Sky Italia?
Scheil: Nein, da gibt es gar keine. Und zwar, weil Sky Italia auch die deutschsprachigen Haushalte in Südtirol gar nicht adressieren kann. Das ist eine Win-win-Situation für die ganze Sky Gruppe und ein Beispiel für die Vorteile, die die Sky plc. mit sich bringt.
medianet: Welche Sky-Gruppen-Vorteile sehen Sie noch?
Scheil: Für Sky in Österreich und Deutschland ist es ein sehr großer Vorteil, dass wir jetzt im Verbund mit so einer großen Gruppe sind. Wir haben viele Synergien, die wir nutzen können, zum Beispiel im Bereich Einkauf. Zum Beispiel nach Hollywood, für die Verhandlungen der Blockbuster-Deals, fahren jetzt nicht einzelne kleinere Anbieter, sondern ein großer Konzern mit einer ganz anderen Marktmacht. Ein weiterer riesengroßer Benefit ist der Knowledge-Transfer zwischen den einzelnen Ländern.
medianet: Apropos Marktmacht: Sind Amazon oder Netflix eine erstzunehmende Konkurrenz oder sogar nützlich im Sinne von ‚belebt das Geschäft'?
Scheil: Wir sehen Wettbewerb grundsätzlich als etwas Positives und begrüßen jeden neuen Player im Markt, der dazu beiträgt, dass der Pay TV-Markt wächst, und die Österreicher vermehrt Alternativen zum frei empfangbaren TV-Programm in Betracht ziehen.
Wenn man der einzige Anbieter ist, muss man mit großem Aufwand den Markt aufbereiten und treiben. Die Bereitschaft, für Pay-Content zu zahlen, steigt, wenn es mehrere Anbieter gibt. Wir müssen nur darauf achten, dass wir weiterhin das beste Programm und das beste Produkt haben, damit die Kunden zu uns kommen. Jede neue HBO-Serie etwa, die in den USA startet, gibt es zeitgleich bei uns auf Abruf. Aber zunächst einmal belebt es das Geschäft, weil sich die Kunden mit dem Thema beschäftigen und Pay-TV generell in Erwägung ziehen
medianet: Was halten Sie von Streaming?
Scheil: Mit Sky Ticket haben wir seit Sommer 2016 einen Streamingdienst, der sich sehr erfolgreich entwickelt. Wer sich nicht auf lange Bindefristen festlegen will, kann damit seine Lieblingsinhalte ort- und zeitunabhängig streamen, ohne dass er dazu ein klassisches Sky-Abo benötigt. Wir sprechen damit eine weitere, vornehmlich jüngere Zielgruppe an, für die Flexibilität sehr wichtig ist, und tragen damit dem veränderten Nutzerverhalten Rechnung. Als Serienfan, der alles so nah wie möglich am internationalen Staffelstart sehen will, kommt man an Streamingdiensten nicht vorbei. Und mit den Sky Supersport Tickets haben wir oben drauf auch ein tolles Angebot für Sport-Begeisterte, die zwischen Tages-, Wochen- und Monats-Laufzeiten wählen können.
medianet: Welches Programm schauen Sie am liebsten? Und wie?
Scheil: Ich liebe Serien! ‚Game of Thrones', ‚Die Medici' oder ‚The People versus OJ Simpson'. ‚The Walking Dead' war jetzt nicht so unbedingt meines, aber unsere Kunden lieben die Serie.
Ich gehe immer gleich in die Rubrik ‚Sky Box Sets'; dort gibt es komplette Staffeln ab Episode 1. So schaue ich am liebsten Serien, unsere Kunden übrigens auch. Abends schaue ich oft mit dem Argument eine Serie, weil sie ja nicht so lang dauert – ein ganzer Film wäre zu viel –, schaue dann aber doch zwei bis drei Folgen.