LONDON. Die Energiekrise wird Experten zufolge in der europäischen Autoindustrie tiefe Spuren hinterlassen. Im schlimmsten Fall könnte die Autoproduktion in Europa bis Ende 2023 um fast 40 Prozent oder mehr als eine Million Fahrzeuge pro Quartal einbrechen, heißt es in einer aktuellen Studie des Analysehauses S&P Global Mobility. Zuvor hatten die Experten eine vierteljährliche Produktion der europäischen Fabriken zwischen vier und 4,5 Mio. Fahrzeugen prognostiziert.
Auswirkungen für alle
In der Studie mit dem Titel „Winter is coming” heißt es nun, dass die Lieferketten der Autoindustrie bereits durch die Coronapandemie und den Einmarsch Russlands in die Ukraine ins Wanken geraten seien. Steigende Energiepreise oder gar Stromausfälle könnten den Druck weiter erhöhen. Angesichts der explodierenden Energiepreise in Europa bestehe bei einem strengen Winter die Gefahr, dass Produktionslinien in bestimmten Automobilbereichen angehalten würden. Die Experten warnen davor, dass alle Autohersteller in irgendeiner Weise betroffen sein könnten, da europäische Zulieferer Teile in die ganze Welt exportieren.
Zulieferer unter Druck
Edwin Pope, Analyst bei S&P Global Mobility, sagte gegenüber Reuters, die Studie sei vor der wahrscheinlichen Sabotage der Nord-Stream-Pipelines erstellt worden. Zwar könne die Autoindustrie sich unter Umständen durch diesen Winter kämpfen. Doch falls Europa keinen Plan für den folgenden Winter habe, würden viele Zulieferer möglicherweise nicht überleben. „Ich mache mir Sorgen, dass einige Betriebe entweder bankrott gehen oder aufgeben”, sagte Pope. (APA)