WIEN. Nach 115 Jahren endete am Mittwoch die Firmengeschichte des Möbelhändlers Leiner. Kika/Leiner sperrte nach Geschäftsschluss die zuletzt verbliebenen 17 Standorte zu, rund 1.350 Beschäftigte verlieren ihren Job. Die ehemals größte Möbelkette Österreichs befand sich seit längerem in der Krise: Seit 2013 gab es drei Eigentümerwechsel und zwei Insolvenzen. Weil kein neuer Investor gefunden wurde, meldete die Kette Anfang Dezember Konkurs an.
Seit Dezember läuft der Ausverkauf bei Kika/Leiner, seit 24. Jänner bietet die Möbelkette 90 Prozent Rabatt auf alle verfügbaren Waren. Der St. Pöltener Anwalt Volker Leitner kümmert sich als Insolvenzverwalter um die Abwicklung des Unternehmens.
Kika/Leiner hat viele langjährige Mitarbeiter
Alle 1.350 Beschäftigten verlieren in den nächsten Monaten ihre Arbeit. Betroffene in Niederösterreich und Wien können bei Bedarf eine Arbeitsstiftung in Anspruch nehmen und sich aus- und weiterbilden. Langjährige Kika/Leiner-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden aufgrund längerer Kündigungsfristen aber erst im Sommer oder Herbst ohne Gehalt dastehen. Die Möbelkette hat viele Mitarbeiter, die mehr als zehn Jahre mit an Bord sind. Ab fünf Jahren Betriebszugehörigkeit können Beschäftigte im Handel nur quartalsweise gekündigt werden.
Im Konkursverfahren der Möbelkette wurden bis zur Berichtstagsatzung am Landesgericht St. Pölten Mitte Jänner Forderungen in Höhe von 265 Mio. angemeldet. Darin sind laut Gläubigerschützern bedingte Mieten-Schadensersatzforderungen von Supernova - dem Kika/Leiner- Möbelhäusereigentümer - in Höhe von 190 Mio. Euro enthalten. "Nach der operativen Abwicklung der Möbelhäuser erfolgt die rechtliche Aufarbeitung der Insolvenz", so der Kreditschützer Stephan Mazal von Creditreform in einer Aussendung. "So soll bis Februar mittels Gutachten die Frage geklärt werden, wann die Zahlungsunfähigkeit eingetreten ist."
Eigentümerfamilie Koch verkaufte 2013 Möbelkette
Der Niedergang des 1915 gegründeten Möbelhändlers begann mit der aggressiven Expansionspolitik des heimischen Mitbewerbers XXXLutz in den 1990er- und 2000er-Jahren. Im Jahr 2013 erwarb die südafrikanische Steinhoff-Gruppe von der damaligen Eigentümerfamilie Koch den heimischen Möbelriesen. Damals war Kika/Leiner mit rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten in Österreich und in Osteuropa sowie einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro noch der zweitgrößte Möbelhändler nach XXXLutz.
Steinhoff verkaufte 2018 in einem Notverkauf die Möbelkette an die Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor René Benko. Der neue Eigentümer veräußerte die Kika-Filialen in Osteuropa an XXXLutz. 2023 verkaufte Benkos Signa die Kika/Leiner-Immobilien an die Grazer Immobilienentwickler Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser. Kurz darauf meldete das Unternehmen zum ersten Mal Insolvenz an. Nach der zweiten Insolvenz im November 2024 konnte Wieser weder frische finanzielle Mittel noch einen Investor auftreiben. (APA)