Leitartikel ••• Von Dinko Fejzuli
SAMMELLEIDENSCHAFT. In den 80er-Jahren gab es einen legendären Werbespot mit dem noch legendäreren Joki Kirschner für ein Bankinstitut, in dem er meinte „Geld macht glücklich, wenn man rechtzeitig d’rauf schaut, dass man’s hat, wenn man’s braucht”.
So etwas in der Art dürften sich die USA in Bezug auf personenbezogene Daten auch gedacht haben, als sie nun den Antrag stellten, dass Reisende, die in die USA wollen, eine Einwilligung dazu geben müsste, auch seine digitale Präsenz, etwa auf Twitter, Facebook &% Co., preiszugeben.
Die amerikanischen Heimatschützer sollen sich aber auch für diverse Postings interessieren, die man jemals wo hinterlassen hat.
Waren Sie schon mal Terrorist?
Zu bereits jetzt schon etwas komisch anmutenden Fragen auf Visaanträge wie: „Waren Sie jemals oder sind Sie gegenwärtig an Spionage- oder Sabotageakten an terroristischen Aktivitäten oder an Völkermord beteiligt?” kommen wohl künftig solche hinzu wie: „Haben Sie jemals auf Facebook gedroht, die Katze des Nachbarn in der Regentonne zu ertränken?”
Ich würde sicherheitshalber mal beide wahrheitsgetreu beantworten. Denn das Komische an der Sache ist: Ablehnungsgründe, in die USA gelassen zu werden, sind in erster Linie dann gegeben, wenn man Fragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet. Nachbars Katze ersaufen ist also so lange ein Ordnung, so lange man es nicht verheimlicht.
Generell stellt sich die Frage nach dem Sinn der ganzen Aktion, denn Staaten sammeln bereits jetzt eine unglaubliche Menge an Daten über eigene und fremde Bürger.
Ob ich einen Facebook-Account habe oder nicht, wird die US-amerikanische Einreisebehörde vermutlich schon längst wissen. Warum sie mich dann extra danach nochmals fragt, ist mir also nicht ganz klar.
Auch praktisch stelle ich mir die ganze Sache etwas kompliziert vor; allein der Aufwand, all die Daten zu scannen, muss enorm sein.
Logisch klingt mir deshalb Folgendes: Die Zeit, die die Behörden den Social-Media-Angaben widmen wollen, beträgt laut der Schätzung der eigenen Grenzschutzbehörde CBP exakt in Minuten gerechnet: null.
Bye, bye auf Nimmerwiedersehen
Dass die ganze Sache trotzdem ganz schnell auch ungemütlich werden kann, davon berichtete vor Kurzem die Wochenzeitung Die Zeit.
Da hat ein deutscher Staatsbürger, der bis dahin jahrelang ohne Beanstandung in die USA gereist ist (ihm gehört sogar eine Immobilie in Florida), bei seinem Einreisegenehmigungs-Antrag wesentliche Fehler gemacht. Er hat alle Fragen, die mit „Nein” beantwortet werden sollten, mit „Ja” beantwortet. Er sagte, er sei abgelenkt gewesen und habe die „falsche Reihe” durchgeklickt. Statt überall auf Nein zu klicken, drückte er irrtümlich bei Fragen nach ansteckenden Krankheiten, Straftaten und anderen illusteren Dinge immer auf Ja. Die Folge: Die Einreise wurde ihm – er ist übrigens auch beruflich in den USA tätig – auf Dauer verweigert.
Wenn man Sie also künftig fragt, ob Sie gern Katzen ersaufen: Nicht vergessen, immer schön bei der Wahrheit zu bleiben!