••• Von Daniela Prugger
MOLLN. Im Jahr 1963 setzte Karl Bernegger den Grundstein für die Firma Eisvogel. Sein Sohn Hubert Bernegger baute die bestehenden Fischteiche in Molln, im Breitenauer Tal im Nationalpark Kalkalpen, aus und entschied sich aufgrund der wachsenden Nachfrage für eine Beteiligung an den Fischzuchten der Familie Battigelli in der Region Friaul-Julisch Venetien. Mittlerweile zählt Eisvogel zu den Vorreitern in der Branche.
medianet: Neben 4.800 Einzelhandelsfillialen beliefern Sie auch die Gastronomie. Wie haben sich die Umsätze seit Corona entwickelt?
Hubert Bernegger: Trotz der Lockdowns und Schließungen in der Gastronomie im vergangenen Jahr haben sich die Österreicher gerne mit Fisch ernährt. Umsatzentgänge in der Gastronomie und im Großhandel, die im Frühling und Herbst 2020 fehlten, wurden durch den Lebensmittelhandel wieder ausgeglichen. Im Jahr 2019 belief sich der Anteil von Gastronomie und Großhandel noch auf 35 Prozent, im Jahr 2020 sank dieser auf 15 Prozent. In diesem Jahr hat sich die Lage wieder stabilisiert: Wir haben wieder eine ähnliche anteilsmäßige Verteilung wie im Jahr 2019 erreicht.
medianet: Besonders am Anfang der Pandemie haben Konsumenten bekanntlich auf haltbare Lebensmittel zurückgegriffen, die man auch gut zu Hause lagern kann – Dosen etwa. Inwieweit hat sich denn dieses Konsumverhalten auf Ihr Geschäft und die Nachfrage ausgewirkt?
Bernegger: Wir haben festgestellt, dass die Konsumenten sehr bewusst und nachhaltig eingekauft haben. Die Nachfrage nach unserem ASC-zertifiziertem Süßwasserfischsortiment sowie unserem Bio-Sortiment ist gestiegen. Dieser Trend zeigte sich sowohl im Frischfisch-, als auch im TK-Fischsortiment.
medianet: Welche Trends hinsichtlich Fischvorlieben beobachten Sie bei den österreichischen Konsumenten?
Bernegger: Frischer, zertifizierter Süßwasserfisch, vor allem auch in höheren Verarbeitungsstufen, z.B. Filets, liegt bei den Konsumenten im Trend. Frische Fischfilets sind ja fast schon ein Convenience-Produkt: ein paar Tropfen Olivenöl, eine Prise Salz, sieben bis acht Minuten in der Pfanne auf der Hautseite braten und fertig ist die gesunde Mahlzeit. Der österreichische Fischkonsument ist qualitätsbewusst, legt Wert auf die Herkunft, die Nachhaltigkeit, Verarbeitungsmethode sowie die Frische. Hier hat Eisvogel mit dem Verarbeitungsstandort in Molln die Möglichkeit, durch kurze Lieferwege ultrafrische Fische zu den Kunden zu bringen. Es gibt einen Trend von Tiefkühlprodukten hin zu Frischfisch. Dies ist auch dem breiteren Angebot im LEH und den besseren Logistikmöglichkeiten geschuldet. Bei Eisvogel werden 70 Prozent Frischfische, 18 Prozent TK-Produkte und zwölf Prozent Räucherfische hergestellt und geliefert.
medianet: Viele Unternehmen im Lebensmittelbereich versuchen, ihre Verpackung und Logistik nachhaltig und klimaneutral zu gestalten. Welche Entwicklungen gibt es bei Eisvogel?
Bernegger: Verpackung ist für uns ein stetiger Entwicklungsprozess; seit Jahren haben wir das beim Fisch übliche Styropor verbannt, da dieses, wenn es mit Fisch in Kontakt war, nicht wiederverwertet werden kann. Für die Verpackungsmethodik MAP für Großverbrauchereinheiten haben wir im Jahr 2016 den Verpackungsinnovationspreis des BMWFW erhalten. Vor Jahren hat Eisvogel Projekte zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks gestartet, eines davon in Friaul; hier stellen wir die exakte Fläche unserer Fischzuchten nochmals zur Mischwaldaufforstung zur Verfügung. In Molln haben wir die Betriebsfläche nochmals zur Erhaltung der Almwiesen dem Naturschutz gewidmet.
medianet: Ein Großteil der Fische stammt aus der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien. Wie kam es dazu?
Bernegger: Nachdem ich die Fischzucht in Molln im Jahr 1993 von meinen Eltern übernahm, war mir bewusst, dass ich, ohne Einschnitte in die Natur vorzunehmen, die Zucht hier in Molln, in der Nationalparkregion Kalkalpen, nicht weiter ausbauen kann. Ich begab mich auf die Suche nach gut funktionierenden Fischzuchten und bin im Friaul bei der Familie Battigelli gelandet, wo ich mich an den bestehenden Fischzuchten beteiligt habe. Heute führe ich die ASC-zertifizierten Fischzuchten, die zu den modernsten Anlagen Europas gehören, gemeinsam mit meiner Gattin Lucilla Bernegger-Battigelli.
medianet: Sie setzen auf internationale Siegel – IFS, ASC, Bio und MSC. Welcher Beitrag zur nachhaltigen Fischzucht wird dadurch geleistet?
Bernegger: Wir stehen grundsätzlich für nachhaltige Fischzucht und nachhaltigen Fischeinkauf, rund 73 Prozent unseres Sortiments sind zertifiziert. Der International Food Standard zeichnet die Herstellungsqualität, Produktsicherheit, Food Defence aus. ASC, MSC und Bio stehen für die Nachhaltigkeit in der Fischzucht. Ein Großteil der Meeresfische wird bei Eisvogel mit dem MSC-Siegel eingekauft; hier werden laufend die Fischbestände und deren Nachwuchs eruiert und – basierend auf diesen Ergebnissen – die Fangquoten an die Länder und Fischereiboote vergeben.