PRIMENEWS
27.11.2015

2040: Odyssee in der Alpenrepublik

Was denken die Österreicher, wie Österreich in 25 Jahren beschaffen sein wird? Eine Berg- und Talfahrt durch die österreichische Seele.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider


NACHGEFRAGT. Die Online-Marktforscher von Marketagent.com haben erhoben, „wie wir in 25 Jahren leben werden” (siehe Bericht auf Seite 3 dieser Ausgabe) – erhoben per Befragung jener, die es betrifft, nämlich der Österreicher. 1.500 haben sich, nun, nicht zu Wort gemeldet, aber ihre Einschätzungen kundgetan. Die Ergebnisse waren teils absehbar, teils sind sie doch einigermaßen überraschend. Dass etwa Drohnen, Roboter, selbst fahrende Autos mehrheitlich als im Jahr 2040 durchaus denkbar eingeschätzt werden, war zu erwarten. Dass aber etwa auch Dinge wie ein implantierter Chip zum Öffnen der Haustür von immerhin 22,8 Prozent als erwartbar eingestuft werden, irritiert dann doch.

Andererseits mag gut sein, dass die Zukunft vielleicht mit völlig anderen Entwicklungen aufwartet. 2040 ist in Zeiten rasanten technologischen Wandels doch ein sehr weit entferntes Datum auf der Oberfläche der gekrümmten Raumzeit (sollten wir nicht doch noch eine Wurmlochabkürzung nehmen).
Eine interessante Frage in diesem Kontext ist auch jene, wie denn diese Auskünfte nun zu interpretieren sind: Wenn die Befragten eine Verdopplung des Spritpreises erwarten, darf man dann daraus schließen, dass der Staat bei der Mineralölsteuer noch dezidiert Luft nach oben hat, weil die Leute ja ohnehin mit nichts anderem rechnen – oder werden hier vielmehr Befürchtungen artikuliert, nach dem Motto: ­Wundern würds uns ja nicht …
Bedrückend ist jedenfalls das Stimmungsbild, das die Fragen zum Themenbereich Wirtschaft zeichnen: 45 Prozent rechnen mit einer Verschlimmerung der ökonomischen Lage, 76 Prozent mit einer höheren Steuerbelastung – und die Arbeitslosenquote werde von heute neun Prozent auf sage und schreibe 18 Prozent (!) steigen. Und: Ja, die aktuelle Quote wurde mit der Frage mitgeliefert, um keine durch Unkenntnis verzerrte Einschätzung zu erhalten. Tu felix Austria, deine Einwohner sind wahrhaft ökonomische Pessimisten. Mit dem Erhalt einer Pension rechnen 40 Prozent auch nicht mehr. Wobei sich hier natürlich anböte, nachzufragen, wie in diesem Zusammenhang die alternative Erwartungshaltung aussieht: In einem Land, das eine ausgesprochen asymmetrische Vermögensverteilung aufweist, kann es ja nicht sein, dass die Menschen annehmen, notfalls mit dem Inhalt der Sparstrümpfe und der Unterstützung der – arbeitslosen – Kinderschar über die Runden zu kommen … Man kommt schon ins Grübeln.

In memoriam Heinz Oberhummer

Themenwechsel: Physiker und Science Buster Heinz Oberhummer ist tot. Aus einem Interview 2011 im Standard: Ist eigentlich der Mensch intelligentes Leben? Oberhummer: „Gute Frage.” Und: „Wissen Sie, wir müssten eigentlich alle an Bewusstseinsspaltung leiden. Einerseits verstehen wir mit unserem kleinen Gehirn unser Universum bis an die Grenze. Andererseits gibt es unendlich viele Universen, ist jeder von uns nur einer von sieben Milliarden Menschen – und trotzdem kommen wir uns sehr wichtig vor. Rational betrachtet gilt: Jeder Mensch ist eine Null.” Am meisten in Erinnerung bleiben sollte jedoch der Leitspruch des Wissenschaftskabarett-Trios, den er mitgeprägt hat: Wer nichts weiß, muss ­alles glauben. Ich bitte um eine Trauerminute.

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