Wien. „Abgehakt ist Italien noch nicht”, sagt Donau Versicherung-CEO Elisabeth Stadler, „aber wir fahren hier einen sehr strikten Optimierungskurs. Wir haben unser Engagement deutlich reduziert und fahren eine sehr restriktive Annahmepolitik. Ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg, und das Geschäft, das wir jetzt in Italien haben, ist durchaus ein sehr vernünftiges.” Die Italien-Turbulenzen seien jedenfalls bald endgültig Geschichte. Auch bei der Erledigung der Schäden führt die Donau jetzt strikte Kontrollen durch, so Stadler. Generell läuft das Geschäft nicht schlecht: „Das heurige Jahr ist noch sehr kurz, aber ich bin zufrieden.”
„Rettungsaktion” der Donau
Die Donau Versicherung war im Jahr 2013 in schwere See geraten: Von Süden und Südosten war ein Sturm heraufgezogen, der vor Süd-italien die Schadensquote in der Autoversicherung zu haushohen Wellengebirgen aufgetürmt hatte, während hartnäckige Verluste in Rumänien den Konzern hart von der Seite trafen. Die Muttergesellschaft Vienna International Group (VIG) musste schließlich zu einer Rettungsaktion ausrücken; die heftigen Turbulenzen spülten am Ende die gesamte Führungsmannschaft der Donau von Bord.Seit 1. September 2014 steht Elisabeth Stadler als Generaldirektorin der Donau Versicherung als einzige Frau an der Spitze einer österreichischen Assekuranz. Die gebürtige Niederösterreicherin hat Versicherungsmathematik an der Technischen Universität Wien studiert und hatte sich zuletzt bei der Ergo Austria International als Vorstandsvorsitzende der Holding ihre Meriten verdient. Für ihre Verdienste in der Versicherungsbranche ist ihr der Berufstitel „Professorin” verliehen worden.
Angebote an die „Kleinen”
Rund 406.000 Unternehmen gibt es in Österreich, an die 98% davon sind KMU mit 1 bis 49 Beschäftigten. Einen Schwerpunkt will die Donau-Vorstandsvorsitzende auf kleinen und mittleren Unternehmen setzen: „Die KMU sind die Säulenträger der österreichischen Wirtschaft. Aus unserer Sicht ist die Absicherung von Unternehmen speziell im KMU-Bereich daher ein sehr wichtiges Thema. Hier gibt es unserer Meinung nach noch eine zu hohe Unterschätzung von Risiken und mangelnde Absicherung, die den Fortbestand eines Betriebes ernsthaft gefährden können.” Zielgruppe sind daher die kleineren und Ein-Personen-Unternehmen (EPU), die 58% der KMU stellen: Diese haben, so Stadler, auch die höchste Existenzgefährdung: „Wir bieten eine sehr umfassende Produktpalette für Klein- und Mittelbetriebe an und haben in diesem Bereich rund 40.000 Kunden mit 100 Mio. € Prämieneinnahmen. Das ergibt einen beachtlichen Marktanteil von etwa zehn Prozent bei den Klein- und Mittelbetrieben in Österreich.” Für EPU essenziell hält sie die Betriebsunterbrechungsversicherung: „Donau deckt nicht nur finanzielle Schäden bei Betriebsstillstand, sondern optional auch die Kosten bei Betriebsweiterführung durch Vertretung. Die EPU trifft eine Betriebsunterbrechung wie durch Krankheit – 90 Prozent der Ursachen! – nämlich besonders hart”, ist Stadler überzeugt. Gedeckt sind auch psychische Erkrankungen; bezahlt werden anfallende Fixkosten wie Löhne und Gehälter, die laufenden Betriebskos-ten und der entgangene Gewinn.Ein Alleinstellungsmerkmal am Markt, erzählt Stadler, habe die Donau bei der „BetriebsAllrisk”-Versicherung: „Hier ist alles versichert, was nicht explizit ausgeschlossen ist. Wir verkaufen da so an die 800 Stück pro Jahr, was für diese spezifische Zielgruppe nicht wenig ist. Das Produkt ist mit seiner Deckung umfassend, und auch die Selbstbehalte sind anders als in gewöhnlichen Gewerbeprodukten gestaltet. Dadurch sind auch etwaige Haftungsszenarien für Vermittler fast ausgeschlossen”, erläutert die Donau-CEO.
Die Frauen und die Quoten
Dass sie die einzige Frau in einer Spitzenposition einer heimischen Versicherung ist, hat ihr bisher noch nie Probleme bereitet, sagt Elisabeth Stadler. „Ich habe das Gefühl, innerhalb meiner Kollegenschaft wird mein Fachwissen und meine Kompetenz geschätzt und ich werde als gleichwertiger Partner anerkannt.”Die Donau-Kapitänin ist keine Freundin der Mindestquote für weibliche Vorstände, wie sie ab 2016 für deutsche DAX-Unternehmen gelten wird: „Frauen sollten wegen ihrer Fähigkeiten und wegen ihrer Kompetenz in Funktionen gehoben werden und nicht, weil sie vom Geschlecht her eine Frau sind. Aber offensichtlich ist das ohne Quote schwierig zu bewerkstelligen.”Bei der Donau Versicherung entfallen rund 70% des Geschäfts auf Sachversicherungen, die restlichen 30% auf Personenversicherungen, vor allem Lebensversicherungen. In der Sachversicherung ist die Donau die Nummer fünf am Markt. Beschäftigt sind rund 1.400 Mitarbeiter, davon 800 im Außendienst. Das Prämienvolumen lag 2013 bei rund 970 Mio. €.
Elisabeth Stadler hat neben den Vorstandsdirektoren Reinhard Gojer, Gerhard Lahner und Harald Riener rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon rund 800 im Außendienst, an ihrer Seite.