PRIMENEWS
APA/Robert Jäger

Bernhard Albrecht, CFO von ProSiebenSat.1Puls4.

Redaktion 10.04.2017

ATV-Verkauf - Programmumstellungen schon ab Mai

"Austrias Next Topmodel" übersiedelt auf ATV - Breitenecker: "Aufholfusion" gegen ORF-Marktmacht - ATV-Break-even in zwei bis drei Jahren - Milborn: Kein weiterer Stellenabbau in der Redaktion.

WIEN/UNTERFÖHRING. Nach dem Zusammenschluss von ATV und Puls 4 sollen schon ab Mai erste Änderungen im Programmschema sichtbar werden, kündigte das Management am Freitag bei einer Pressekonferenz an. Eine Morgengabe an ATV ist "Austrias Next Topmodel". Den Vorwurf eines Stellenkahlschlags weist man zurück, in der Redaktion werde es überhaupt keinen weiteren Stellenabbau geben, so Info-Chefin Corinna Milborn. "Die Größe der Redaktion bleibt so, wie sie jetzt ist", sagte sie in Bezug auf das Info-Team von ATV. "Allerdings war es Teil des Deals, dass der Voreigentümer fünf Stellen abbaut." Wen das betraf, habe sie erst danach erfahren, sie führe nun auch Gespräche.

Bis Jahresende sollen die Sender auch räumlich in St. Marx zusammengelegt sein. Insgesamt soll das "Restrukturierungsprogramm" bei ATV 70 Stellen kosten. "Das betrifft eigentlich alle Bereiche", so Bernhard Albrecht, CFO von ProSiebenSat.1 Puls 4. Mit dem Betriebsrat werden Gespräche über einen Sozialplan geführt. Außerdem habe Puls 4 seit "rund vier Monaten Stellen nicht mehr nachbesetzt", daher seien nun "ganz konkrete Angebote" an ATV-Mitarbeiter möglich. "Ich gehe davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Mitarbeiter, die nicht hier an diesen Standort kommen, deutlich geringer ist als diese 70." Es handle sich dabei nicht um Änderungskündigungen.

CCO Michael Stix ärgerte sich darüber, dass der Stellenabbau medial prominenten Platz erhält: "Wir übernehmen 80 Plätze garantiert." Eine Alternative wäre die Schließung von ATV gewesen. Mit ATV zusammen werde man "früher oder später 500 Arbeitsplätze" geschafft haben. "Vertrauen Sie uns dahingehend, dass wir Arbeitsplätze schaffen und auf dem Standort und sehr behutsam vorgehen."

Geschäftsführer Markus Breitenecker betonte, es handle sich bei dem Deal um eine "Aufholfusion" gegen die Macht des ORF am "Subventionsmarkt". Zum Kaufpreis machte er keine Angaben. 2018 soll es mit ATV wieder aufwärts gehen ("Turnaround"), in "zwei bis maximal drei Jahren" soll der Break-even für ATV erreicht werden. Das erfordere eben auch ein hartes "Restrukturierungsprogramm: Wir müssen den Sender sanieren, Einnahmen steigern und die Kosten senken."

Der neue ATV-Geschäftsführer Thomas Gruber skizzierte erste Programm-Änderungen bei den beiden Sendern. ATV habe ein "klares Profil mit österreichischen Eigenproduktionen in der Prime Time, das wollen wir stärken". "Maximale Ressourcen ins Programm" verspricht er. Die Sender sollen nicht mehr "gegeneinander programmieren", sondern einander ergänzen.

Die Comedy-Schiene verbleibt bei Puls 4, ATV soll seine Stärke bei Reportagen und Doku-Soaps ausspielen, führte er aus. "Erfolgsformate wie 'Bauer sucht Frau', 'Wachzimmer Ottakring', 'Pfusch am Bau' - auf diese Marken wollen wir weiter setzen." Zwei Tage pro Woche - Mittwoch und Donnerstag - sollen in der Prime Time durchgängig mit Eigenproduktionen bespielt werden. Ab Herbst wird ATV die achte Staffel von "Austrias Next Topmodel" zeigen (bisher Puls 4).

Im Fiction-Bereich wird ATV eher die Crime-Schiene abdecken, während Puls 4 mit Sitcoms punkten soll. Da Puls 4 in der Vergangenheit stark auf den Spielfilm im Hauptabend gesetzt hat, wird dieser Schwerpunkt bei ATV von drei auf zwei Abende reduziert. (APA)

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