••• Von Daniela Prugger
Was durch die Covid-19-Krise deutlich geworden ist: Die Österreicher orientieren sich beim Trinken an ihrer Region. Auch alkoholfreie Produkte liegen im Trend, besonders untertags. So viel zur positiven Entwicklung. Denn ansonsten trifft die erneute Schließung der Gastronomie alle Brauereien hart. Das Geschäft mit der Gastronomie ist auf null gesunken, und auch wenn der Umsatz im Lebensmittelhandel steigt, können die Zuwächse die Gastro-Verluste nicht ausgleichen, sagt Klaus Schörghofer, Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich. Im Interview spricht er über die Stimmung in der Branche sowie Ideen und Produkte, die den Markt positiv beeinflussen können.
medianet: Wie geht es der Brau Union Österreich im zweiten Lockdown?
Klaus Schörghofer: Wir erfüllen selbstverständlich unseren Nahversorgungsauftrag, produzieren weiterhin und beliefern den Lebensmittelhandel. Das Gastronomiegeschäft ist durch die erneute Schließung wieder auf null gesunken. Dass viele Veranstaltungen, vor allem Großevents, heuer nicht stattfinden konnten, spüren wir natürlich genauso stark wie die Unsicherheit im Hinblick auf künftige Planungen. Um dies abfedern zu können, ist ein Teil der Brau Union Österreich wieder auf Kurzarbeit.
medianet: Wie ist die Stimmung in der Branche?
Schörghofer: Die erneute Schließung der Gastronomie trifft alle Brauereien Österreichs als zentrale Lieferanten hart. Der Verband der Brauereien Österreichs fordert daher für alle Brauereien im Land zum Ausgleich Steuererleichterungen in Form eines Erlasses der Biersteuer in der Gastronomie sowie einer Verlängerung der Umsatzsteuersenkung in der Gastronomie bis Mitte 2021. Die Unterstützung der Partner in der Gastronomie ist uns allen ein großes Anliegen. Weiters bedarf es einer schnelleren Abwicklung der wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen, um Betriebe in der Gastronomie und in weiterer Folge Brauereien zu erhalten.
medianet: Wie schätzen Sie die Auswirkungen des zweiten Lockdowns auf die Gastronomie und damit auf die Geschäfte von Österreichs Brauereien ein?
Schörghofer: Wir haben unsere Gastronomiekunden in ganz Österreich während des Lockdowns im Frühling und bei der Wiedereröffnung vielfältig unterstützt und im Sommer eine Erholung der Geschäfte gemerkt. Die erneute Schließung der Gastronomie trifft uns als Bierlieferant natürlich unmittelbar. Viele Gastronomen überbrücken die Zeit der Schließung mit Liefer- und Abholservice ihrer Speisen. Wir hoffen, dass wir die Österreicher bald wieder gemeinsam mit unseren Gastronomiekunden mit frisch gezapftem Bier vom Fass versorgen können.
medianet: Wie verteilt sich der Umsatz zwischen Gastronomie und LEH seit Beginn der Coronakrise? Wie entwickelt sich das Exportgeschäft?
Schörghofer: Der Umsatz im Lebensmittelhandel entwickelt sich positiv, und wir können Zuwächse verzeichnen, die jedoch die Verluste durch die Schließungen der Gastronomie nicht ausgleichen können. Selbstverständlich hat die Coronakrise auch auf das Exportgeschäft einen massiven Einfluss. Grundsätzlich entwickelt sich der Exportbereich der Brau Union Österreich positiv. Besonders Gösser ist im Ausland gefragt, in Italien und in Deutschland. Im asiatischen Raum erfreuen sich die Edelweiss Weizenbiere großer Beliebtheit.
medianet: Inwiefern ist der Konsum von Bier in den vergangenen Wochen gestiegen?
Schörghofer: Die Österreicher genießen ihr Bier am liebsten in Gesellschaft, auf Festen, beim Treffen mit Freunden. Dies ist im Trendverlauf des Bierkulturberichts seit über zehn Jahren unverändert. Viele dieser Konsumsituationen sind heuer nur stark eingeschränkt möglich. Folglich sinkt natürlich der Konsum von Bier. Zu Hause wird heuer zwar mehr Bier getrunken, aber natürlich nicht im selben Ausmaß wie in geselligen Runden und bei feierlichen Anlässen.
medianet: Welche Trends beobachten Sie am Biermarkt? Welche Sorten, Marken und Gebinde werden von den Konsumenten und den Händlern besonders stark nachgefragt?
Schörghofer: Die Österreicher haben auch vor Covid-19 schon vermehrt zu alkoholreduzierten und alkoholfreien Bieren gegriffen, insbesondere untertags. Dieser Trend zu einem ausgewogenen Lebensstil und verantwortungsbewusstem Genuss setzt sich fort und wird auch noch zunehmen. Das alkoholfreie Bier ist mittlerweile gesellschaftsfähig.
medianet: Welche innovativen Ideen beeinflussen den Markt?
Schörghofer: Alkoholfreie Biere und Biermischgetränke spielen eine wichtige Rolle, die auch noch Wachstumspotenzial am Markt bietet. Die Craftbier-Szene hat anregende Impulse auf klassische Biersorten gebracht. Die Konsumenten schätzen neue Geschmackserlebnisse, bei klassischen Biersorten eben mit einem gewissen Extra wie durch das naturtrübe, unfiltrierte Kellerbier und das Zwickl. Diesen Trend setzen wir regional mit unseren Bieren um.