••• Von Georg Sohler
Wiesbauer lädt nicht oft zu einem großen Termin in die Laxenburger Straße im Süden Wiens ein. Wenn dann auch noch Schärdinger mit dabei ist, weiß man: Hier wird etwas Neues, Großes oder Spannendes präsentiert. Neu wurde es, die Größe wird hingegen in Gramm gemessen, interessant ist das Projekt auf jeden Fall – aus mehreren Gründen.
Während man sich also an Stehtischen mit Kaffee stärkte, läutete auf einmal eine Kuhglocke, getragen von Wiesbauer-Geschäftsführer Thomas Schmiedbauer, begleitet von Josef Braunshofer, seines Zeichens Geschäftsführer von Berglandmilch und somit für Schärdinger verantwortlich. Der „Almabtrieb” war eher ein Umtrieb, von der Kantine ging es in den Reiferaum in der Produktion, wo die berühmten Würste optisch und olfaktorisch präsent von der Decke hingen.
Schmiedbauer und Braunshofer nahmen Platz, die Neuheit wurde enthüllt: die klassische Bergsteiger, ergänzt um Bergbaron-Käse. Der Hintergrund wurde in weiterer Folge erläutert.
Im Bergsteigerhimmel
Thomas Schmiedbauer warf einen Blick auf seinen „Bergsteigerhimmel” und öffnete eine am Tisch befindliche Schatztruhe. Darin enthalten waren die zwei neuen Produkte, einmal als Snackartikel mit vier Stangerl (80 g) und einmal als 250 g-Wurst. „Die Idee zur Kooperation entstand zu Beginn des Jahres”, erzählte Schmiedbauer. Zwei-, dreimal im Jahr trifft sich die junge Belegschaft zu einem Gedankenaustausch, um gemeinsam Innovationen zu entwickeln: „Da war Bergsteiger mit Käse ein allgegenwärtiges Thema.”
Das durfte natürlich nicht „irgendein” Käse sein, sondern ein ganz besonderer. Der Bergbaron wird seit 1977 in Feldkirchen hergestellt, gilt als einer der beliebtesten österreichischen Käse und unterscheidet sich geschmacklich doch deutlich von beispielsweise Emmentaler, den es in der Käsewurst von Wiesbauer gibt und der übrigens auch von Schärdinger kommt.
Bislang einzigartig
Hierbei handle es sich um „das Beste aus beiden Welten, meinte Braunshofer. Im Lebensmittelbereich ist das ein Erfolg. Wurst und Käse sind ein Jausenklassiker und die Bergsteiger mit Bergbaron bringt beides perfekt zusammen.”
Doch die beiden Marken verbindet mehr. Es ist dies, wie die im Publikum anwesende AMA-Marketing-CEO Christina Mutenthaler-Sipek, im Verlauf des Termins aufklärte, die erste derartige Kooperation zweier Marken.
Tradition und Karomuster
Neben dem Umstand, dass beide Unternehmen schon lange am Markt sind, eint sie das Karomuster. Die Hälfte der Verpackung ist in den für Wiesbauer typischen Farben Grün und Gelb gehalten, die andere Hälfte in Hell- und Dunkelblau, wie man es von den Schärdinger Käsespezialitäten gewohnt ist. Das wird auch ein Hingucker im Fleischbereich sein, ist blau doch dort nicht wirklich präsent und auf der neuen Wurstverpackung bestens ersichtlich.
„Wir könnten lange sitzen und würden viele Gemeinsamkeiten finden”, meinte Schmiedbauer und zählte auf: „Tradition, Familienbetrieb, Handwerk, Geschmack, Qualität, all das schätze ich persönlich sehr. Berglandmilch ist erfolgreich, wir auch.” Braunshofer nickte und lieferte einen weiteren, sehr entscheidenden Grund für die Kooperation: „Es gibt in Deutschland eine Handelskette, deren Claim ist ‚Wir lieben Lebensmittel'. Das trifft auf uns beide zu. Nur mit Leidenschaft kann man eine Marke leben und verkaufen.”
Starke Marke(n)
Beide sind Mitglieder im Markenartikelverband und das ist auch mit ein Grund, warum dieses Produkt auf den Markt kommt. „Marken sind für uns die Lebensader – ohne gibt es ein Unternehmen in der Form nicht”, führte Braunshofer aus. Das zu erwähnen und groß herauszustreichen, erscheint wichtig. Der LEH-Markt ist in Österreich überschaubar, was die Anzahl der Ansprechpartner betrifft. Und der Handel setzt darüber hinaus auch auf seine Eigenmarken, die bekanntlich ein wesentlicher Faktor sind. Darum gilt: „Wir kämpfen beide stark für die Marke”, so Schmiedbauer.
