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© Carina Karlovits/HBF

Die Initiatorin von SGD, Doris Schmidauer setzt sich für die digitale Chancengleichheit von Frauen ein.

Redaktion 09.07.2024

She goes Digital 2023/24: „Win-Win-Situation für Frauen und Unternehmen“

WIEN. Wie erreichen wir eine chancengerechte Digitalisierung und inspirieren insbesondere Frauen und Mädchen, sich für digitale Berufe zu begeistern? Einen konkreten Beitrag dazu leistet She goes Digital. Bereits zum zweiten Mal feierte das Erfolgsprojekt seinen krönenden Abschluss mit 170 Teilnehmer und Vertreter unterschiedlichster Unternehmen in der Wiener Hofburg.

Mit dem Projekt She goes Digital lud die Initiative Digitalisierung Chancengerecht (IDC) gemeinsam mit Microsoft Österreich und ihrem Kooperationspartner, der Bildungsplattform ETC, Frauen unterschiedlichen Alters und beruflicher Herkunft ein, die vielfältigen Berufschancen der Digitalisierung zu entdecken und praktisch zu erproben. Von Oktober 2023 bis Mai 2024 öffneten mehr als 50 Unternehmen/Institutionen ihre Türen, um Frauen und Mädchen zu zeigen, wie Digitalisierung im Unternehmen gelebt wird. Die niederschwelligen Angebote reichten von Workshop-Formaten und Job Shadowing über Vorträge bis hin zu Bootcamps mit Coding-Sessions und Mentoring-Programmen. Rund 500 Teilnehmerinnen nutzten die Chance und meldeten sich für den zweiten Durchgang des Projekts She goes Digital an. Durch die vielfältigen Angebote der Unternehmen erhielten sie einen ersten Einblick in digitale Berufe.

Bundespräsident Van der Bellen betont Wichtigkeit der Chancengleichheit
Die große Abschlussveranstaltung der zweiten Runde von She goes Digital fand in der Wiener Hofburg statt. Dabei ging es um die Frage, wie Chancengleichheit in der Digitalisierung weiter vorangetrieben werden kann. Nicht nur zum Wohle der Frauen, sondern auch als Wettbewerbsvorteil für die gesamte Gesellschaft: „Dass Männer und Frauen gleichermaßen beteiligt sind, gleichermaßen mitbestimmen, das liegt in unser aller Interesse. Gesellschaftlich – und auch wirtschaftlich“, betonte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Rede: „Es würde doch niemand sagen: mit halber Kraft voraus! Nein, natürlich müssen wir mit voller Kraft, mit der Kraft von Frauen und Männern gemeinsam, unsere Zukunft gestalten.“ Derzeit sei vieles, was wir täglich nutzen - von Medikamenten bis zum maschinellen Lernen - von Männern für Männer gemacht. „Frauen müssen daher von Anfang an in Entwicklungsprozesse eingebunden werden“, betonte der Bundespräsident.

Wie gesellschaftliches Umdenken gelingt
Um einen nachhaltigen Wandel zu erzielen, müsse uns ein gesellschaftliches Umdenken gelingen, erklärte Doris Schmidauer, Initiatorin des Projekts. Gleichzeitig sei es wichtig, Frauen durch Projekte wie She goes Digital aktiv zu fördern: „Ob im realen oder im digitalen Raum - Frauen müssen sich mehr ausbreiten, ihren Platz einnehmen“, so Schmidauer: „Digitale Technologien durchdringen mittlerweile alle Lebensbereiche. Sie erleichtern uns vieles, aber es gibt auch Fallstricke: Digitale Technologien können gesellschaftliche Schieflagen verstärken und Stereotype multiplizieren. Es liegt an uns, diese Schieflagen geradezurücken. Jedes einzelne Projekt – so auch She goes Digital – trägt dazu bei. Jede einzelne Frau, die sich ihrer digitalen Kompetenzen bewusst wird, sie entdeckt oder erweitert, trägt dazu bei. Jedes Unternehmen, das diesen Schritt mitträgt und unterstützt, trägt dazu bei. Vielen Dank dafür!“.

