••• Von Paul Hafner
Im Sommer 2019 sprach EatHappy Österreich-Geschäftsführer Florian Bell über Expansionspläne, die Zeichen standen auf Umsatzwachstum. Wenige Monate später kam die Coronakrise – sie bremste die ambitionierten Pläne des Sushi-Start-ups allerdings nur sehr kurzzeitig.
medianet: Bei unserem letzten Interview im Juni 2019 war EatHappy auf Expansionskurs, ein Umsatzplus von 60% auf nahezu 20 Mio. Euro stand im Raum. Welche Auswirkungen hatten Coronakrise und Lockdown auf die Geschäftsentwicklung?
Florian Bell: EatHappy hat 2019 und 2020 ein wiederum starkes Wachstum – trotz der turbulenten Zeiten seit März 2020 – hingelegt. Natürlich gab es einen entsprechenden Dämpfer im ersten Lockdown im März und April, als unsere Umsätze von einem Tag auf den anderen massiv eingebrochen sind. Nach einigen Wochen konnte sich der Umsatz aber erholen und seit Juni konnten wir unsere Expansion entsprechend in engster Zusammenarbeit mit unseren führenden Partnern im LEH fortführen. Wir haben die Zeit auch genutzt und viele Prozesse intern überdacht und optimiert, vor allem was Warenverfügbarkeit und Optimierung des Sortiments in unseren Verkaufsvitrinen betrifft, haben wir einen riesigen Schritt nach vorn gemacht. Unsere Mitarbeiter haben die Digitalisierung perfekt angenommen, wir haben beispielsweise einen täglichen digitalen Jour fixe eingeführt, sind sogar noch besser abgestimmt als davor, trotz der teilweise räumlichen Distanz. Wir sehen also die Coronazeit auch als Motor der Optimierung der Prozesse und Vereinfachung der Zusammenarbeit und der Entscheidungswege.
medianet: Was waren die größten Herausforderungen dieser Zeit?
Bell: Wir haben zwei sehr herausfordernde Monate von Mitte März bis Mitte Mai erlebt, mussten Produktionskapazitäten in Österreich kurzfristig schließen und unsere Produktion auf einen einzigen Standort in Bratislava fokussieren. Natürlich war in den ersten Monaten von Corona auch nicht an eine weitere Expansion zu denken. Aber gemeinsam mit unseren Partnern in Österreich konnten wir seit Mitte Mai sehr viel Dynamik mitnehmen und sind mittlerweile bei über 600 Verkaufsvitrinen und 40 Shops in Österreich.
medianet: Seit Kurzem ist Österreich wieder im Gastro-Lockdown. Was bedeutet das für EatHappy, für die neben den Shops-im-Shop ja auch die Systemgastronomie und Catering Umsatzbringer sind? Gibt es eine teilweise Verlagerung der Umsätze in den LEH?
Bell: Unser klarer Fokus liegt in der Produktion von asiatischen, frischen und handgemachten Speisen auf Gastroniveau für den LEH, sozusagen Gastro meets Supermarket. Auch für die Zukunft sehen wir unseren Markt vor allem im LEH, da wir hier auch sehr starke Partner haben, mit denen wir gemeinsam viel Wachstums- und Innovationspotenzial sehen, wie eben auch unsere neuen Pots oder weitere Innovationen, die wir zukünftig anbieten wollen. Der LEH ist eindeutig der Innovationsführer, und wir sehen uns hier als der Partner schlechthin für Gastro auf hohem Niveau für alle Konsumentinnen und Konsumenten.
medianet: Regionalität ist ein Thema, das in der Krise noch mehr an Fahrt aufgenommen hat. Inwiefern können hier Kundenansprüche mit authentisch asiatischer Küche vereint werden?
Bell: Wir sehen asiatische Küche und Regionalität überhaupt nicht im Widerspruch, ganz im Gegenteil. Wir beziehen unseren Reis aus Norditalien, unser Gemüse direkt aus Österreich, den Fisch aus Nordeuropa. Bei den Pots setzen wir selbstverständlich auch beim Hühner- und Rindfleisch ausschließlich auf österreichisches. Sogar die Gläser unserer Pots kommen von österreichischen Partnern. Darüber hinaus produzieren wir alles regional – in Bratislava, das ja nur einen Katzensprung von Wien entfernt ist, in Böheimkirchen oder direkt vor Ort in unseren 40 Shops in den Supermärkten. Regionalität ist sicherlich mehr als das Wiener Schnitzel, das ja leider nicht immer regional ist. Gerade asiatische Küche kann sehr viel Regionalität beinhalten, das haben wir uns auf die Fahnen geheftet.
medianet: Lässt sich abschätzen, wo man Ende des Jahres umsatztechnisch stehen wird?
Bell: Wir denken, dass wir heuer um ca. 30% zum Vorjahr wachsen werden und peilen einen Umsatz von 25 Mio. Euro in Österreich an, womit wir trotz eines herausfordernden Frühjahrs sehr zufrieden sind.
medianet: Welche Pläne hat EatHappy für 2021?
Bell: Nachdem wir heuer noch unsere Pots in den ersten Standorten Ende des Jahres sukzessive anbieten, wollen wir 2021 einen noch breiteren Rollout an vielen unserer Verkaufsvitrinen realisieren. Darüber hinaus arbeiten wir mit unseren Handelspartnern an sehr interessanten und innovativen Shopprojekten in Österreich, davon wird man 2021 sicherlich einiges mitbekommen. Natürlich arbeiten wir auch an unserem Kernprodukt, dem Sushi, an weiteren Innovationen und werden sicherlich im veganen und vegetarischen Bereich unser Angebot vergrößern. Darüber hinaus wollen wir unsere sehr erfolgreichen Mochi Pick & Mix-Truhen stärker ausrollen. Wir wollen also auch 2021 ganz klar der Innovationsführer sein, wenn es um Gastroqualität für den Supermarkt geht.