RETAIL
© dpa Zentralbild/Hendrik Schmidt

Der Fleischkonsum ist in Österreich in den letzten Jahren konstant geblieben.

daniela prugger 12.06.2015

Der Geist will, aber das Fleisch …

Ernährung Fleisch war nie billiger als heute, doch Tierwohl und Nachhaltigkeit sind nicht die Hauptkriterien bei Konsum und Produktion

Wieso vertreten viele die Vorstellung, Fleisch müsste – wenn darauf verzichtet wird – ersetzt werden?

Wien. Fleischlaibchen, Bratwurst und Schnitzel gehen heute auch ohne Blutvergießen. Selbst manche Wursthersteller erweitern ihr Sortiment um diese Produkte – in Österreich, wie auch im Nachbarland Deutschland. Doch die Fleischindustrie kümmert das alles herzlich wenig. Denn der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch und Geflügel ist in den letzten Jahren konstant geblieben. Im Jahr 2013 verbrauchten die Österreicher 97,7 kg Fleisch (Quelle: AMA). Der Deutsche Fleischer-Verband sieht die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung positiv. Alles eine Sache der Perspektive – schließlich greifen Konsumenten unter anderem deshalb öfters im Frischeabteil zu und zwar auch an der Wursttheke. Noch nie war Fleisch billiger als heute. Das „Maß” und das „Ziel” beim Fleischverzehr haben viele Konsumenten aus den Augen verloren. Während Fleisch vor 30, 40 Jahren noch hauptsächlich sonntags und feiertags gegessen wurde, gibt es heute vom Knabbernossi-Wurstsnack bis hin zum Frühstücks-Wurstaufstrich so ziemlich alles für jede Gelegenheit.

Nachfrage wird steigen

Und nein, Qualität, Tierwohl, Regionalität und Nachhaltigkeit sind in der Produktion sicher nicht die wichtigsten Prinzipien. Viel eher geht es ums Sparen: bei der Tierhaltung, bei der Produktion und schlussendlich auch beim Einkauf. Im Jahr 2013 wurden weltweit 308,2 Mio. t Fleisch produziert (Quelle: Fleischatlas). Fast drei Viertel davon wurden in den entwickelten Ländern verbraucht. Die Nachfrage wird weiter steigen – vor allem in Asien. Dass sich nun auch Wursthersteller für Fleischersatz interessieren, weil sie das Profitpotenzial in der sog. Gruppe der Flexitarier zu erkennen scheinen, macht die Sache nur bedingt besser. Denn an dieser Stelle muss eine ganz simple Frage gestellt werden: Warum bekommt der Großteil der Bevölkerung die Idee, Fleisch sei ein derartig wichtiges Grundnahrungsmittel, dass es in Folge ersetzt werden müsse, nicht aus dem Kopf? „Drei Viertel aller agrarischen Nutzflächen werden heute in irgendeiner Weise für Tierfütterung beansprucht”, heißt es im Fleischatlas. Dabei wäre es effizienter, diese Flächen für die Getreideproduktion für den Menschen zu nutzen. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir unseren Planeten im Jahr 2050 nicht mehr wiedererkennen”, sagt von der Umweltorganisation WWF, Jason Clay. Die größte Bedrohung auf der Erde sei nicht etwa ein Atomkrieg oder die Klimakatastrophe – sondern die Landwirtschaft.

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