••• Von Paul Christian Jezek
WIEN. Am Anfang steht das Manko. „Bei den Büros mangelt's derzeit bereits zu mindestens 30 Prozent an Flächen”, sagt Michael Zöchling, Geschäftsführer der zur Bank Austria gehörenden BAR bareal Immobilientreuhand, im Exklusivinterview mit medianet.
„Mittlerweile sehen das die Unternehmen auch – und diese Verknappung hat inzwischen zu deutlich kürzeren Entscheidungswegen geführt.” Denn die Firmen erkennen rasch, dass dieser Tage nur noch wenige Büroflächen zu haben sind. Salopp formuliert: Wer keine (oder kaum eine) Wahl hat, hat auch keine Qual – und muss deshalb rasch „zuschlagen”, will die Firma nicht demnächst „unter der Brücke” logieren.
Die Preise steigen weiter
Die angenehme Folge für Michael Zöchling und „seine” Branche ist ein eindeutiger Verkäufermarkt im Bürogeschäft. Denn neue Flächen sind zumindest heuer ein äußerst knappes Gut. „Die nächsten neuen Objekte kommen Mitte nächsten Jahres auf den Markt.” Kein Wunder also, dass über diese bereits in diesen ersten Sommertagen 2016 heftig verhandelt wird.
Konkret geht es dabei laut Zöchling um neuen Raum im Euro Plaza ebenso wie im Viertel Zwei, um das Raiffeisen-Projekt Muthgasse/Mooslackengasse in Döbling und um Flächen im Quartier Belvedere – darüber hinaus hat die sprichwörtliche Fahnenstange jedoch bereits wieder ihr Ende erreicht. Zöchling: „In Summe ist das aber viel zu wenig.” Fünf Sechstel aller Deals in Österreich finden in der Bundeshauptstadt statt, wobei immer mehr Ausländer die ehemalige „Insel der Seligen” entdeckt haben.
„Allein der Anteil nordamerikanischer Gruppen am Gesamtvolumen beträgt bereits rund ein Viertel”, weiß Zöchling. „Seitdem Morgan Stanley mit dem Erwerb des Millennium Towers das Eis gebrochen hat, sind US-Investoren hierzulande präsent wie nie zuvor!”
Österreich als sicherer Markt
Dazu kommen Interessenten aus Australien, aus China, aus aller Herren Länder. Zöchling: „Es ist unfassbar, wie viele Investoren sich derzeit für Wien interessieren!” Früher waren „nur” London und Paris interessant, dann Deutschland „und jetzt ist Österreich definitiv als Investitionsland entdeckt worden”. Von knapp eineinhalb Mrd. € Büroimmo-Deals entfielen im Vorjahr 97% aller Veräußerungen auf Wien. „Die Investoren werden auch durch den schwachen Euro und die hohe Sicherheit am österreichischen Markt sehr motiviert”, rechnet Zöchling mit einem „moderaten” Preisanstieg von bis zu 10%.
Die bareal Immobilientreuhand wird davon jedenfalls profitieren. „Wir sind mit einigen großen Interessenten schon sehr weit – hier gehe ich davon aus, dass wir schon demnächst zu einigen tollen Abschlüssen kommen werden!”
Immoblase in Sicht?
Die Entwicklung bei den Büros trifft in Wien auf einen Wohnungsmarkt, der weiter stark nachgefragt ist – auch in Lagen, die früher etwa „zu laut erschienen sind”. Zöchling: „Dadurch sind die Grundstückspreise natürlich enorm gestiegen – und steigen weiter.” Mittlerweile sei es „fast schon bedenklich, wie stark der Kapitaldruck in Richtung Immobilienindustrie geht”, sieht Zöchling erste Anzeichen einer Blasenbildung: „Da sollte man schon ein wenig aufpassen!”
Dabei habe die Branche insgesamt deutlich an Professionalität dazugewonnen – und auch dieser Trend hat positive Auswirkungen auf die Umsätze der bareal, weil das Beratungsgeschäft deutlich zugenommen hat. „Ein Großteil unserer Kunden kommt über internationale Netzwerke – und das Interesse immer breiterer Anlegerschichten aus der ganzen Welt steigt weiter.”
Die Zeiten, als die Immobilienwirtschaft in Österreich „hemdsärmelig” betrieben wurde, seien jedenfalls vorbei. „Auch die Ausbildungsangebote und -möglichkeiten in der Branche haben sich deutlich verbessert!”