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Ornella Wächter 31.03.2017

Österreichs kritischer Klick in den Warenkorb

Neben Einfachheit (58%) oder Tempo (49%) zählt vor allem die Datensicherheit (92%) im Netz.

••• Von Ornella Wächter

WIEN. Der Frühling ist da. Die warme Winterkleidung kommt in die hinterste Ecke im Schrank, um frischem Sommergewand Platz zu machen. Für Modehersteller ist nun der Zeitpunkt gekommen, um Kaufimpulse mit der neuesten Frühjahrsware auszulösen – am besten im Netz. Die Schnäppchengagd nach dem besten Stück verlagert sich nämlich mehr und mehr vom stationären Handel ins Netz.

eCommerce wird stark

Bis 2020, so die Vermutung, wird der stationäre Anteil im österreichischen Bekleidungshandel auf 60% zurückgehen (2014: 79%), hingegen werden die Anteile des reinen Online-Handels von 16 (2014) auf 24% wachsen.

Mehr als 20% der Umsätze im Bekleidungseinzelhandel in ­Österreich werden bereits durch den Onlineverkauf erzielt (Quelle: Regioplan 2017). Bei anhaltendem Trend könnten die Onlineanteile bereits im nächsten Jahr auf knapp 25% steigen, lauten die Prognosen.
„Zufrieden” mit dem Umsatzwachstum in diesem Bereich sei man auch bei der Otto Group, einem der führenden Akteure im Online-Handel. Alexander ­Birken, der zum Vorstandssitz der Otto Group gehört, spricht über ein sattes Jahr. Die Umsätze der 100 Online-Shops weltweit waren im Geschäftsjahr 2016/17, von 6,3 Mrd. auf knapp 7 Mrd. € gestiegen (rd. +10%). Mit den Gewinnen konnte der Konzern an Kundenrelevanz sowie „in Technologie und neue Geschäftsmodelle” investieren, so Birken.

Klick und in den Warenkorb

Die Kaufrate im Netz zieht rasant an; immer mehr Kunden gewöhnen sich daran, die gewünschten Produkte nur ein paar Klicks entfernt zu wissen. Vor allem Deutschland ist für die Otto Group ein relevanter Markt; das Unternehmen erreicht knapp die Hälfte aller deutschen Haushalte. Allein auf deutschen Markt legte der Umsatz im Online-Handel 2016 auf rd. 5 Mrd. € zu (+10%). 19% der Deutschen bestellen mindestens einmal wöchentlich im Netz, bereits 26% alle zwei bis drei ­Wochen.

Die Zahlen bezeugen: Mit stationärer Präsenz allein gehen immer mehr Kunden durch die Lappen. Und je niedriger das ­Alter, desto höher sind die Käufe via Klick. 20% der attraktiven, weil kauffreudigen Zielgruppe der 18- bis 34-Jährigen geben an, mindestens ein Mal täglich online einzukaufen.

Stationär bleibt wichtig

eCommerce durchbricht viele Schranken, die dem ‚Stationären' verwehrt sind: Der Onlinehandel kann eine große Auswahl an Produkten anbieten, rund um die Uhr, die Nutzer können ihrerseits rund um die Uhr unter einer großen Auswahl shoppen. Das lästige Ent- und Bekleiden in engen und schlecht beleuchteten Umkleidekabinen kann man sich ersparen.

Das Hauptargument des stationären Handels, dass dieser den Einkauf besser erlebbar mache und den Kunden zu Käufen verführen könne, scheint demgegenüber weniger überzeugend. Für einige Mode-Konzerne, darunter C&A, ist die physische Verkaufsfläche aber nach wie vor wichtig. Erst kürzlich wurde auf der Meidlinger Hauptstraße in Wien eine Filiale mit einem völlig neuem Store-Konzept eröffnet (medianet berichtete). Dort wurden ebendiese ehemals leidigen Umkleidebereiche in eine Art Lounge mit Sofa-Garnituren verwandelt.

Gefühlte Unsicherheit

Wer im Geschäft kauft, hat noch einen weiteren Vorteil: mehr Sicherheit. Denn, das ach so leichte Online-Shoppen hat seine Tücken, gerade wenn es um das Bezahlen geht. Wie sicher die eigenen Daten sind, wissen wenige wirklich genau. Im Kontext von Cyber Security und Datenschutz wirkt die bunte Welt des Online-Shoppen schnell weniger verheißungsvoll.

Themen, die auch auf dem Near Future Summit 2017 Mitte März am Arlberg im Vordergrund standen. Rund 5.000 Hackerangriffe würden weltweit pro Minute stattfinden, so Maximilian Nimmervoll von Tailored Media Group Founder. Nur 6,3 Prozent der Unternehmen gelten als wirklich sicher. „Das Internet of Things, kontaktloses Bezahlen oder selbstfahrende Autos sind attraktive Ziele für Cyberkriminelle”, warnt ­Nimmervoll.
Vor allem Österreicher sind in den Aspekten Datensicherheit kritische Kunden. Im Länder-Vergleich mit Deutschland, Großbritannien und der Schweiz stufen die Österreicher die Sicherheit im Netz mit rund 92% am wichtigsten ein. Generell machen die Österreicher hohe Ansprüche geltend, wie die aktuelle Studie eines Unternehmens für Online-Prepaid-Zahlungsmittel, zeigt. Denn obwohl es schnell gehen soll – 85% finden eine Übersicht ihrer Ausgaben wichtig.

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