RETAIL
© Gurkerl/Dragan Dok

Redaktion 29.11.2024

Formidabler Neustart: Gurkerl bringt’s wieder!

Hochautomatisiert im neuen Lager, will Gurkerl frischen Wind in den Onlinehandel mit Lebensmitteln pusten.

••• Von Georg Sohler

Das Gewerbegebiet in Wien-Liesing neben dem Altmannsdorfer Ast beherbergt seit Mitte Oktober eines der modernsten Logistikzentren Europas. Auf jeden Fall spielt die Wien-Zentrale von Gurkerl, Tochter der tschechischen Rohlik-Group, alle modernen Stückl. Die Eckdaten dazu: Nach eineinhalb Jahren Bauzeit kann von hier aus innerhalb von maximal drei Stunden jeder Mensch im Großraum Wien mit einem umfassenden und von Regionalität geprägten Supermarktsortiment beliefert werden.

Gurkerl lud deshalb am Dienstag zu einem Event, um die letzten vier Jahre Revue passieren zu lassen, die Neuerungen zu präsentieren, das Logistikzentrum feierlich zu eröffnen, die Zusammenarbeit mit der Apotheke Beavit zu verkünden, treue Kunden zu würdigen sowie ein Showkochen und Get-together durchzuführen.

Erfahrungsschatz

Nach der Begrüßung durch Moderatorin Tanja Bauer ergriff Mark Hübner das Wort. Der gebürtige Deutsche ist nach eigenem Bekunden kein großer Redner, aber seit November 2023 CEO von Gurkerl wie auch dem deutschen Pendant Knuspr. Er verfügt über langjährige Expertise im Onlinehandel; bevor er im März 2022 als CCO zur Rohlik Group kam, war er fast sieben Jahre lang in Führungsrollen bei Amazon tätig.

„Mein Vorgänger Maurice Beurskens hat einen maßgeblichen Anteil”, begann er seine Präsentation mit einem ehrenden Verweis auf den Geschäftsführer, der das Österreich-Geschäft aufgebaut hat. Der Startschuss für die Modernisierung des Zentrums erfolgte im Februar 2023, nun ist es mit 10.000 m² doppelt so groß wie vorher. Seit Mitte Oktober 2024 ist der Standort vollständig modernisiert und verfügt über eine hochautomatisierte Lager- und Kommissioniertechnik. Rund 12.000 der nach der Erweiterung 15.500 Produkte (zuvor 8.000) sind klassische Supermarkt-, Drogerie- und Haushaltsprodukte. Diese gibt es zu einem mit dem stationären Handel vergleichbaren Preis; darunter befinden sich auch 300 günstige Produkte der eigenen Hausmarken – von Molkereiprodukten („Miil”), über Vorratsartikel („Kitchin”) bis hin zu Babynahrung („Lambini”).

Mehr als ein Supermarkt

Und das wichtigste Argument: Regionalität. „Die Hälfte des Sortiments kommt von unseren gut 180 regionalen Partnern aus Wien und Umgebung”, so Hübner. Dieses Extra sieht er auch als entscheidend an, wie er später im medianet-Exklusivgespräch präzisiert. „Auch die anderen Händler in Österreich haben Lieferservices. Wenn wir lediglich das gleiche Sortiment anbieten, bleibt nur der Convenience-Vorteil übrig, sich nicht aus dem Haus zu bewegen und den Einkauf heimschleppen zu müssen”, erachtet er dies als nicht ausreichend an. „Wir haben aber eine größere Auswahl als Supermärkte, arbeiten mit regionalen Fleischern, Bauern und Co zu­sammen. Somit decken wir auch den Bio-, Wochen- und Bauernmarkt ab.”

Österreich ist wie Deutschland klar abgesteckt, was den LEH betrifft. Wie reagieren die (regionalen) Produzenten auf den neuen Player? „Es gibt die, die seit Jahrzehnten bestehende Partnerschaften mit dem stationären Einzelhandel haben und die etwas skeptisch auf uns schauen. Aber immer mehr freuen sich über alles, was frischen Wind hineinbringt, Absatzkanäle erschließt, Innovationen zulässt und somit neue Zielgruppen anspricht.” In anderen Ländern sieht man, dass dies funktioniert. Hübner ist überzeugt: „Wir liefern alles, was man für den Wocheneinkauf braucht, schnell und zuverlässig. Das funktioniert in Österreich bereits gut – in anderen Ländern der Gruppe sehen wir noch höhere Wachstumsraten.”

