••• Von Jürgen Zacharias
TURIN. Wer glaubte, Fiat-Chef Sergio Marchionne wäre mit der Übernahme des US-Rivalen Chrysler endlich am Ziel seiner Träume, irrte. Zwar sieht der italienische Manager in dem Erfolg eine Bestätigung seines Weges, langfristig war die Verschmelzung der beiden Automobilhersteller für Marchionne aber nur ein Baustein auf dem Weg zu etwas noch viel Größerem. Was dem Konzernchef vorschwebt, ist vielmehr ein italienisch-amerikanischer Pkw-Gigant, der selbst Volkswagen und Toyota um Längen übertrumpfen und die Gesetzmäßigkeiten am globalen Automobilmarkt neu schreiben soll. Nach Chrysler ist daher auch General Motors (GM) ins Visier Marchionnes gerückt. Zum wiederholten Male trug er in den vergangenen Monaten Übernahme-Avancen an den US-Hersteller heran, zum wiederholten Male wurden diese aber von GM-Chefin Mary Barra abgeschmettert.
GM weigert sich standhaft
Marchionne wäre aber nicht Marchionne, würde er sich von diesem mehrfachen Nein von seinem Weg abbringen lassen und will trotz GMs Weigerung seine Pläne weiter forcieren. Aus seiner Sicht würden Überkapazitäten der Branche, vor allem in Europa, eine Fusion sinnvoll machen und wäre es „verantwortungslos“, den Zusammenschluss der beiden Autobauern nicht voranzutreiben, der jährlich 30 Mrd. Dollar (26,6 Mrd. Euro) Cash generieren würde, so Marchionne im Gespräch mit dem Fachblatt Automotive News. „Hier geht es nicht um eine kleine Verbesserung der Margen. Hier geht es um gewaltige Änderungen in den Leistungen, die einfach enorm wären“, sagte Marchionne. Er werde alles tun, um GM zu einer Fusion zu drängen.
Das dürfte allerdings schwieriger werden, als Marchionne selbst vermutet: Mary Barra erklärte in einer Presseaussendung jedenfalls, der Fusionsvorschlag sei geprüft worden, das Unternehmen wolle aber seine jetzige Strategie nicht ändern und lehne daher das Angebot ab.
Ferrari kurz vor Börsegang
Erfolge darf Marchionne einstweilen beim für Mitte Oktober geplanten US-Börseganz der Fiat-Chrysler-Sportwagentochter Ferrari feiern. Nach Reuters-Informationen soll der Manager noch vor dem Börsengang das Ruder bei der Kultmarke übernehmen, aktuell ist er dort Verwaltungsratschef. Der seit 2008 amtierende Ferrari-Chef Amedeo Felisa dürfte demnach noch vor der Neuemission (IPO) zurücktreten.
Der italienisch-amerikanische Auto-Hersteller hatte seine Börsenpläne bereits im Juli bei der US-Aufsicht angemeldet. Dabei sollen nicht mehr als zehn Prozent der Ferrari-Anteile verkauft werden. Mit den Einnahmen will der weltweit siebentgrößte Fahrzeugbauer seine Expansionspläne finanzieren.
Fiat Chrysler hält derzeit 90 Prozent an Ferrari, die restlichen Anteile gehören Piero Ferrari, dem Sohn des 1988 verstorbenen Gründers Enzo Ferrari. Marchionne geht davon aus, dass Ferrari bei dem IPO mit mindestens zehn Mrd. Euro bewertet wird.
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