••• Von Gianna Schöneich
Die Einstellung des WirtschaftsBlatt am 2. September wirft einmal mehr die Frage auf, wie es mit der Branche weitergehen soll. Es wird von „Förderskandal” gesprochen. Bis zu 658.000 € Presseförderung hätte das Blatt gerade erst „kassiert”. Doch was ist die Lösung? Muss die Presseförderung erhöht werden, um die Zeitungen zu retten?
Gegenüber dem Standard erklärte der Styria-Vorsitzende Markus Mair, auch mehr Geld hätte das WirtschaftsBlatt nicht gerettet.
„Diese Einsicht ist ja zum einen beachtlich, sie schließt aber nicht die Einsicht ein, dass das Styria-Management in den letzten Jahren die vielleicht falschen Entscheidungen getroffen hat. Die Redaktion zu verkleinern, versierte redaktionelle Kräfte durch billigere junge zu ersetzten, dürfte gerade für ein Special-Interest-Blatt, das hohe Qualität verspricht, nicht aufgehen”, so Kommunikationswissenschaftler Fritz Hausjell auf Nachfrage von medianet.
Die Einstellung des Printmediums heizt die Diskussionen rund um die Presseförderung an. Am 19. September soll eine Enquete zu jener stattfinden – höchste Zeit, bedenkt man, dass bereits 2013 klar war, dass das bestehende System „nicht effizient” ist. Der verstorbene Kommunikationswissenschaftler Hannes Haas wurde vom Bundeskanzleramt mit einer Evaluationsstudie beauftragt; statt einer Titelförderung sprach sich dieser für eine Inhaltsförderung aus. Außerdem sollte die Presseförderung von 8,8 Mio. auf 15 bis 20 Mio. € erhöht werden.
Die Forschung einbinden
„Mehr Geld für Bestehendes einzusetzen, das schiebt nur den Untergang für einige Zeit hinaus. Zudem ist das sehr teuer und wird die Probleme der Sicherung des Journalismus unter neuen Rahmenbedingungen nicht schaffen. Die Medienförderung muss dramatisch in Richtung Journalismusförderung entwickelt werden. Die meisten Tageszeitungen bieten heute weniger Vielfalt als sie versprechen, leisten weniger investigativen Journalismus, als unter den aktuellen Rahmenbedingungen nötig wäre. Sie haben zumeist nur wenig überzeugende Verbindungen mit neuen digitalen Möglichkeiten entwickelt. Die Rekrutierung neuer Mitarbeiter erfolgt selten einem Konzept folgend, zumeist läuft sie auf die Vermehrung des Gleichen hinaus.
Die Gesellschaft ist heute viel vielfältiger als die meisten Redaktionen. Die Weiterbildung der bestehenden Mitarbeiter ist für eine Branche, die sich seit vielen Jahren in der Krise sieht, nicht intensiviert geworden. Die Forschung in die Suche nach Lösungen einzubinden, ist für die meisten in der Medienbranche weiter ein Fremdwort. Wenn die Medienpolitik den klassischen Medien in der Krise helfen will, dann gilt es, in diesen Bereich durch Innovationsförderungen anzusetzen”, so Hausjell.
Fünf Töpfe der Förderung
Der VÖZ fordert eine Erhöhung der Presseförderung auf 35 Mio. € und schlägt für die Vergabe fünf Töpfe vor; diese sollen aus qualitätsfördernden Maßnahmen, Vielfaltsförderung, Bildungsförderung, Förderung für die Lese- und Medienkompetenz an Schulen und letztlich die Digitalpresseförderung bestehen.
Will man tatsächlich auf die Forderungen des VÖZ eingehen, müssten 26,5 Mio. € mehr für die Presseförderung aufgetrieben werden. Und es stellt sich unweigerlich die Frage nach der Bewerkstelligung dessen. Medienminister Thomas Drozda schlug einst vor, Inseratenbudgets öffentlicher Stellen zu kürzen und das gesparte Geld in die Förderung zu stecken.
Egal welche Strategien letztlich zum Tragen kommen: Klar ist jedenfalls, dass man den Forderungen nach 35 Mio. € nicht nachkommen kann.
Auf dem österreichischen Markt gibt es nach Schließung des WirtschaftsBlatt lediglich noch 13 Kaufzeitungen. „Das ist im internationalen Vergleich eine ohne Zweifel sehr geringe Titelanzahl im Tagespressesektor; sie ist dem Umstand geschuldet, dass gegen die starke Pressekonzentration zu spät und dann mit letztlich wenig effizienten Mitteln der Medienpolitik gegengesteuert wurde”, erklärt Hausjell.
Branchenstiftung gefordert
Über 60 Personen werden aufgrund der Schließung des WirtschaftsBlatt ihre Jobs verlieren. Die Journalistengewerkschaft in der GPA-djp fordert eine Branchenstiftung.
„Das halte ich für ausgesprochen sinnvoll. Sie bietet für jene, die durch den Strukturwandel ihren Journalistenjob verlieren, die Möglichkeit, sich zügig besser zu qualifizieren. Zugleich kann eine Branchenstiftung als Entwicklungslabor für neue Antworten des Journalismus an die Herausforderungen medialen Strukturwandels fungieren.”