PRIMENEWS
24.04.2015

„Trickle-down” und die Regenmacher

Dass der Trickle-down-Effekt auf deutsch Pferdeäpfel regnen lässt und ausgerechnet Reagans Chefberater den Begriff liebte, hätte uns stutzig machen müssen.

Des Kaisers Bart Die sogenannte Trickle-down-Theorie besagt, banal erzählt, dass der Wohlstand der Reichen der Gesellschaft nützt, weil deren Geld nach und nach in die weniger begüterten Schichten durchsickert. Wie? Indem sie kaufen, konsumieren, investieren … Allein die kaum mehr gebräuchliche, etwas weniger schicke deutsche Übersetzung hätte uns allerdings stutzig machen müssen: „Pferdeäpfel-Theorie” nennt sich das prognostizierte Tröpfeln des Füllhorns. Dass ausgerechnet Reagans Chefberater den „Trickle-down-effect” im angloamerikanischen Raum salonfähig machte, hätte auch als schlechtes Omen gedeutet werden können. Zumindest für jene, die am Ende der Nahrungskette auf ihr Stück vom Pferdeapfel warteten.

Die Kreation prägnanter Begriffe fiel den Anhängern der „Der Markt reguliert sich selbst”-Aphorismen immer leicht. Das „Null-Wachstum” etwa kommt aus dieser rhetorischen Waffenschmiede, das „Freisetzen von Arbeitskräften” oder die „menschlichen Ressourcen”. Nun, abgesehen von diesen horriblen Euphemismen hat sich im Fall des Trickle-downs schlicht herausgestellt, dass es zwar ganz grundsätzlich funktioniert, aber nur in dem Maße, als auch im finstersten Feudalismus Anspruch auf patriarchalische Almosen wie einen gewissen Schutz von Hütte, Grund und Boden bestand. Theoretisch zumindest.„Die Tendenz, das jeweilige Regierungshandeln gereizt als ‚alternativlos' hinzustellen, zeugt von einer gefährlichen Missachtung des Souveräns”, schrieb die Welt vor drei Jahren in einem Artikel über die Refeudalisierung der Politik. Refeudalisierung in dem Sinne, als mittels geschicktem Lobbying mediale Scheinöffentlichkeiten kreiert und Werbeclaims getrommelt werden, wo eine kritische Analyse gut täte. Wo der Zusammenhang besteht zwischen dysfunktionalen Trickle-down-Theorien und der feudalen Gesellschaft? Nun, in beiden Fällen profitieren jene am einen Ende überproportional. In der Hoffnung auf die Brosamen derer ganz oben werden abenteuerlichste steuerliche Regelungen zugelassen, die noch fantasievollere Vermeidungskonstruktionen ermöglichen. Dann versiegt die einzige Quelle, die die Tröpfchen in geregelte Bahnen, in Schulen etwa und ins Gesundheitssystem regnen lassen könnte. 500 Milliarden Euro Privatvermögen haben die Österreicher – und wir diskutieren, ab welchem Neigungswinkel einem Kind die Zähne kostenfrei reguliert werden dürfen. Pferdeäpfel halt.

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