••• Von Paul Hafner
Eine „analoge Social Media-Plattform” wolle man schaffen, erklärt Maimuna Mosser, Business Development Managerin bei Ikea Austria, und findet damit vielleicht die besten Worte dafür, was der schwedische Möbelriese auf jener 3.000 m2 großen Baustelle in unmittelbarer Nähe zum Wiener Westbahnhof vorhat, wo noch bis Frühsommer das „Blaue Haus” gestanden war.
Vom MuseumsQuartier inspiriert, soll der City-Ikea nicht allein einen „Home Furnishing Hub” darstellen, sondern mit konsumfrei zugänglicher Dachterrasse und externen Retailern (Apotheke, Bäcker, Hörgerätestudio und Friseur) zum „pulsierenden Treffpunkt” avancieren. In die obersten zwei Geschoße des siebenstöckigen Gebäudes zieht die zum Hotelkonzern Accor gehörende Hostel-Marke Jo&Joe, die als Hospitality-Partner von Ikea fungieren wird.
Eröffnung bis Frühherbst 2021
Im Rahmen einer Pressekonferenz lieferte Ikea ein Update zum Status quo, Plänen und Vorhaben, und lud zur Besichtigung der Baustelle. Nachdem das nach seiner auffälligen Farbe benannte Gründerzeithaus im Laufe des Sommers abgerissen worden war, wurde mit Jahresanfang der Baustart ausgerufen. Im Anschluss an die Fertigbetonierung der Bodenplatte wird sich die Arbeit demnächst in den Untergrund verlagern – ein Unterfangen, dass durch die knapp 20 m unter der Baustelle verlaufende U3-Linie erschwert ist.
Geplant ist, dass der erste innerstädtische Ikea Österreichs, der ganz ohne Parkplätze auskommt, zwischen Spätsommer und Frühherbst 2021 eröffnet – rund sieben Jahre nach den ersten, anfangs noch vagen Überlegungen.
„Etwas völlig Neues”
Der Ikea am Westbahnhof wird eine vollständige Möbelausstellung und eine Markthalle anbieten; was es nicht geben wird, ist ein Abholbereich. Große Waren können vor Ort bestellt werden, zugestellt wird binnen 24 Stunden vom neuen Logistikzentrum in Strebersdorf.
Mit den „blauen Boxen am Stadtrand” wird das Gebäude architektonisch indes sehr wenig gemeinsam haben; der neue Ikea stellt ein Pilotprojekt innerhalb der Ikea-Welt dar: „Wir haben hier wirklich die Chance bekommen, ein innovatives Einrichtungshaus der Zukunft zu entwickeln”, so Mosser. „Wir können viel ausprobieren, neue Konzepte testen und unterschiedliche Einkaufsabläufe abdecken.”
Ein gewagtes „Testprojekt” stelle der neue Ikea indes nicht dar, klärt Barbara Riedl, PR-Managerin von Ikea Österreich, auf Nachfrage: „Wir wissen schon, was wir tun.” Im Erfolgsfall, von dem das Ikea Austria-Team sichtlich überzeugt ist, rechnet man mit Ikea-interner Nachahmung: „Wir hoffen, dass noch viele weitere Filialen auf der ganzen Welt unserem Modell folgen”, erklärt Projektleiterin Sandra Sindler-Larsson.
In die Hand genommen wurden für den Bau – inklusive der Kosten für den Grundstückskauf – übrigens satte 135 Mio. €.
Architektonisch ist das Gebäude als sogenannter Grid angelegt, ein Rahmen, der an ein Regal erinnern und vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten zulassen soll – „auch im Hinblick auf Retail-Konzepte der Zukunft, von denen wir jetzt noch gar nichts wissen”, wie der verantwortlich zeichnende Architekt Jakob Dunkl vom Architekturbüro querkraft erklärt.
Architekturbewerb
Dunkl gewährte auch Einblick in das Ideenfindungsverfahren, bei dem sich sein Wiener Architekturbüro in einem dreistufigen Auswahlprozess mit seinem Konzept gegen acht andere Büros durchsetzen konnte. „Wir haben in der ersten Runde ein sehr gewagtes und unrealistisches Projekt vorgelegt. Ikea hat der Ansatz aber gefallen, und sie hatten den Mut, uns in die nächste Runde mitzunehmen.”
Durch die große Innovationsbereitschaft Ikeas sei ein „echtes Leuchtturmprojekt entstanden, dessen Realisierung uns viel Spaß bereitet”.