••• Von Jürgen Zacharias
WOLFSBURG. Bei VW folgt derzeit eine Krisensitzung auf die nächste. Mal geht es um eine mögliche Ausweitung des Dieselskandals auf weitere Motoren, mal um „Unregelmäßigkeiten” bei den CO2-Emissionswerten von Benzinern und mal – so wie Anfang dieser Woche – um das Krisenmanagement in den kommenden Tagen und Wochen.
Dabei verfestigt sich zusehends der Eindruck eines Unternehmens, das von den jüngsten Entwicklungen schlichtweg überfordert ist und sich in einer Hinhaltetaktik statt konkreten Lösungsvorschlägen übt. Die Fahrzeuge sollen in die Werkstätten zurückgerufen werden? Schon, aber welche Behandlung man ihnen dort konkret angedeihen lassen möchte, ist immer noch nicht klar. Eintauschprämien für den Umstieg auf neue Fahrzeuge stehen ebenso im Raum wie Eingriffe am Motor oder Katalysator oder einfache Software-Updates.
Letztere wären aus Sicht von VW wohl die kostengünstigste Lösung, scheinen aber nur bei wenigen Autos tatsächlich möglich zu sein. Allein in Deutschland können laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei mehr als einer halben Million Diesel-Autos die Abgas-Manipulationen nicht mit einem einfachen Software-Update abgestellt werden; größere technische Änderungen müssten durchgeführt werden.
Interne Diskussionen
Ähnlich diffus wie in seiner Außendarstellung zeichnet sich derzeit auch das Bild des Konzern-Managements. Mit einheitlicher Stimme wird jedenfalls nicht gesprochen, was als Nachwehen der vielen Personalrochaden und -wechsel wenig verwundern mag. Ärgerlich ist es aber allemal, wenn der neue Vorstandschef Matthias Müller von „tiefgreifenden Sparmaßnahmen” spricht und Betriebsratschef Bernd Osterloh sich prompt öffentlich darüber moniert, dass der „Betriebsrat dabei bewusst außen vor gelassen werde”.
„Der Vorstand verkündet Sparmaßnahmen einseitig und ohne Grundlage”, so Osterloh, der sich nach dem jüngsten Meeting versöhnlicher gab: „Matthias Müller wird sich persönlich um die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Betriebsrat kümmern. Dies ist ein starkes Signal für die Belegschaft.”
Osterloh zeigte sich sogar wieder richtig zuversichtlich: Die Herausforderungen der Abgas-Affäre seien zwar „enorm, aber die Belegschaft steht hinter dem Unternehmen, sofern es uns gelingt, eine ausgewogene Planung zwischen Investitionen, Sparmaßnahmen und Zukunftsprojekten zu verabreden”, so der Betriebsrats-Chef.
Begleitet wurden die erneuten Krisensitzungen von massiven Protesten der Umweltschutzorganisation Greenpeace: Auf dem Dach des Haupteingangs protestierten mehrere Aktivisten mit Plakaten und forderten „mehr Transparenz” in der Aufarbeitung des Dieselskandals und ungeschönte Abgasdaten.