MARKETING & MEDIA
Redaktion 16.02.2024

Wie geht es uns wirklich?

Wenn Krawalltruppen die politischen Debatten dominieren.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

FALSE BALANCE. Wie geht es den Österreicherinnen und Österreichern?, fragt der ORF. Dazu wurde eine Onlineumfrage gestartet. Das Projekt soll dem Dialog dienen, Orientierung bieten. Man will daraus Rückschlüsse für die Programmgestaltung ziehen. Das ist lobenswert. Sollten die gut vernetzten einschlägigen Social Media-Chatvereine („Lügenpresse”, „Klimaschwindel”) Thema, Anlass und Umfrage kapern, könnten die Ergebnisse weniger aussagekräftig sein. Das gilt nicht nur für dieses Szenario. Radikale, laute Minderheiten beeinflussen die gesellschaftspolitische Wetterlage seit längerer Zeit stärker, als der CO2-Ausstoß die Polkappen schmelzen lässt.

Die aktivsten 20 Prozent der Nutzer sind für 80 Prozent der Postings in Sozialen Medien verantwortlich. Diese Motive schwappen anschließend in die traditionellen Massenmedien über und überschwemmen als „Handlungsbedarf” die politische Ebene. Die Einstellungen der Staatsbürger, betrachtet in einem Zerrspiegel, lösen unerwünschte Rückkopplungen aus. Wer noch nie im Leben drei unruhige Minuten wegen eines Themas wie der Masern-Mumps-Röteln-Impfung verbracht hat, fragt sich zwangsläufig, ob nicht, wo Rauch auch Feuer ist – oder warum statt der horrenden Mietpreise kulturelle Aneignung auf Faschingsfesten diskutiert wird. „Wir brauchen eine ‚neue Öffentlichkeit' als gesellschaftspolitisches Projekt, um der ideologischen Fragmentierung (…) und der damit einhergehenden Entsolidarisierung der Gesellschaft entgegenzuwirken”, schreibt Gregor Dürrenberger von der ETH Zürich im Online-Wissenschaftsmagazin higgs.ch, „ein ‚Bewirtschaften' von Debatten auf den demokratiepolitisch relevanten Kanälen”.

Fazit: Lösungen zum Wohl der Gesamtgesellschaft sind gefragt. Die Vermittlung der Vorteile und des Werts der Demokratie sollte ganz oben auf der politischen Agenda stehen – notfalls mittels geförderter Praktika in den diversen Wunschdestinationen, für Freunde Putinscher Narrative oder ungarischer Flüchtlingspolitik.

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