••• Von Christian Novacek
SALZBURG. Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns”, erinnert sich Unito-Chef Harald Gutschi, „aber nichtsdestotrotz war es ein sehr erfolgreiches!” Die Unternehmensgruppe mit Universal, Otto Österreich, Quelle, Lascana zog mit einem Gesamtumsatz von 423 Mio. € eine mehr als possierliche Bilanz und legte auf vergleichbarer Basis um 20% zu.
Nicht minder imposant performte die in mehr als 30 Ländern agierende Mutter Otto Group – sie steigerte sich auf vergleichbarer Basis um 17,2% auf rund 15,6 Mrd. €. Das Wachstum im Onlinegeschäft fiel dabei mit einem Plus von 26% besonders eindrucksvoll aus.
„Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben”, sagt demgemäß Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group. Und im Nachsatz: „Wir sind auch dankbar. Denn im März und April des Vorjahres war die pandemiebedingte Kaufzurückhaltung so stark, dass wir nicht einschätzen konnten, was das für uns bedeutet.”
Die Klarheit folgte allerdings flott auf dem Fuße: Bereits Ende April kam das große Durchstarten. Und dieses erfolgte nun laut Birker nicht nur wegen des entfesselten Internetbooms, sondern nicht zuletzt deshalb, „weil wir mit einem konstanten, jahrelangen Investment die Basis dafür gelegt haben, dass dieses Durchstarten entsprechend effektiv erfolgen konnte”.
Jetzt geht’s um Nachhaltigkeit
Gegenwärtig leben wir laut dem Otto-Chef in „sehr bewegten Zeiten” und da ist es stets ratsam, beizeiten seine Hausaufgaben zu machen. Die lauten nunmehr auf Nachhaltigkeit. Also etwas, das ohnedies dick im Familienstammbuch geschrieben steht. Denn „gerade beim Thema Nachhaltigkeit war Otto immer weit voran”, erinnert sich Birker unter anderem an eine leichte Irritation, als er zu Beginn seiner Otto-Karriere feststellen musste, dass der heutige Aufsichtsratsvorsitzende Michael Otto bereits in den 80ern dafür gesorgt hatte, dass die Papierberge im Büro wenn schon, dann nicht in Weiß erstrahlten, sondern in Grau ihren ökologischen Beitrag stellten.
Der Preis der grünen Weste heute sei indes ein Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. „Beides unter einen Hut bringen, ist eine Kernfrage unserer Zeit”, ist Birker überzeugt. Und Gutschi ergänzt: „Auch unsere Kunden agieren deutlich bewusster als früher; das sehen wir etwa daran, dass die Retouren im Laufe eines Jahres um 28 Prozent zurückgegangen sind.” Ergo sei es nun auch folgerichtig, „den Kunden etwas zurückzugeben”.
Der Umweltschutz als Unternehmensziel wurde bei Otto 1986 definiert, aber natürlich ist die aktuelle Dynamik speziell: Eine für 2020 abgeschlossene Nachhaltigkeitsstrategie gab für den Klimaschutz als Ziel die Reduzierung der CO2-Emissionen um 50% auf Basis des Jahres 2006 aus. Dieses Klimaziel wurde ein Jahr zuvor und vollständig ohne Kompensationsmaßnahmen erreicht. Ergo ist man heute ambitionierter – denn die Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit will man nicht einbüßen.
Vermeiden und reduzieren
„Im Unterschied zu Unternehmen, die ebenfalls Klimaneutralität für sich beanspruchen und dabei in erster Linie auf Kompensation über den zum Teil sehr günstigen Erwerb von Zertifikaten setzen, verstehen wir unter Klimaneutralität das Vermeiden sowie Reduzieren von Treibhausgas-Emissionen”, stellt Birken fest.
„Wir bemühen uns seit Jahren, die CO2-Emissionen zu verringern”, führt auch Gutschi aus unter Verweis darauf, dass Unito die gesamten umsatzbereinigten CO2-Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 2006 bis 2020 um 74% senken konnte. Kompensation von nicht vermeidbaren Emissionen sieht er als Möglichkeit, mittelfristige Klimaschutz-Maßnahmen früher wirksam zu machen. „Deshalb war es uns auch so wichtig, mit 1. Jänner 2021 bei all unseren Bestellungen die CO2-neutrale Zustellung umzusetzen”, so Gutschi. Das Prinzip „Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren” setzt sich jetzt mit Beginn des Geschäftsjahres 2021/22 in einer neuen CR-Strategie der Otto Group fort. Im Themenfeld „Klima” verpflichtete man sich auf das Ziel, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu sein.
Umfassend geschützt
Diese Klimaneutralität bezieht sich auf eigene Standorte, Transporte, Mobilität der Mitarbeiter, externe Rechenzentren sowie Cloud-Dienstleistungen. Es gehe nun darum, Klimaschutz systematisch umzusetzen – von der Reduzierung der Luftfracht durch Verlagerung aufs Schiff oder auf die Bahn auf der einen Seite und auf der anderen um den verstärkten Einsatz von Elektromobilität auf der letzten Meile. Gerade auf der letzten Meile habe man mit der Österreichischen Post einen verlässlichen Partner, mit dem sichergestellt sei, dass bis 2025 80% der Pakete klimafrei geliefert werden.
„Uns ist bewusst, dass in Produktionsprozessen weiteres Potenzial liegt, negative ökologische Auswirkungen zu reduzieren. Deshalb haben wir Projekte initiiert, um unsere Lieferanten durch Energiesparmaßnahmen dabei zu unterstützen, den Treibhausgas-Ausstoß im Produktionsprozess zu reduzieren”, erläutert Birken. Letztlich trägt man den Trend ebenso angebotsseitig mit: Die Zahl von 200.000 nachhaltigen Produkten im Sortiment wird sich alsbald verdreifachen.