WIEN / SCHWECHAT. Der Rat sieht den Ethik-Kodex der Branche "nicht ausreichend sensibel umgesetzt" und fordert die AUA auf, "in Zukunft bei der Gestaltung von Werbemaßnahmen sensibler vorzugehen," heißt es in einer Entscheidung des Werberats.
Bei der Werbung wird ein Flug mit den Worten "CO2-neutral zur Biennale fliegen? Für uns keine Kunst!" mit einem nachhaltigen Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel/SAF) angepriesen. "Austrian Airlines verwendet Agrotreibstoff und dieser Treibstoff ist nicht CO2-neutral – nicht in der Theorie und nicht in der Praxis", kritisiert Eric Stam, der Dozent an der Schule für Luftfahrt ist und die Beschwerde beim Werberat laut einer Aussendung des globalen Netzwerks "Stay-Grounded" eingereicht hat.
"Die Werbung suggeriert, dass SAF selbst CO2-neutral sei, und die Worte '100 Prozent SAF' implizieren, dass nur SAF für den Flug verwendet werden", so Stam weiter. Der Begriff SAF reicht daher seiner Meinung nach nicht aus.
Auch der Werberat sieht die Reklame kritisch. Sie beinhalte Begriffe und Aussagen, die für den durchschnittlichen Konsumenten "nicht geläufig sind, nicht näher erklärt werden und deshalb auch missverstanden werden könnten". Weiters werde nicht erklärt, wie genau die CO2-Neutralität erreicht werden soll oder dass ein nachhaltiger Treibstoff "eine Emissionsreduktion von derzeit max. 80 Prozent ermögliche".
Es werde suggeriert, dass der beworbene Flug CO2-neutral sei, wodurch "eine Irreführung in Bezug auf klimaneutrales Fliegen entstehen könnte, dies jedoch (noch) nicht möglich ist", so der Rat weiter, der der AUA eine "sensiblere Gestaltung und eine präzisere Ausformulierung" empfiehlt.
Die AUA nimmt die Entscheidung des Werberats "zur Kenntnis", heißt es gegenüber der APA. Allerdings sei es im Online-Buchungsprozess für Kunden "tatsächlich möglich, die eigene Reise CO2-neutral zu gestalten", so die Airline. Dazu biete man umfangreiches Informationsmaterial an, das Erklärungen zu SAF sowie zum Einsparungspotenzial liefere und auf einer dem Werbesujet hinterlegten Website abrufbar sei.
"Gleichwohl suggeriert Austrian Airlines nicht, dass der Kauf von SAF alle durch die Luftfahrt verursachten Klimaprobleme unmittelbar beseitigen würde, wie vom Beschwerdeführer behauptet", so die Airline. Man sei sich der Verantwortung der Luftfahrt im Hinblick auf den Klimawandel bewusst. (APA/bel/kan)