Tausende Bestellungen

Wieder zurück zum zeitlichen Ablauf und den Fakten. Von der Logistik, über Fahrer und den Einkauf sowie das Backoffice arbeiten hier in Wien-Liesing 330 Menschen daran, die Kunden zu beliefern. Bereits im März 2021 überschritt man die Marke von 1.000 Bestellungen pro Tag. Im Oktober 2022 folgte die einmillionste Auslieferung. „Wir haben über 25.000 aktive Kundinnen und Kunden, die mindestens einmal im Monat bei uns bestellen, und wickeln aktuell bis zu 3.000 Bestellungen pro Tag ab”, rechnet er vor.

Im Schnitt beträgt der Warenkorb rund 100 €. Mit der Modernisierung des Logistikzentrums kann der Online-Supermarkt mehr Bestellungen denn je bearbeiten: „Wir sind für 8.000 Bestellungen gerüstet, können die Kapazität aber auf 10.000 erweitern.” Das Unternehmen plant, Lieferprozesse weiter zu optimieren, um Kundenbedürfnisse effizienter zu bedienen. Die Zielgruppe von Gurkerl im Großraum Wien sind Familien mit Kindern sowie kleinere Haushalte, die auf passende Verpackungsgrößen, regionale Produkte und schnelle Zustellung Wert legen. Klare Bedürfnisse also. Ein weiteres ist Umweltfreundlichkeit.

Die neue Apotheke

Bereits 2021 begann der Aufbau einer E-Flotte, zunächst mit zehn Fahrzeugen. Heute besteht die Gurkerl-Flotte aus rund 100 Fahrzeugen, mehr als die Hälfte davon wird elektrisch betrieben. Die restlichen Fahrzeuge fahren mit umweltfreundlichem CNG (Compressed Natural Gas). Zudem kehrt das 15-Minuten-Lieferfenster zurück. Neu sind ein Premium-Vorteilsprogramm mit Gratislieferungen und Rabatten sowie die „Gurkerl Chef”-Rezeptfunktion.

Denn inzwischen werden auch (rezeptfreie) Apothekenprodukte über gurkerl.at angeboten. Im Rahmen der Feier stellten Apotheker Ernst Baurek und seine Tochter Pia Baurek-Karlic, die auch Geschäftsführerin der Beavit Online Apotheke ist, die neue (stationäre) Beavit-Apotheke im Gurkerl-Logistikzentrum vor. Diese funktioniert wie jede andere Apotheke auch – mit dem Unterschied, dass man nicht nur die Kunden im Bezirk berät und versorgt, sondern eben auch alle Apothekenprodukte bereitstellt, die beim Lieferdienst gelistet sind. Ein Team aus Pharmazeuten ergänzt jede Bestellung mit individuellen Tipps und steht für persönliche Beratung zur Verfügung. „Die Beavit Apotheke am Gurkerl-Logistikstandort bietet auch einen echten Mehrwert für Einwohner und Berufstätige im Bezirk. Wir freuen uns, unsere Zusammenarbeit mit Gurkerl weiter zu vertiefen und gemeinsam zu wachsen”, so Ernst Baurek.

Die Gurkerl-Zukunft

Doch das ist nicht die einzige Neuerung, die der Online-Supermarkt im Jahr 2025 zu bieten haben wird. Im kommenden Jahr ist beispielsweise auch geplant, den Convencience-Bereich zu stärken. Das Angebot durch frische Fertiggerichte von renommierten Wiener Restaurants wird erweitert. Auch das Eigenmarkensortiment soll deutlich wachsen, bis Ende 2025 soll es 500 Produkte zählen. Parallel dazu will man die Lieferzeiten weiter optimieren, die Zielzeit beträgt zwei Stunden. Darüber hinaus will man nach vielen Investitionen auch profitabel wirtschaften.

Der offizielle Teil der Veranstaltung endete mit einer Ehrung für drei Kunden, sie seit 2020 zusammen bereits rund 1.200 Bestellungen aufgegeben haben. Danach traten Peter Zinter, Küchenchef im Gasthaus Stern, und Robert Letz, ORF-Fernsehkoch, in einem Charity-Kochduell gegeneinander an. Unterstützung erhielten sie von Schauspielerin Lilian Klebow und der ehemaligen Profi-Skirennläuferin Michaela Kirchgasser als Sous-Chefinnen. Die Teilnehmer des Duells erhielten eine Spende von je 500 €, die sie an die Make a Wish Foundation und den Lichtblickhof weitergaben.

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