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Eduard Kranebitter, Schlumberger

Redaktion 23.11.2016

Ernteausfälle belasten Sekthersteller

Rückgang bei Sektkonsum hat Talsohle erreicht.

WIEN. Seit der Wiedereinführung der Schaumweinsteuer 2014 ging der Sektkonsum in Österreich zurück, die Talsohle sei nun aber erreicht. "Um mehr als 20 Prozent ist der Sektmarkt zurückgegangen, bei nur 2,5 Millionen Euro 'Netto'-Einnahmen für den Staatshaushalt", rechnet Schlumberger-Chef Eduard Kranebitter vor. Die Sekthersteller kämpfen überdies mit hohen Rohstoffpreisen.

Die Wetterkapriolen und damit einhergehende Ernteausfälle machten den österreichischen Sektherstellern, wie vielen anderen Branchen auch, einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. "Durch die Ernteeinbußen stiegen die Rohstoffpreise um 30 bis 40 Prozent", betonte Kranebitter vor Journalisten. Deshalb werde es im Jahr 2017 zu einem Preisanstieg bei Schlumberger-Sekt für Konsumenten in der Größenordnung zwischen sechs und neun Prozent kommen.
Alle heimischen Hersteller, die mit Trauben aus Österreich arbeiten, seien mit der gleichen Problematik konfrontiert. Andere würden Preiserhöhungen vielleicht noch etwas hinauszögern, aber langfristig nicht drumherumkommen.

Rückläufiger Markt
Insgesamt war der Schaumweinmarkt in den ersten neun Monaten 2016 leicht rückläufig, bei Sekt habe sich die Lage aber stabilisiert. Die verkauften Sektmengen gingen um zwei Prozent zurück, beim Ertrag gab es ein Plus von drei Prozent - Sekt wurde also teurer. Machte Sekt vor der Einführung der Schaumweinsteuer noch knapp 80% des Markts aus, liege der Anteil aktuell bei 65%. Mengen- wie wertmäßige Steigerungen gab es von Jänner bis September bei Frizzante und Champagner, die von der Schaumweinsteuer nicht betroffen sind.

Im Jahresendspurt hoffen die Sektkellereien auf zahlreiche knallende Korken, denn mit Weihnachten und den zahlreichen Feiertagen beginnt die Hochsaison für die heimischen Sekthersteller. Allein zu Silvester werden in Österreich jährlich rund 2 Mio. Flaschen Sekt getrunken, das entspricht 14 Mio. Gläsern. Der Anteil von Schlumberger liegt in diesem Zeitraum nach eigenen Angaben bei über 30%.
Auf die Schaumweinsteuer will Schlumberger nach wie vor nicht anstoßen, sie sei sogar in den Augen von Politikern ein "Blödsinn". Netto habe sie dem Fiskus 2015 nur 2,5 Mio. € gebracht, so Kranebitter. Brutto spielte die Steuer im Vorjahr 19 Mio. € ein, ursprünglich sei von Einnahmen in der Höhe von 36 Mio. € pro Jahr die Rede gewesen. Außerdem hätte der Markt nicht beeinflusst werden sollen, was nicht funktioniert habe. "Jetzt ist es an der Zeit, die Steuer abzuschaffen", so der Schlumberger-Chef.

Wenn man mit politischen Verantwortlichen spreche, "sagen sie selbst, dass die Sektsteuer ein Blödsinn ist", so Kranebitter. Beim Gespräch sei der Wille da, aber es passiere nichts. Parteipolitische Überlegungen kämen einer Abschaffung in die Quere. Schlumberger will gemeinsam mit dem Österreichischen Sektkomitee weiter gegen die Steuer vorgehen. (APA)

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