WIEN. Von kulturellen Spielstätten der öffentlichen Hand, über Event-Agenturen, die Messen, Konzerte, Ausstellungen, Tagungen oder Events konzipieren, veranstaltungstechnischen Dienstleistern, die planen, realisieren, ausstatten oder verleihen bis hin zu produzierenden Unternehmen, die Scheinwerfer, Beschallungssysteme oder Bühnentechnik herstellen – Veranstaltungen sind komplexe Dienstleistungen, die von mehr als einem Partner erbracht werden.
Aus diesem Grund ist die Veranstaltungsbranche auch charakterisiert durch ihre heterogenen Strukturen, in denen ein Rad perfekt ins andere greifen muss, um für die Auftraggeber das bestmögliche Ergebnis sicher und
professionell zu gewährleisten. Allerdings sind die derzeitigen Herausforderungen vielfältig und groß.
Denn die Leidensfähigkeit der rund 120.000 Professionisten in diesem wichtigen Wirtschaftsbereich wurde in den letzten mehr als eineinhalb Jahren auf eine harte Probe gestellt. Keine andere Branche war so lange im Lockdown wie die Veranstaltungswirtschaft. Die Coronakrise hat viele Unternehmen der Branche aufgrund der immer noch anhaltenden und drohenden Einschränkungen wirtschaftlich
durchgerüttelt. Noch ist kein Ende in Sicht. Doch bereits jetzt kämpfen Österreichs Veranstaltungsdienstleister mit zusätzlichen Herausforderungen.
Fach- und Hilfskräfte fehlen
Eine Herausforderung ist vor allem die Abwanderung von Fachkräften in andere Branchen. Entscheidende Gründe waren und sind deren Perspektivlosigkeit in der Branche und/oder zu geringer Verdienst in der monatelangen Kurzarbeit. Bestehendes bzw. verbleibendes Personal muss besser bezahlt werden, um „gehalten“ zu werden. Die damit verbundenen höheren Personalkosten müssen allerdings erst einmal verdient werden – die monatelangen Planungszeiten verschärfen dies weiters. Der enorme Druck, die sehr kurzfristigen Aufträge, in gewohnten Qualitätsstandards mit vermindertem Personalstand zu erhalten, macht Unternehmern enorm zu schaffen.
Weniger Ausbildungsmöglichkeiten in Unternehmen
Betriebe mussten auch ihre Aktivität in Sachen Ausbildung erheblich reduzieren. Es gab nur wenige Ausbildungsplätze seit März 2020, da während der Kurzarbeit auch die Ausbildungsmöglichkeiten aufgrund der fehlenden Ausbildner massiv beschränkt waren. Der Aufbau von Fachkräften dauert Jahre. Der bestehende Mangel an Hilfskräften verschärft die Situation zusätzlich.
Höhere Anforderungen an Locations, Veranstalter und Dienstleister
Auch die Anforderungen an ein umfassendes Hygienemanagement in Locations steigen laufend.
Desinfektionsspender, Reinigung und Security, Vermeidung unnötiger Warteschlangen, Beschleunigung von Abläufen werden selbstverständlich sein, genau so wie ein verbessertes
Raumluftmanagement in Spielstätten. Darüber erhöhen sich auch Standards für die operative Kompetenz von Veranstaltern und Dienstleistern im Bereich von Infektionsschutz und Hygienemanagement. Das Ergebnis: Höhere Location- und Produktionskosten, die letztlich wieder
von den Auftraggebern getragen werden müssen.
Es muss teurer werden
Die erhöhten Personal- und Logistikkosten, Aufwendungen der Locations sowie die massiv gestiegene Rohstoffpreise werden zukünftig miteinkalkuliert werden müssen. Fazit: Events zu veranstalten, wird insgesamt teurer.
Solidarität in der Branche
Fairer Wettbewerb und Qualität statt Quantität, mangelhafter Preisstruktur und unsolidarischem Preisdumping wünschen sich viele Betriebe der Branche. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie dies branchenintern realisiert wird. (red)