RETAIL
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Redaktion 26.02.2021

Des einen Freud, des anderen Leid

Der Einzelhandel legte 2020 um 0,1% zu; diese Zahl birgt freilich enorme Diskrepanzen.

WIEN. Die jüngst von der Wirtschaftskammer präsentierten Zahlen zum Coronajahr 2020 im heimischen Handel ergeben auf den ersten Blick ein wenig stimmiges Bild. Ein Umsatzrückgang von 15 Mrd. € für den gesamten Handel scheint eine deutliche Sprache zu sprechen – doch demgegenüber steht ein nominelles Umsatzplus für den Einzelhandel von 0,1%.

Während sich der elfstellige Gesamtrückgang durch deutliche Verluste für Großhandel (–7,2%) und Kfz-Wirtschaft (–11,6%) aufklären lässt, ist es natürlich auch mit den nur in Summe stabilen Einzelhandels­umsätzen nicht weit her: Die einzelnen Branchen weisen eine Divergenz von bis zu 30% auf.
Eine Sonderstellung nimmt der Lebensmittelhandel ein, der im Vergleich zum Vorjahr um 8,9% wachsen konnte. Satte Zuwächse für Möbel- (+5,4%) sowie Bau- und Heimwerkerhandel (+4,9%) zeugen vom Einrichtungsboom, den die Ausgangsbeschränkungen verursacht haben. Auch der Elektronikhandel (+4,2%) kann sich trotz Shutdown nicht zuletzt dank Massen-Homeoffice zu den Krisengewinnern zählen.

Der größte Verlierer der Krise ist der Bekleidungshandel (–24,6%), der fast ein Viertel an Umsätzen einbüßte. Er war auch jene Branche, die am meisten von Insolvenzen betroffen war. Auch Spielwaren- (–19,8%), Schuh- (–16,6%) und Schmuckhandel (–15,7%) büßten stark ein.

Brancheninterne Unterschiede
Das glimpflich anmutende Ein-Prozent-Minus des Sportartikelhandels offenbart bei näherer Betrachtung, dass auch Branchenwerte falsche Schlüsse nahelegen. So büßten Händler in Wintersportregionen teilweise zwei Drittel ihres Jahresumsatzes ein, während Standorte in Ostösterreich, in Ballungszentren und mit Sortimentsschwerpunkten auf z.B. Räder deutlich zulegen konnten.

Trügerisch ist auch das 0,6%-Plus für die Kategorie Drogerien/Apotheken: Der Drogeriefachhandel selbst zählt mit einem Plus von über vier Prozent zu den Krisengewinnern, die ebenfalls von der Schließung ausgenommenen Apotheken hingegen waren infolge eines (durch das Einhalten von Abstands- und Hygieneregelungen) starken Rückgangs bei Grippen und grippalen Infekten weniger gefragt.
Peter Voithofer vom Economica Institute für Wirtschaftsforschung rechnet damit, dass man die „beispiellosen“ Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen in der Zukunft „eher nicht mehr sehen“ werde.

Ausblick
Was den Ausblick für das kommende Jahr betrifft, verweist WKÖ-Handelsspartenobmann Rainer Trefelik auf viele Unwägbarkeiten: „Wie schnell sich der Handel im laufenden Jahr erholen wird, hängt maßgeblich vom weiteren Verlauf der Covid-19-Infektionen und den damit verbundenen Maßnahmen ab.“

Voraussetzungen für gute Handelssätze seien u.a. lebende (Einkaufs-)Destinationen inklusive Gastronomie und Hotellerie, die Möglichkeit, Veranstaltungen abzuhalten, und noch schwer abschätzbare Passanten- und Kundenfrequenzen in Einkaufslagen.

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