Leitartikel
••• Von Sabine Bretschneider
ZAHLENSPIELE. In Niederösterreich werden Photovoltaik-Anlagen im geförderten Wohnbau ab Jänner 2023 verpflichtend. Was nicht alles möglich ist … Von 2011 bis 2017 sind die Kosten der Stromerzeugung aus Photovoltaik übrigens um 75% gefallen. 2020 stellten PV-Anlagen, die auf guten Standorten und mit günstigen institutionellen Bedingungen errichtet werden, laut Angaben der Internationalen Energieagentur IEA überhaupt die günstigste Form der Stromerzeugung der Geschichte dar – und das war, bevor die fossilen Energieträger wegen des Ukrainekriegs wilde Preiskapriolen geschlagen haben. Hätte man externe Kosten der fossilen Stromerzeugung – Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschäden – berücksichtigt, wäre Solarstrom schon viel früher konkurrenzfähig gewesen.
Am 1. Oktober dieses Jahres ist die CO2-Steuer in Österreich eingeführt worden, als „Instrument zur schrittweisen Herstellung von Kostenwahrheit bei CO2-Emissionen“. Das Wifo berechnete im Jahr davor, dass die Steuer die Spritpreise um ca. neun Cent pro Liter Treibstoff erhöhen werde, für Erdgas um 7,3 Cent je m³ und für Heizöl um 9,7 Cent. Um diese Mehrbelastung auszugleichen, wurde der sogenannte regionale Klimabonus beschlossen. Eine Mehrheit der Österreicher lehnte die Steuer dennoch ab.
Darauf angesprochen, dass der CO2-Preis niedriger sei als von Experten gefordert und keinerlei Effekt hinsichtlich klimaschonenden Verhaltens zeigen werde, meinte Vizekanzler Kogler, das Prinzip sei zunächst einmal wichtiger als der anfängliche CO2-Preis. Dann wurde das „Prinzip“ von der Realität eingeholt. Im Lichte der Energiepreissteigerungen der vergangenen Monate geht die CO2-Steuer im allgemeinen Inflationsrauschen unter. Sofern ein kriegerischer Konflikt auch positive Auswirkungen haben kann, haben die russische Aggression und deren Konsequenzen für die Gas- und Strombepreisung unter Umständen einen Beitrag zur Bewältigung der Klimawende geleistet, der ansonsten undenkbar gewesen wäre. Eigentlich trostlos.