KIEW / BERLIN. Vor der Parlamentswahl in der Ukraine am Sonntag hat die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) einen besseren Schutz von Journalisten aufgefordert. Staatschef Wolodymyr Selenskyj müsse dafür sorgen, dass Journalisten "in der aufgeheizten Lage im Land nicht zwischen die Fronten geraten", erklärte Vorstandssprecherin Katja Gloger am Donnerstag in Berlin.
"Wir sind sehr besorgt angesichts der wachsenden Gewalt gegen Medienschaffende in der Ukraine." ROG verwies unter anderem auf den tödlichen Angriff auf den Investigativ-Journalisten und Anti-Korruptionsaktivisten Wadim Komarow aus der zentralukrainischen Stadt Tscherkassy. Er war Anfang Mai von Unbekannten überfallen worden und erlag am 20. Juni seinen schweren Verletzungen.
Der Journalist war laut Reporter ohne Grenzen bekannt für seine Berichte über Korruption in der Stadtverwaltung, die Veruntreuung öffentlicher Gelder und fragwürdige Immobiliengeschäfte. "Der Mord an Wadim Komarow muss so schnell wie möglich aufgeklärt werden", forderte die Vorstandssprecherin. Nach dem Tod des Journalisten hatte auch der Europarat Aufklärung gefordert.
Auf der von Reporter ohne Grenzen regelmäßig veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit steht die Ukraine auf Rang 102 von 180. Zwar herrscht in der Ukraine ein relativ hohes Maß an Pressefreiheit. Allerdings kommt es in der Ex-Sowjetrepublik immer wieder zu Angriffen auf Journalisten. Zuletzt habe die Gewalt wieder zugenommen, erklärte ROG. (red)