Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
ALT. In wenigen Wochen habe ich mein 25jähriges Maturatreffen. Beim 18jährigen, vor acht Jahren, da war ich also 35, war auch eine Lehrerin dabei. Es war ein wirklich schöner Nachmittag voller Erinnerungen, bis die Frau Professor plötzlich meinte: „Ihr wisst aber schon, dass ihr jetzt so alt seid, wie ich damals, als ich euch unterrichtet habe.” Bumm, der saß!
Ein Satz wie ein Schlag in die Magengrube
Uns wurde in diesem Moment plötzlich bewusst, dass wir „alt” sind. Denn als Teenager in der Oberstufe war auch eine damals vermutlich 35jährige „Frau ’fessa” doppelt so alt wie wir und damit eben ein Oldie.
Nun waren wir also selbst die Oldies. Und wie hieß es bei Hildegard Knef so schön: „Von nun an gings bergab”, denn: Wenn ich mir den unbekümmerten Kommunikationsstil der „Jungen” ansehe, fühle ich mich mit meinen Anfang Vierzig einfach nur mehr alt und langsam.
Nicht nur, dass man gleich beim „Du” ist auf Twitter und Co, Telefonieren hat man offenbar auch verlernt: Ist der Praktikant krank, ruft er nicht brav an, sondern schickt um 08:30 in der früh eine flockig-flapsige WhatsApp – er hat ja unsere private Handynummer –, dass er aufgrund von Magenproblemen eben nicht komme.
Für jemand wie mich eine sonderbare Form der Entschuldigung, dass man nicht in die Arbeit kommen könne – für die 20-Jährigen von heute eine völlig normale Art der Kommunikation und eine ganz und gar nicht unhöflich gemeinte.
Das Problem ist, dass wir 40-jährigen, alten Knacker bei der Transformation der Verständigung bzw. bei der Abschaffung gewisser alter guter Regeln nicht mehr mitgekommen sind.
Wir empfinden das Du von den Jungen oder das mit uns Kommunizieren via Messenger und Co als unhöflich, weil uns ein gewisser Vorlauf hin zu dieser sehr direkten Kommunikation einfach abhandengekommen ist. Die Generation nach uns ist aber schon gleich ohne diese aufgewachsen – ein Problem, mit dem wir uns nun herumschlagen müssen.