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Redaktion 20.08.2020

Ikea forciert seine Nachhaltigkeitsagenda

Mit einer Reihe von Maßnahmen will das Möbelhaus bis 2030 mehr Emissionen reduzieren als produzieren.

••• Von Paul Hafner

Nachhaltigkeit ist in aller Unternehmen Munde und hat sich längst vom Nischentrend zum Mainstream-Thema Nummer 1 entwickelt. Kein seriöser Konzern kann sich des Themas verwehren, doch tönen entsprechende Bekenntnisse oft ambitionierter, als sie tatsächlich sind.
Dass Ikea es ernst mit dem Umweltschutz meint, davon zeugt ein umfassender Maßnahmenkatalog, an dessen oberster Stelle ein klares Ziel steht: Der Konzern will bis 2030 eine positive Klimabilanz erreichen und stellt dafür komplett auf Kreislaufwirtschaft um, die gänzlich auf sauberer, erneuerbarer Energie und regenerativen Ressourcen basiert.

Große Pläne
„Nachhaltigkeit lässt sich nicht aufschieben“, so Alpaslan Deliloglu, Country Manager und Chief Sustainability Officer von Ikea Österreich, im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz. „Wir müssen die Art und Weise überdenken, wie wir leben, arbeiten und reisen – und das alles innerhalb der Grenzen unseres Planeten. Wir müssen zusammenarbeiten, um Produkte nachhaltig zu beschaffen, zu produzieren und zu nutzen und Lösungen für eine umweltfreundlichere Zukunft entwickeln.“

Die nachhaltige Zielsetzung des Konzerns wird im „People & Planet Positive“-Konzept definiert, das auch Engagement und Investitionen in Inklusion, Gleichbehandlung, Trainings und sozialen Ausgleich beinhaltet.

Einen Vorgeschmack auf das Umfassende im eigentlichen Wortsinn stellen die derzeit beworbenen „Växtbullar-Fleischlosbällchen“ dar; sie weisen einen ökologischen Fußabdruck von nur vier Prozent gegenüber den klassischen Köttbullar auf und signalisieren, dass sich die Nachhaltigkeitsbemühungen bei den Produkten nicht im Non-Food-Sortiment erschöpfen.

Neuer Mann an der Spitze
Die Umsetzung des Nachhaltigkeitsprogramms und seine Positionierung nach außen überblickt Florian Thalheimer, der zuletzt als Marketing Manager für Ikea Österreich tätig war und mit Anfang August nun neuer Sustainability Manager ist; er folgt in seiner Funktion auf Alexandra Fellner.
„Ich glaube, dass ein so großes Unternehmen wie Ikea nicht nur eine sehr große Verantwortung hat, sondern aufgrund seiner Größe auch sehr viel für ein sozialeres und nachhaltigeres Leben bewirken kann“, meint Thalheimer. Ein wichtiges Ziel sei es deshalb, „Ikea deutlicher zu positionieren und als ehrlichen und wichtigen Player im Kontext von Mensch und Umwelt zu etablieren“.
Schon bei der Entwicklung von Produkten soll darauf geachtet werden, dass sie nach Gebrauch alternativ genutzt, wieder verwendet, repariert, wieder verkauft oder recycelt werden können – ohne dabei im Müll zu landen und die Umwelt zu belasten. „In Österreich gibt es bereits insgesamt 1.603 Produkte, die aus recycelten Materialien erzeugt werden. Beispielsweise unser neuer Teppich ‚Toftlund‘, der aus Plastik aus recycelten PET-Flaschen besteht“, erläutert Thalheimer.

Fokus Österreich
Besonderes Augenmerk in Österreich liegt auf den neuen Standorten und Bauprojekten. Das Logistikzentrum in Strebersdorf etwa wurde mit der modernsten und nachhaltigsten Technik ausgestattet: größter Eisspeicher Mitteleuropas, hocheffiziente Luftwärmepumpen, Photovoltaik-Anlagen. Selbiges gilt für das urbane Einrichtungshaus am Westbahnhof, das 2021 fertiggestellt wird, betont Ikea-Marketingleiterin Maimuna Mosser: „Die neue Ikea-Filiale am Wiener Westbahnhof ist ein Vorzeigeprojekt in Sachen Nach­haltigkeit. Autofrei und mitten in der Stadt, spart sie rund 350.000 Autofahrten, also 1.000 Tonnen CO2, gegenüber einem her­kömmlichen Einrichtungshaus. Durch die Begrünung der Fassaden und Ansiedlung von Vögeln und Bienen trägt sie zudem positiv zum Mikroklima und zur innerstädtischen Bio­diversität bei.“

Auf dem österreichischen Weg zur Klimaneutralität sei auch die Umstellung auf die Lieferung mit Elektro-Trucks geplant. So soll bis 2025 jede Kundenlieferung CO2-neutral erfolgen. Bereits etablierte und sich großer Beliebtheit erfreuende Services wie „Ikea Zweites Leben“ sollen weiterentwickelt, gefördert und ausgebaut werden. Weiters in Planung sind „Grüntage“, an denen im Ikea-Restaurant ausschließlich fleischlose Kost angeboten wird.

Neue Abholstation
Mit Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. September 2020 wolle man die Weichen für eine „noch nachhaltigere Zukunft“ stellen; über das Jahr verteilt sollen „verschiedene Aspekte beleuchtet und so die Menschen inspiriert und motiviert“ werden, „ihren Alltag nachhaltiger und gesünder zu gestalten“.

Ein größeres Update zu den Arbeiten am City-Ikea am Westbahnhof ist indes für Ende September geplant; aktuell wird an der Errichtung des Rohbaus gearbeitet. Anfang Sommer hat Ikea eine neue Abholstation in Wien-Simmering eröffnet, die Bewohnern der angrenzenden Bezirke sowie aus Schwechat die Möglichkeit geben soll, Online-Einkäufe in unmittelbarer Nähe abzuholen.

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