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Silver Living GmbH/APA-Fotoservice/Schedl.

Walter Eichinger (CMC FRICS, Silver Living), Paul Eiselsberg (Senior Research Director Imas International), Kurosch Yazdi (Leiter Klinik für Psychiatrie, Kepler Universitätsklinikum).

Redaktion 04.07.2016

57% haben für den Lebensabend nicht vorgesorgt

Studie: Zwei Drittel der berufstätigen Best Agers verdrängen ihre Zukunft.

WIEN. 67% der berufstätigen Best Agers (50–65 Jahre) haben sich bisher noch kaum Gedanken über die Zeit nach der Pensionierung gemacht, so das Ergebnis der aktuellen Silver Living-Studie „Die Bedürfniswelt der Best Agers“. „Nur rund ein Drittel der Best Agers (32%), die noch nicht in Pension sind, hat sich einigermaßen intensiv mit der Zukunft im Ruhestand auseinandergesetzt“, erklärt Paul Eiselsberg, Senior Research Director von Imas International, der die Studie wissenschaftlich geleitet hat. „De facto verdrängen also rund zwei Drittel der berufstätigen Best Agers den letzten Lebensabschnitt“.

Betrachtet man die gesamte Gruppe der Best Agers, so hat rund ein Viertel (23%) bereits über den Ruhestand nachgedacht, während dies bei rund der Hälfte der Best Agers (48%) noch nicht der Fall war. Erwartungsgemäß steigt mit steigendem Alter die Auseinandersetzung mit der Zeit nach der Pensionierung. Jene, für die eine mögliche Pflegebedürftigkeit im Alter ein Problem darstellt, machen sich überdurchschnittlich häufig Gedanken über die Zeit nach der Pensionierung.

Best Agers sind gefordert, nicht zu verdrängen
„Wir erleben einen vorhersagbaren demografischen Ausnahmezustand, weil bis Ende 2030 mehr als drei Millionen Österreicherinnen und Österreicher den 60. Geburtstag hinter sich haben werden und die Anzahl der Hochbetagten noch dynamischer wächst“, konstatiert Walter Eichinger, Geschäftsführer Silver Living, dem Marktführer für Betreutes Wohnen in Österreich. „Die Best Agers sollten schleunigst über ihre Zukunft nachdenken. Denn sonst werden leider viele den Punkt verpassen, an dem sie noch selbst entscheiden können, wie sie ihren Lebensabend verbringen wollen. Die schlechteste Alternative ist, nichts zu tun und darauf zu vertrauen, dass sich schon alles irgendwie ergeben wird.“ Ein Grund für die Passivität in dieser Altersgruppe sei, dass bei den Best Agers eine sehr hohe Zufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation vorhanden ist. Und man vertraut darauf, dass sich daran auch im höheren Alter nichts ändern wird. Ebenso müssten die Verantwortlichen der Länder einmal Klartext sprechen, aber offensichtlich sind diese mit der Problemflut überfordert.

Es fehlt die Vorstellung, wie man in Würde altert
„Grundsätzlich meint Verdrängung, dass Gedanken und Gefühle, die besonders unangenehm sind und drohen, uns zu überfordern, nicht wahrgenommen werden“, erläutert Kurosch Yazdi, Vorstand Klinik für Psychiatrie am Kepler Universitätsklinikum. „Insofern stellt Verdrängung einen Schutzmechanismus dar, um kurzfristig das Funktionieren der Psyche zu stabilisieren. Derartige Schutzmechanismen nennt man Abwehrmechanismen, und Verdrängen ist einer davon. Dass die Menschen älter werden und irgendwann (hoffentlich) alt sein werden, ist etwas Natürliches und sollte uns eigentlich nicht überfordern.“ Denn kulturell sollten wir uns so entwickelt haben, dass wir als Individuen und als Gesellschaft damit umgehen können. Yazdi weiter: „Die Tatsache, dass viele Menschen zwischen 50 und 65 Jahren sich kaum Gedanken über ihr Leben im Alter machen, zeigt aber, dass dieses Thema angstbesetzt oder zumindest äußerst unangenehm ist.“ Der Psychiater geht davon aus, dass das Altern „verdrängt“ werde, weil eine Vorstellung fehle, wie in Würde gealtert werden kann.

57% haben noch keine Vorsorge für den Lebensabend getroffen
„Zwei Fünftel der Best Agers (39%) haben bereits eine Form von Vorsorge für ihren Lebensabend getroffen, bei drei Fünftel der Befragten (57%) war dies hingegen noch nicht der Fall“, erläutert Eiselsberg. Wiederum zeigt sich ein Altersgefälle, wonach die Befragten zwischen 50 und 54 Jahren am seltensten für ihren Lebensabend vorgesorgt haben und die "Älteren" zwischen 60 und 65 Jahren am häufigsten. Personen, welche derzeit in einem Mietverhältnis leben, haben deutlich seltener Vorbereitungen fürs Alter getroffen als ihre sozialen Gegengruppen. „Personen, für welche das Problem einer möglichen Pflegebedürftigkeit im Alter eine große Rolle spielt, haben überdurchschnittlich häufig bereits fürs Alter vorgesorgt“, ergänzt Eiselsberg.
Auch mit der Wohnsituation im Alter haben sich die österreichischen Best Agers noch vergleichsweise selten auseinandergesetzt: Erst ein Viertel der Befragten (26%) hat sich damit sehr oder einigermaßen intensiv beschäftigt, drei Viertel (74%) haben sich hingegen diesbezüglich noch kaum Gedanken gemacht; hierzu zählen wiederum 50- bis 54-Jährige überdurchschnittlich stark.


Prioritäten: Finanzielle Absicherung und Lebensalter in den eigenen vier Wänden
In den Augen der Best Agers sind zwei Aspekte im Leben von älteren Menschen besonders wichtig: Einerseits, dass man im Alter finanziell abgesichert ist (73%), und andererseits, dass man auch den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen kann (61%). Das Konzept des Betreuten Wohnens scheint somit ein zentrales Bedürfnis anzusprechen. Auf einer weiteren Ebene folgt der Wunsch nach menschlichem Kontakt, also jemanden in der Nähe zu haben, mit dem man täglich reden kann (54%), und jemanden zu haben, der einen pflegt (53%). Eines scheint für die Best Agers hingegen von geringerer Bedeutung: Als älterer Mensch die Möglichkeit zu haben, bei Kindern oder Verwandten zu wohnen. Für Frauen, Angehörige höherer sozialer Schichten, Berufstätige sowie Bewohner des ländlichen Raums ist es überdurchschnittlich essenziell, den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen zu können.

Erwartung an Senioreneinrichtungen: Selbstständigkeit, ärztliche Betreuung, Pflegebetreuung
Die Best Agers haben eine klare Erwartungshaltung in Bezug auf Einrichtungen für ältere Menschen und nennen drei Kerndrivers: Selbstständigkeit (73%), ärztliche Betreuung (68%) und Pflegebetreuung (67%). Auf einer weiteren Ebene folgen eine gute Infrastruktur in der näheren Umgebung und permanente Ansprechpartner; gesellschaftliche Aspekte, wie Geselligkeit, Aktivitäten oder Gemeinschaftsräume, rangieren erst im unteren Bereich der Prioritätenliste. (red)

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