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© Berglandmilch

Redaktion 13.11.2020

„Erwarten Umsatz gleich oder über dem Vorjahr”

Wie sich Berglandmilch auf den zweiten Lockdown vorbereitet hat, erzählt Geschäftsführer Josef Braunshofer im Interview.

••• Von Daniela Prugger

Kurz vor dem zweiten Lockdown in Österreich erklärt Josef Braunshofer, warum er seinen Optimismus nicht verloren hat. Der Geschäftsführer der Berglandmilch, Österreichs größter Molkerei, erzählt im Interview, was das Unternehmen aus den ersten Monaten der Coronakrise gelernt hat und aus aktuellem Anlass, welche Ziele und Maßnahmen im Bereich Tierwohl gesetzt werden. Vor Kurzem erst haben Bund, Länder und Landwirtschaft den „Pakt für mehr Tierwohl in der produzierenden Landwirtschaft” unterzeichnet und damit mehr Förderungen und höhere Fördersätze für Investitionen in tierwohlgerechte Haltung beschlossen. Bei der Berglandmilch setze man schon lange auf dieses Thema, so Braunshofer.


medianet: Wie hat sich die Berglandmilch auf die Restriktionen und den zweiten Lockdown vorbereitet?
Josef Braunshofer: Hygiene ist einem Molkereibetrieb ein selbstverständliches und immer präsentes Thema. Dennoch haben wir unsere internen Hygiene- und auch Abstandsregelungen verschärft: Permanentes Maskentragen, Aufteilen von Schichten in kleine Gruppen, keine externen Kontakte/Besuche usw.

Durch enge Zusammenarbeit zwischen Bauern, Lieferanten, Handelspartnern und Mitarbeitern sind wir aber in der Lage, die Versorgung mit unseren hochwertigen Milch- und Molkereiprodukten lückenlos aufrechtzuerhalten.


medianet: Welches Bild zeigt sich im Export?
Braunshofer: Im Export spiegelt sich das Bild, das sich auch im Inland zeigt, wider: starke Rückgänge im Bereich HORECA, stärkere Nachfrage im LEH sowie einen Fokus auf H-Produkte.

medianet: Die Bekämpfung des Coronavirus wird noch Monate dauern. Was hat die Berglandmilch dazugelernt?
Braunshofer: Die Krise hat uns einmal mehr den Wert einer funktionierenden Wertschöpfungskette, enger Partnerschaft mit unseren Mitarbeitern, Handelspartnern und Lieferanten sowie dem Vertrauen unserer Konsumentinnen und Konsumenten aufgezeigt.

medianet: Das Absatzplus im EH konnte den Ausfall der Gastro auch für die Milchwirtschaft nicht kompensieren. Wie geht die Berglandmilch damit um?
Braunshofer: Wir versuchen, die Absatzrückgänge in der Gastronomie durch die Bearbeitung anderer Absatzschienen zu kompensieren.

medianet: Welche Umsatzerwartungen haben Sie an dieses Geschäftsjahr?
Braunshofer: Wir erwarten einen Umsatz gleich oder leicht über dem Vorjahr.

medianet: Inwiefern hat sich die Coronakrise positiv auf die Geschäfte ausgewirkt?
Braunshofer: Wir freuen uns über die positiven Auswirkungen auf die Einstellung vieler Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber unseren regionalen Marken.

medianet: Welche Produkte gewinnen in dieser schwierigen Zeit an Beliebtheit?
Braunshofer: Grundsätzlich erfahren Haltbarprodukte in einer Krise erhöhte Nachfrage. Aber auch die Absätze von Produkten aus der weißen Palette wie Naturjoghurt, Topfen und Schlagobers lassen darauf schließen, dass Konsumentinnen und Konsumenten aktuell gerne oder vielfach lieber selbst kochen.

medianet: Bund, Länder und Landwirtschaft haben vor Kurzem den ‚Pakt für mehr Tierwohl in der produzierenden Landwirtschaft' unterzeichnet und damit mehr Förderungen und höhere Fördersätze für Investitionen in tierwohlgerechte Haltung beschlossen. Welche Rolle spielt diese Initiative für die Berglandmilch? Wie reagiert die Berglandmilch darauf?
Braunshofer: Die Berglandmilch-Bäuerinnen und -Bauern sind grundsätzlich um Tierwohl bemüht. Die beste Milch kommt nur von gesunden Kühen. Schon im Juli 2019 hat Berglandmilch, um das Engagement ihrer Bäuerinnen und Bauern in Sachen Tierwohl zu honorieren, einen Tierwohlbonus eingeführt: Maßnahmen, die über den gesetzlichen Mindeststandard hinausgehen, werden seitdem mit mehr Milchgeld belohnt. Zudem arbeiten wir in diesem Programm auch mit Tierärzten und der Vet Med Universität Wien sehr eng zusammen.

medianet: Welche Maßnahmen im Bereich Tierwohl sind bei der Berglandmilch geplant?
Braunshofer: Der zuvor beschriebene Tierwohlbonus wird in den kommenden Jahren intern noch stärker kommuniziert und daher auch noch stärker von unseren Bauern ange­nommen werden. Berglandmilch ging schon in der Vergangenheit in Sachen Tierwohl und artgerechte ­Fütterung einen Schritt voraus, wie beispielsweise auch bei der 100% Gentechnikfrei-Garantie, dem Verzicht auf Futtermittel aus Übersee, dem Verzicht auf Palmöl in der Fütterung, dem Verzicht auf den Einsatz des ­umstrittenen Pflanzen­schutzmittels Glyphosat auf ­allen Äckern und Wiesen. So auch jetzt wieder. Mit April 2021 wird man die ausschließliche Kälberfütterung mit unserer hochwertigen Berglandmilch garantieren und zum Standard machen.

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