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© APA/AFP/Stefani Reynolds

Kritik im DoppelShein und Temu sind die wachstumsstärksten chinesischen E-Commerce-Player der Stunde. Wird Kritik laut, was in letzter Zeit häufig der Fall ist, so meistens gleich an beiden.

Redaktion 16.02.2024

Lauter Ruf nach härterer Gangart

Europas Händler stoßen sich an einer als viel zu lasch empfundenen Regulierung asiatischer Onlinemarktplätze.

WIEN/BERLIN. Kein europäischer Webshop ist im Vorjahr ähnlich schnell gewachsen wie die chinesischen Shopping-Apps Temu und Shein. So lag der weltweite Umsatz des Ultra-Fast-Fashion-Anbieters Shein 2023 bereits bei 30 Mrd. € – ein Viertel davon wurde in Europa erwirtschaftet, rund 100 Mio. € in Österreich. Temu wiederum ist seit Monaten fast durchgehend auf Platz eins der Downloadcharts in den USA und der EU. Beide Plattformen zählen hierzulande mittlerweile zu den 15 umsatzstärksten Webshops.

„Wettbewerbsverzerrend”

Dem Handelsverband stößt das sauer auf – werde dieses Wachstum doch durch „fragwürdige Methoden und ein zahnloses Regulativ” ermöglicht, wie dessen Geschäftsführer Rainer Will kritisiert.

Weder der europäische noch der österreichische Gesetzgeber seien „derzeit in der Lage, ihre Regularien gegenüber den rasant wachsenden Online-Marktplätzen aus Fernost vollständig durchzusetzen. Dadurch sind massive Wettbewerbsverzerrungen zulasten der europäischen Händler entstanden. Diese höhlen den Handelsstandort aus, bis heute. Es braucht daher einen besseren Vollzug statt neuer Papiertiger”, begründet Will, der die europäischen Onlinehändler wiederum mit einer „totalen Überfrachtung an Regulierungen und Bürokratie” konfrontiert sieht.

Zwei Kernforderungen

Vom Ruf nach einer Verbannung der beiden Plattformen vom europäischen Markt distanziert sich die Handelsvertretung indes explizit; faire Spielregeln seien allerdings „unerlässlich” – konkret: Eine Stärkung und Personalaufstockung des Zolls, der u.a. für die Paketabfertigung zuständig ist. Überdies müsse die Marktüberwachung „im großen Stil aktiv werden” und etwa regelmäßige Proben und Testbestellungen durchführen, „um unlautere Praktiken wie Zollbetrug, Produktpiraterie oder fehlende CE-Kennzeichnungen rasch aufdecken zu können”.

Sehr ähnlich lautende Kritik vernimmt man auch beim großen Nachbarn: Kai Hudetz, Geschäftsführer des deutschen Instituts für Handelsforschung (IFH), spricht sich ebenfalls für eine stärkere Regulierung aus; die Politik müsse aktiv werden „und insbesondere Kenn­zeichnungspflichten durch­setzen”.
Davon abgesehen seien aber auch die Verbraucher in die Pflicht zu nehmen: „Bei den Preisen kann sich jeder ausrechnen, wie nachhaltig die Produkte hergestellt und transportiert worden sind und wie gut die Qualität sein kann.” (red/APA)

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