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Redaktion 09.09.2020

3-Punkte-Plan irritiert Handel

WKÖ: Belastungspaket "im ökologischen Mäntelchen" - Bundesinnungsmeister des Lebensmittelgewerbes: "Für viele Betriebe wäre es das endgültige Aus".

WIEN. Überrascht gab sich der Handel angesichts der Vorschläge des Umweltministeriums zur Plastikvermeidung. Bezüglich des 3-Punkte-Plans wurde angemerkt, dass im Vorfeld kein stärkerer Einbezug der betroffenen Betriebe erfolgt sei. Irritierend sei der Zeitpunkt der Bekanntgabe inmitten der Coronakrise. Von einer verpflichtenden Mehrwegquote halte man jedenfalls nichts.

"Der österreichische Lebensmittelhandel ist gerne bereit, seine Anstrengungen zur Steigerung der Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen zu intensivieren", hieß es in einem Statement am Montag. Ein Quote wäre in Kombi mit einem Einwegpfandsystem eine Belastung kleiner Lebensmittelhändler und würde auch die Nahversorgung gefährden, ließ Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will wissen. Stattdessen unterstütze man den Zehn-Punkte-Plan für eine alltagstaugliche Kreislaufwirtschaft, der von der Wirtschaftskammer vorgeschlagen wurde.

Auch um den Bürger wäre es nicht gut bestellt mit dem 3-Punkte-Plan: "Da stellt sich aus Konsumentensicht schon die Frage, warum man gerade jetzt den Verbraucher noch stärker belasten und den täglichen Einkauf verteuern möchte", sagte Handelsverband-Vizepräsident Frank Hensel unter Hinweis auf die "größte Wirtschaftskrise der zweiten Republik", infolge deren sich Kaufkraft und Konsumlaune auf einem historischen Tiefstand bewegen würden.

Aus Sicht der Wirtschaftskammer sei der 3-Punkte-Plan ein Belastungspaket "im ökologischen Mäntelchen" und so die falsche Maßnahme zum falschen Zeitpunkt: "Weder braucht es eine Kunststoffsteuer noch Preisaufschläge für recycelbare Verpackungen, noch eine Pfandeinhebung," sagte Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die Maßnahmen würden den Inlandskonsum zu einem Zeitpunkt verteuern, zu dem sich die Bundesregierung bemüht, ihn anzukurbeln: "Viele Geschäfte wissen derzeit nicht, wie sie in das Jahr 2021 kommen sollen, wenn die Kunden ausbleiben oder wenig Geld zum Einkaufen haben. Da brauchen wir keine zusätzlichen Belastungen", so Kopf.

Eine fix vorgeschriebene Mehrweg-Quote oder ein aufwendiges Pfandsystem für Einwegverpackungen wäre eine beträchtliche Zusatzbelastung für die 1.448 Bäcker, 1.215 Fleischer und 1.332 Konditoren in Österreich, warnte Willibald Mandl, Bundesinnungsmeister des Lebensmittelgewerbes in der WKÖ und Fleischermeister in Ternberg in Oberösterreich.

Einerseits verfüge man nicht über die Fläche für das gebrauchte Gebinde, das zudem eine Geruchsbelastung wäre, andererseits fürchte man ohnehin einen "Pfand-Tourismus": Regionale Nahversorger würden - aufgrund der Bequemlichkeit der kurzen Wege - im großen Stil als Rückgabestellen für Gebinde verwendet, die ganz woanders gekauft wurden. Somit müssten die Betriebe auch finanziell in Vorlage treten und Pfand auszahlen, das sie erst viel später rückfordern könnten. "Für viele Betriebe wäre es das endgültige Aus". (APA)

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