WIEN. Exporte im Ausmaß von 1,73 Mrd. und Importe von 1,13 Mrd. € ergaben 2023 im milchwirtschaftlichen Außenhandel einen positiven Außenhandelssaldo von 601 Mio. €. „Diese neuen Höchstwerte zeigen die große Bedeutung und die Wettbewerbssituation der Milchwirtschaft auf den Exportmärkten, angesichts steigender Importe auch am Heimmarkt”, erklärt Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter, zu den Zahlen des vergangenen Jahres.
Erhöhte Preissensibilität
Die Entwicklungen seien zum größten Teil durch die Preisentwicklungen bei einzelnen Produkten zu erklären, weiters durch eine erhöhte Preissensibilität und die Strategie des Handels, billigere Produkte zu importieren. Teils geschehe dies auch deshalb, weil es noch immer keine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Milchprodukte im Handel und in der Gastronomie gebe.
Josef Braunshofer, Geschäftsführer von Marktführer Berglandmilch, bilanzierte indes zufrieden: „Gesundheit, Nachhaltigkeit und Regionalität zählen heute mit zu den größten Trends im Mopro-Bereich. Mit unserem breiten Angebot an naturbelassenen Produkten und nachhaltigen Verpackungslösungen konnten wir diese Trends bestens bedienen.”
Andreas Gasteiger, sein Pendant bei SalzburgMilch, resümiert gleichfalls eine positive Entwicklung des Gesamtmarktes, verzeichnete die SalzburgMilch doch „in allen wesentlichen Produktkategorien 2023 deutliche Zuwächse, sowohl im Absatz als auch im Umsatz”.
Das letzte Jahr habe auf den ersten Blick Entspannung am Energiemarkt mit sich gebracht. Allerdings, so Gasteiger: „Aufgrund von längerfristigen Verträgen gibt es immer einen Verzögerungseffekt in der Preisstruktur, weshalb wir aktuell leider noch nicht im vollen Ausmaß von sinkenden Rohstoffpreisen profitieren können.”
Unterschiedliche Ansätze
„Rohstoffseitig dürfen wir 2024 enorme Kostensteigerungen erwarten, der erwirtschaftete Umsatz wird dies nur zu einem kleinen Teil abfedern können”, gibt Nöm-Vorstand Alfred Berger zu bedenken. Ziel sei es, mit einer möglichst ökonomischen Arbeitsweise die Wirtschaftlichkeit zu sichern.
Berglandmilch wählt einen anderen Weg – und setzt die Umstellung von Erdgas auf Biomasse fort: „Kostenseitig erzielen wir damit keine Einsparungen”, aber man wolle in puncto Dekarbonisierung „neue Maßstäbe setzen”.
Wie steht es um die sonstigen Erwartungshaltungen für 2024? „Sorge bereitet uns immer der Generationenwechsel bei den Landwirten, weil die junge Generation nicht immer diese arbeitsintensive Milchwirtschaft weiter betreiben will. Wir strengen uns sehr an”, so Braunshofer. Gasteiger setzt auf Solidarität: „Wir blicken trotz aller Widrigkeiten zuversichtlich auf das Jahr, der Milchpreis wurde angehoben. Uns ist die Lage der Bauern sehr bewusst und wir arbeiten in einem partnerschaftlichen Miteinander.” (gs)