RETAIL
© Billa/Christian Dusek

christian novacek 14.12.2018

Billa in Neulengbach: Die neue Vorzeige-Filiale

Das einstige Big Billa-Aushängeschild zeigt, wie die ­Handelszukunft aus Rewe-Sicht aussehen kann.

••• Von Christian Novacek

Ein Prestigeobjekt war der Billa in Neulengbach/NÖ immer schon. Dass er der größte Billa aller Zeiten ist, liegt daran, dass er aus Unternehmenssicht quasi auf geheiligtem Boden steht: Neulengbach war der Wohnort des langjährigen Billa-Chefs Wolfgang Wimmer, der 2017 verstarb.

Am schweren Erbe trägt der nun frisch auf Vordermann gebrachte Billa (Investition: 4,5 Mio. €) offenbar leicht: Auf einer Verkaufsfläche von 1.400 m² gibt er sich gleichsam luftig (breite Gänge) und imposant (mächtige Feinkosttheke, inkl. einer der größten Fischtheken Österreichs). Er arbeitet nicht nur das klassische Nahversorgungsthema kongenial ab, sondern stößt da und dort nachdrücklich in den gehobenen Bereich vor.
Am eindrücklichsten wahrscheinlich beim Wein: Die Weinabteilung wartet erstmalig mit einer Verkostungsstation auf, an der direkt mittels Bankomatkarte um 2,50 € aktuelle Rot- und Weißweine verkostet werden können. An den Wochenenden (Fr. + Sa.) steht überdies ein fachkundiger Sommelier für kostenlose Verkostungen und Beratungen zur Verfügung.

Nahversorger-Bekenntnis

„Wir sind unseren Kunden nahe und versorgen sie mit allem, was sie für ihr tägliches Leben brauchen”, fasst Billa Vorstandssprecher Robert Nagele das Konzept, das für derzeit 1.088 Filialen gilt, zusammen. Auf den Standort bezogen, konkretisiert Nagele: „In unserer wiedereröffneten Filiale Neulengbach umfasst das Sortiment über 11.000 Produkte, wovon rund 1.000 Produkte neu gelistet sind.” Bei Letzteren handelt es sich hauptsächlich um solche, „wo wir wissen, dass sie in den Corso-Häusern funktionieren”.

Vertrauensvoller Partner

Vorstandskollegin Elke Wilgmann dehnt den Nahversorgungsbegriff aus: „Wir wollen den Alltag unserer Kunden so angenehm und einfach wie möglich gestalten. Wir verstehen ihre Bedürfnisse besser als jeder andere und sind der vertrauensvolle Partner für die umfassende Haushaltsversorgung.”

Dazu zählt neben einem Regal mit 50 sehr regionalen Produkten ebenso ein gediegenes Serviceangebot. Im Lebensmittelbereich evident wird das anhand der vielfältigen Ready-to-eat-Produktpalette mit mehr als 60 Artikeln, „besonders prominent in der Billa Fein-Snäckerei und dem Imbiss”, sagt Nagele unter Verweis auf 40 Sitzplätze im Geschäft sowie einen regen sommerlichen Gastgartenbetrieb.
In der Haushaltsversorgung bewährt hat sich neben der Bankomat-Funktion der Billa-Kasse der Paketdienst: Zu regulären Filialöffnungszeiten (inkl. Sa.) können Pakete abgeholt oder zurückgegeben werden.
Ein Kundenservice der dezenteren Art ist die elektronische Preisauszeichnung. Laut Nagele wird sie zum Standard jeder neu zu eröffnenden Filiale. Sie schafft erstens Preissicherheit beim Konsumenten und zweitens eine gehörige Arbeitserleichterung bei Mitarbeitern – wo nicht zuletzt die extreme Herausforderung von 350 Preisänderungen in der Woche deutlich entschärft wird. Nagele ist überzeugt: „Die Mitarbeiter lieben uns für die elektronische Preisauszeichnung.”

Beschleunigter Zahlvorgang

Was Konsumenten immer mehr zu schätzen lernen, sind die Self-Checkout-Kassen. Deren gibt es in Neulengbach fünf. „Das wird bei kleinen Einkäufen für die Mittagspause sehr gern genutzt”, erklärt der Billa-Chef, „beim Wocheneinkauf stellen sich die Kunden aber nach wie vor lieber an der Personen-Kassa an.”

Für Neueröffnungen sind die Self-Checkouts indes kein fixer Planungsbestandteil, denn: Die technische Entwicklung im Bereich schnell Bezahlen schreitet zügig voran, eine Innovation überholt die andere.
Eine Lösung wie sie Amazon in den USA verwirklicht und sie auch in China bereits in den Alltag eingezogen ist (der Kunde nimmt die Ware aus dem Regal und damit ist sie de facto schon bezahlt) wird es für Billa nicht spielen. „Das ist aus Datenschutzgründen wegen der verwendeten Gesichtserkennung in Österreich nicht möglich”, meint Nagele, der den technischen Anschluss aber dennoch fest im Auge behält. Getestet (und nahezu serienreif) ist der Einkauf via Billa App. Hier scannt der Kunde sein Produkt bei der Entnahme aus dem Regal und zahlt ggf. auch mit der App. Das ist zwar Zukunftsmusik, aber die Zukunft könnte in dem Fall bereits 2019 spielen.

Die Billa-Filiale wird größer

Für 2019 fix im Programm stehen zwölf Neueröffnungen – somit wird die 1.100ste Billa-Filiale gefeiert. Rund 120 Mio. € werden investiert, wobei neben dem Filial- das Flächenwachstum eine wichtige Rolle spielen wird: 25 Filialen sollen deutlich größer werden, im Schnitt um 250 m2, in Summe sind das mithin 5.000 m² Flächenzuwachs im bestehenden System.

Ausbauten und Eröffnungen folgen übrigens dem regionalen Prinzip: Die Billa Filiale in Neulengbach steht in diesem Kontext nicht nur für 90 Arbeitsplätze, zum anderen wurde im Zuge der Errichtung mit lokalen Zulieferern zusammengearbeitet. „Wir arbeiten eng mit Firmen aus der Gegend zusammen, wie etwa der Firma Rubner Holzbau aus Obergrafendorf, die Zimmermannarbeiten übernommen hat”, sagt dazu Elke Wilgmann.

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