Die eigene Marke wird gehegt und gepflegt, aber man muss auch den Konsumenten zeigen, dass die – mitunter teureren – Markenartikel einen Mehrwert bieten. „Wir müssen mehr liefern, als Konsumenten erwarten. Ich hoffe, das gelingt uns”, stellte Braunshofer klar. Schmiedbauer stimmte klarerweise zu, ortet aber dabei Verständnis, denn der LEH wisse es schon genau, wie wichtig Marken sind, weswegen sich offenbar auch die Verhandlungen positiv gestalteten. Sofort national gelistet zu sein, sei die Ausnahme. Seit 16. September gibt es das neue Produkt bei allen relevanten Playern – von Billa, über Spar bis zu MPreis und Nah&Frisch.
Neue Zielgruppe
„Den Veganer werden wir nicht erreichen”, lachte Schmiedbauer auf die Frage, wer das Produkt denn erstehen sollte. Neue Kundengruppen zu erreichen, sei hierzulande ohnehin schwierig, aber Wiesbauer könne Stammkunden von Schärdinger von sich überzeugen – und vermutlich auch umgekehrt. Der deutsche Markt ist zudem vor allem im Süden des Lieblingsnachbarn interessant.
Hierzulande wird es diverse Werbeaktivitäten geben, die in einem ersten Schritt bis Ende des Jahres Plakatwerbungen und OOH-Maßnahmen umfassen, bis hin zu den Social Media-Kanälen. Dort möchte man auch die Jüngeren ansprechen, aber auch jene, die schon lange Kunden sind.
Was ist eigentlich drin?
Diesen Zielgruppen ist zunehmend wichtig, wie die Produkte zustandekommen. Die Unternehmen versprechen dabei 100% Österreich – sowohl das für die Wurst verarbeitete Rind- und Schweinefleisch als auch die gentechnikfreie Milch für den Käse stammen von heimischen Tieren. Für die geprüfte Qualität bürgt das AMA-Gütesiegel, das in letzter Zeit weiterentwickelt wurde und für eine Kontrolle vom Bauern bis zum Endprodukt steht.
Der Käseanteil liegt übrigens bei 20%. Spannend ist zudem, dass die Käsewurst ungekühlt lagerbar ist. Durch das sorgsame Braten und die traditionelle Räucherung der Bergsteiger wird der Käse auf natürliche Weise haltbar gemacht – ein gutes Argument übrigens in Richtung LEH. Man kann das Produkt rasch und einfach überall platzieren. Kühlregale sind bekanntlich schnell voll, so ergeben sich laut Schmiedbauer auch Möglichkeiten zur Zweitplatzierung. Für den Wurstproduzenten war die mehrmonatige Entwicklung von Anfang März weg auch durchaus eine „Challenge”, die gut gemeistert wurde. Nun liegt es am Kunden, zu entscheiden, ob die zwei hübsch aufgemachten Produkte auch angenommen werden. Salopp formulierte Braunshofer: „Es passt sehr gut zusammen. Man kann alles Mögliche draufschreiben – wenn es nicht schmeckt, verkauft es sich auf Dauer nicht.”
Vielseitig, auch in Zukunft
An Einsatz soll es nicht mangeln, die Snackstangerl eignen sich zum Mitnehmen auf Ausflüge und wer es beim Frühstück herzhaft mag, kann schon nach dem Aufstehen zugreifen. Gesliced ist derzeit nicht geplant, da es mit der gebratenen Käsewurst ja ein etabliertes Produkt gibt. Für die Bedientheke könnte es ein Thema sein. Das Ergebnis der Kooperation, so Schmiedbauer, wäre zudem für den wichtigen Partner Gastronomie auch sehr interessant.
Wo die Reise hingehen kann, das werden die nächsten Monate und Jahre zeigen. Voneinander überzeugt ist man auf jeden Fall. Ob noch weitere Produkte folgen? „Ich habe keine Glaskugel, aber aus der Leidenschaft und Erfahrung der letzten Monate schwirren viele Ideen herum. Ich denke, es wird auch noch weiteres geben.”
Und damit endete der Tag. Was klar ist: Man hat eine neue Ära eingeläutet und das ist auch nicht nichts. Wiesbauer und Schärdinger ist bis hierhin tatsächlich etwas gelungen, was neu und spannend ist. Groß muss eine Wurst mit Käse ja auch nicht sein.