Digitale Berufe für Mädchen und Frauen attraktiver machen
„Wir haben das Projekt als Pilot gestartet und es hat uns bestätigt, dass wir mit She goes Digital genau richtig liegen. Gemeinsam mit den Unternehmen ist es uns gelungen, Frauen aller Altersgruppen einen unkomplizierten Einblick in digitale Berufe zu ermöglichen. Damit tragen wir dazu bei, digitale Berufe für Mädchen und Frauen attraktiver zu machen und deren Vielfalt sowie neue Karrieremöglichkeiten für die Zukunft verstärkt aufzuzeigen“, so Ingrid Heschl, HR-Lead bei Microsoft.

Warum gendergerechte Gestaltung der Digitalisierung so wichtig ist
Die Wichtigkeit der gendergerechten Gestaltung von Digitalisierung betonte auch Dr. Johannes Kopf, Vorsitzender des Arbeitsmarktservice Österreich: „In der Welt der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz ist es entscheidend, dass wir Technologien entwickeln, die die Gleichstellung der Geschlechter fördern und die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegeln. Niemand darf zurückgelassen werden. Außerdem müssen wir in die digitale Bildung gerade für Personen mit Pflichtschulabschluss investieren, da diese Gruppe von Arbeitslosigkeit am stärksten betroffen ist. In den AMS-Maßnahmen für Frauen sind digitale Grundkompetenzen schon seit vielen Jahren integraler Bestandteil des Ausbildungsplans. Mit dem Programm „Frauen in Handwerk und Technik (FiT)“ bilden wir Frauen aktiv aus. Ziel muss es sein, dass digitale Tools nicht von Männern für Männer entwickelt werden, sondern dass Frauen sowohl als Anwenderinnen wahrgenommen werden als auch als Entwicklerinnen ihr Potenzial entfalten können. Dig-CERT bietet die Möglichkeit, einen Standard für digitale Kompetenzen einzuführen. Das AMS bietet diesen Selbsttest zur Erfassung der eigenen digitalen Kompetenzen sowohl Mitarbeiter als auch zukünftigen Kunden an.“

Von Skepsis zu Respekt: Eine Führungskraft behauptet sich gegen Altersvorurteile
Aus unternehmerischer Sicht wurde das Thema Frauenförderung in einer spannenden Diskussionsrunde mit Hermann Erlach, General Manager Microsoft Österreich, Susanne Ebm, Senior Vice Presidet IT, Flughafen Wien, Dr. Ronke Babajide, Cybersecurity Leader Fa. Fortinet und Claudia Bernger, Global Vice President People & Culture, Fa. RHI beleuchtet. Auf die Frage, ob sie in ihrer beruflichen Laufbahn die extra Meile gehen musste, erzählte Susanne Ebm von einem einprägsamen Erlebnis zu Beginn ihrer Karriere, als sie die CIOs und CTOs der Flughäfen aus dem DACH Raum am Flughafen Wien Schwechat begrüßte: „Ich war Anfang 30 und erzählte den weißen Herrn im fortgeschrittenen Alter etwas über unseren Flughafen. In ihren Gesichtern sah ich die Frage: ′Wie ist die in diese Position gekommen?′ Ich habe mir dann die Zeit und den Raum genommen und ihnen erzählt, welche Herausforderungen und Verantwortungen ich in der Vergangenheit übernommen habe, um mich für diesen Posten zu qualifizieren. Daraufhin bin ich akzeptiert worden.“

Hermann Erlach unterstrich die Bedeutung von „Male-Ally-Ships“: „Es war sicher manchmal ungewöhnlich, wenn ich mich in rein weibliche Runden reinreklamiert habe. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir es nur gemeinsam, Männer und Frauen zu gleichen Teilen, schaffen, Chancengleichheit in der Arbeitswelt herzustellen.“ Chancengleichheit und das Erkennen von möglichen Perspektiven sind sehr stark im privaten Umfeld verhaftet. So erzählte Claudia Berger, dass in ihrer Firma sehr wohl auch Frauen arbeiten, dieser Anteil jedoch sehr gering ist. RHI Magnesita stellt Feuerfestprodukte, Systeme und Lösungen für Hochtemperaturproduktion her. Dies wird vor allem für die Stahl, Zement und Glasherstellung benötigt. Frauen, die bei RHI arbeiten, so Berger, kommen aus Familien, wo bereits der Vater, der Bruder und Cousin in diesem Bereich arbeiten. „Frauen aus diesen Familien wachsen damit auf und sehen es als Möglichkeit, in unserer Branche Fuß zu fassen. Andere sehen diesen Karriereweg gar nicht.“ Auch Ronke Babaiide, Cybersecurity Expertin, unterstrich die Wichtigkeit von Role Models: „Die wenigsten Mädchen werden in der Schule sagen, ich will Cybersecurity Expertin werden. Aber warum eigentlich nicht? Weil sie diese Vorbilder oder Role Models nicht in ihrem Umfeld haben. Deshalb ist jedes einzelne Programm, dazu gehört auch She goes Digital, welches Mädchen und jungen Frauen ihre Möglichkeiten in der IT aufzeigt, von unschätzbarem Wert.“

