REAL:ESTATE
© Messe München

Redaktion 14.10.2022

Messe-Renaissance

Die Immobilienfachmesse Expo Real 2022 präsentierte sich in München als wertvolle Plattform für die Branche und wuchs wieder auf Prä-Corona-Niveau.

Der Bedarf, sich angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Perspektiven auszutauschen, ist groß – so auch bei der größten Fachmesse für Immobilien und Investitionen in Europa. „Die Expo Real bestätigt in einer Zeit des Umbruchs, wie wertvoll sie als Austausch- und Informations-Plattform für die Immobilienwirtschaft ist”, sagt Stefan Rummel, für die Expo Real verantwortlicher Geschäftsführer der Messe München. „Sieben Hallen, 1.887 Aussteller und knapp 40.000 Teilnehmer – die Messe hat mit dieser Beteiligung nahezu das Niveau aus dem Jahr 2019 erreicht.” Gegenüber dem Vorjahr hat die Ausstellung um fast 60% zugelegt.

Zudem sind die Ausstellungsbereiche deutlich gewachsen: die Assetklassen Wohn- und Büroimmobilien, Hotel, Logistik und Handel, die internationalen Gemeinschaftsstände sowie die der Regionen und Städte sowie die Start-ups und Technologieanbieter. Zudem war die Ukraine mit einem Forum vertreten, um Möglichkeiten für den Wiederaufbau zu evaluieren. Zentrale Themen auf der Messe waren Teuerungen und Inflation, Zinspolitik, ESG-Anforderungen, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und die wirtschaftliche Gesamtsituation.

Top-Thema Inflation

„Angesichts der aktuellen Herausforderungen ist der Bedarf, sich auszutauschen, so groß wie nie zuvor”, berichtet Markus Arnold, Alleineigentümer und CEO von Arnold Immobilien, von der Expo Real 2022. Beherrschendes Top-Thema der Messe war die Inflation, die laut einem der führenden Investmentmakler weiterhin für gute Nachfrage sorge: „Solide Immobilien sind ein wirksamer Inflationsschutz”, so das Resümee der zahlreichen Investorengespräche.

Demgemäß bestehe besonderes Interesse an Core-Produkten, speziell in den Segmenten Wohnen und Büro. Aufgrund der guten Nachfrage dürften in diesen Assetklassen aller Voraussicht nach die Preise weiterhin stabil bleiben. „Immobilien mit einem langfristigen Cashflow bieten in unruhigen Zeiten einen sicheren Hafen”, meint Arnold.

Ruhe bewahren und …

Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien, berichtete von den Auswirkungen der Ukrainekrise auf Konjunktur und Finanzmärkte als die beherrschenden Gesprächsthemen auf der Messe – allerdings bestehe in der Immobranche keine Krisenstimmung, der Tenor gehe eher in Richtung „Abwarten und Tee trinken”.

„Abwarten wird in den kommenden Monaten aufgrund der vielen Unwägbarkeiten zur präferierten Strategie der Investoren”, fasst Ehlmaier die Situation zusammen. „Der Herausforderung durch die steigenden Zinsen stehen positive Faktoren wie die wegen der Inflationsentwicklung stark gestiegenen Mieten gegenüber, von denen Immobilien noch mehr als alle anderen Sachwerte profitieren.”

… gezielt Chancen nutzen

Insbesondere für langfristig orientierte und solide finanzierte Investoren biete die Gesamtsituation daher auch interessante Perspektiven. Daher seien ESG-konforme Objekte in sehr guten Lagen und mit möglichst langfristig gesicherten Erträgen weiterhin sehr stark gefragt, weiß Ehlmaier. Und: „Der Großteil unserer internationalen Gesprächspartner sieht daher mittelfristig mehr Chancen als Risiken für die Immobilienmärkte. Die Unwägbarkeiten der nächsten Monate bewirken aber, dass die Entscheidungsprozesse derzeit überwiegend länger dauern. Das Motto lautet: ‚Im Zweifel eher etwas abwarten als etwas übers Knie zu brechen'.” Es wird also Geduld gefragt sein.

ESG weiter im Fokus

Neben der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung waren Nachhaltigkeitsfragen heuer das große Thema für Investoren auf der Expo, so Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting: „Immobilieninvestitionen sind ihrer Natur nach langfristig; daher darf und kann das aktuell herausfordernde Umfeld nicht dazu führen, dass wichtige strategische Maßnahmen in Richtung Nachhaltigkeit nicht konsequent vorangetrieben werden.”

Dies gelte für Pöltl sowohl auf Unternehmens- als auch Immobilienebene: „Die EU-Taxonomie, genauso sehr wie der steigende Druck seitens internationaler Mieter, die ebenfalls Nachhaltigkeitsziele zu erreichen haben, machen es für Investoren unverzichtbar, Nachhaltigkeitsaspekten einen äußerst hohen Stellenwert einzuräumen: Objekte, die ESG-Vorgaben nicht erfüllen, werden immer schwerer finanzier-, vermiet- und veräußerbar.” Für Investoren sei es daher unabdingbar, möglichst nachhaltig zu agieren, wobei neben der ökologischen immer mehr auch die soziale Nachhaltigkeit ins Blickfeld rücke.

Quintessenz der Expo Real

Fabian Hellbusch, Leiter Marketing Kommunikation von Union Investment, brachte die Messe auf den Punkt: „Vor der Kulisse der vielfältigen Umbrüche hat die Expo Real 2022 wichtige Orientierungshilfe und ein gutes Sentiment geliefert, wo in den nächsten sechs bis neun Monaten Abwarten oder doch eher das sehr gezielte Ausnutzen von Marktchancen die klügere Strategie sein wird.” (hk)

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