••• Von Georg Sohler
Lebensmittelproduzenten hatten es in den letzten Jahren nicht leicht. Warum, das bekommt man tagtäglich mit: Die hohen Energiekosten, Personalkosten, Umweltkatastrophen, Kriege und Krisen wirken sich in einer globalisierten Welt auch dort aus, wo der Lebensstandard hoch ist. Fragt man aber bei den Gemüseproduzenten nach, sieht die Sachlage anders aus. Denn Österreich eignet sich grundsätzlich gut dazu, vieles von dem, was täglich auf den Tisch kommt, selbst anzubauen und somit macht man sich unabhängiger von der weiten Welt. Das zeigt ein aktueller medianet-Rundruf in der Branche.
Generell? Geht eigentlich
„Rückblickend sind wir sehr zufrieden mit dem Jahr 2024. Unser Umsatz liegt weiterhin über dem Vorjahresniveau, obwohl wir durch die Stilllegung einiger Flächen Einbußen hinnehmen mussten”, lässt beispielsweise Josef Peck, Vorstand von LGV Gärtnergemüse und Seewinkler Sonnengemüse, wissen. In diesen Zeiten ist es laut ihm wichtig, sich auf das bewährte Standardsortiment zu konzentrieren, um Stabilität zu gewährleisten.
„Der Umsatz in der gesamten Kategorie TK-Gemüse wie auch der Umsatz mit iglo Gemüse ist im Vergleich zum Vorjahresniveau im LEH stabil geblieben”, erklärt Iris Ruschak, Head of Marketing von iglo Austria, mit Blick auf die Nielsen-Zahlen. Somit kann man auch Neues auf den Markt bringen, wie im Naturgemüse-Segment, in dem stark auf den Trend „mehr pflanzliche Proteine” gesetzt wird.
Klaudia Atzmüller, Geschäftsführerin von Ja! Natürlich, freut sich nicht nur über das 30-Jahr-Jubiläum des Unternehmens, sondern auch über stabilen Absatz: „Das Jahr ist gut gelaufen und wir können gegenüber dem Vorjahr noch weiterwachsen.” Zusätzlich hat man noch neue Produkte lanciert, wie etwa die Kürbiskern-Misopaste. „Trendige Produkte, die wir aus österreichischer Herkunft und in hoher Bio-Qualität anbieten”, sagt sie dazu.
Bio bleibt beliebt
Dazu passend: Wie sehr kaufen die Menschen Bio? In Zeiten der Teuerung liegt der Schluss nahe, dass sie eher zu konventionellen und billigeren Angeboten greifen. „Österreich ist und bleibt ein Bio-Land, und Bio-Produkte sind auch in Zeiten gestiegener Inflation weiter stark gefragt”, winkt Atzmüller ab. „Die oft beschriebenen Einbrüche bei Bio können wir bei Ja! Natürlich nicht bestätigen. Insgesamt liegt der Bio-Anteil bei Billa und Billa Plus im Bereich Food bei rund zwölf Prozent.” Das belege den Fokus, den Konsumenten auf Bio richten. Laut Eigenerhebungen kommt ein Drittel der Kunden wegen Ja! Natürlich in die Filialen.
Peck schätzt die Lage positiv, aber etwas anders ein: „Obwohl der Bio-Anteil seit zwei Jahren stagniert, lassen die Anfragen unserer Kunden sowie die Produktion unserer Mitglieder den Anteil steigen. Wir sind zuversichtlich, dass die Stagnation wieder nachlassen wird und die Verbraucher sich zunehmend auf unsere regionale Bio-Ware freuen.”
iglo setzt sich laut Eigenangaben seit Jahren für ressourcenschonende Produktionsweisen und nachhaltig orientierte Landwirtschaft ein, so Ruschak: „Der Großteil unseres Gemüses kommt zudem regional aus dem Marchfeld. Das schätzen auch die Österreicherinnen und Österreicher, wie unser Marktanteil im Gemüse-Bereich zeigt (48,8 Prozent).”
Klima: Der Elefant im Raum
Trotz dieser positiven Entwicklungen: Für Obst- und Gemüseproduzenten wird es durch die wegen des Klimawandels vermehrt auftretenden Starkwetterereignisse nicht leichter. Bei iglo hat man die Ansicht, Herausforderungen als Chancen zu verstehen, meint Ruschak: „Kulturen wie Kräuter, Sojabohnen oder Süßkartoffeln, die mehr im Süden angesiedelt waren, können nun auch im Marchfeld wachsen. Die iglo-Bauern arbeiten ständig daran, neue Sorten zu testen, die für die sich ändernden klimatischen Bedingungen am besten geeignet sind.”
Peck sieht LGV gut aufgestellt: „Ein wesentlicher Faktor für diese Resilienz ist das tief verwurzelte Fachwissen, das in den Familienbetrieben über Generationen weitergegeben wird. In Zeiten von Frost, Hitzewellen oder Überschwemmungen können sie auf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen.” Große Aufgaben, wie Atzmüller weiß: „Ein gesunder Boden ist ein guter Wasserspeicher, der auch für Extremwettersituationen besser gerüstet ist.”
Auch die Politik spielt hier eine Rolle. Sie hat für iglo eine „Verantwortung, indem sie mit der Ernährungsempfehlung die Rahmenbedingungen für eine ausgewogene Ernährung vorgibt.”
Zu guter Letzt streicht Peck noch die Wichtigkeit von Regionalität und fairem Wettbewerb hervor: „Verbraucher erkennen immer mehr, dass nicht in allen Ländern ein hoher Qualitätsstandard wie in Österreich gegeben ist. Wir sehen es als notwendig an, zumindest EU-weit einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten und die Qualität weiterhin hochzuhalten.”