Erfolgsgeschichten von She goes Digital
Was passiert, wenn Mädchen einmal Gefallen an der IT gefunden haben, zeigten Laura Mayr und Carina Platt, Schülerinnen der Hertha Firnberg Schule in Favoriten und Teilnehmerinnen des Female Lehrlingshackertons, sehr eindrucksvoll. Sie stellten ihre App „ShareSphere“ vor, die sie im Rahmen des Hackertons selbst entwickelt und programmiert hatten. Das Publikum staunte nicht schlecht, als die 14-jährigen Mädchen nicht nur eine erstklassige User Journey zeigten, sondern auch stolz den Code präsentierten, mit dem sie die App programmiert hatten. Abgerundet wurde das Programm durch Interviews mit Nina Hechenberger und Anna Haider, zwei Teilnehmerinnen des Projekts She goes Digital. Beide betonten die Einzigartigkeit des Programms, kostenlos in Unternehmen hineinschnuppern zu können, um herauszufinden, ob eine IT-Karriere das Richtige für sie ist. Für Anna Haider war dies der Fall, sie arbeitet heute bei Communardo als Cloud Sales Managerin. Nina Hechenberger nahm unter anderem am Workshop der Firma ETC teil und erfuhr dort mehr über die vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten in der IT. Sie absolvierte erfolgreich das ITgirls Boostcamp und erlangte damit das Microsoft Grundlagenzertifikat AI 900 für künstliche Intelligenz.

She goes Digital lädt zur nächsten Runde
Auch 2024/25 geht She goes Digital in die nächste Runde! Denn wie im Rahmen der Veranstaltung verkündet wurde, geht das Projekt weiter und bietet weiterhin eine Win-Win-Situation für Frauen und Unternehmen: Mädchen, Wiedereinsteigerinnen und Frauen 50+ haben auch im kommenden Herbst die Möglichkeit, die vielfältigen Angebote des Projekts zu nutzen und so einen Einblick in die Digitalisierung zu erhalten. Umgekehrt haben Unternehmen die Chance, weibliche Talente kennenzulernen und sich als attraktiver Arbeitgeber für Frauen zu präsentieren. Denn, wie Doris Schmidauer abschließend betonte: „Wer die Frauen finden will, kann auch Wege finden!“

* Liste der teilnehmenden Unternehmen und Institutionen:

A1 Telekom Austria , ABZ*Austria, ACDP – Austrian Center for Digital Production, AMS, AIT – Austrain Institute of technology, Apprentigo, Asfinag, Avanade, Axians, BRZ, CityRiddler GmbH, Coca-Cola HBC Austria GmbH, Communardo, Crayon, DaVinciLab, Digital City Wien, ETC – Enterprise Training Center, FH Technikum Wien, Fortinet, Genetec, Hafen Wien, Hempstatic GmbH, Hertha Firnberg Schulen, Ikea, Independo, Kunsthistorisches Museum Wien, LEA - Let's empower Austria, lp-digital, MATR, Mathausen KZ-Gedenkstätte, Microsoft, Mondigroup, MP2 IT-Solutions, Nagarro SE, ÖBB, Österreichische Präsidentschaftskanzlei, pcode - passion for people, PWC, RHI Magnesita, SBA Research, Tietoevry, Universitätsbibliothek der TU Wien, Viennaairport, Wienenergie, Winer Linen, WKO Inhouse, WOMENinICT

Weitere Infos finden Sie unter:

https://www.skills-campus.at/shegoesdigital/

und unter:

https://www.idc.vision/

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