RETAIL
© Marnie Wilkinson

Redaktion 29.11.2024

Roche Bobois lebt den feinen Unterschied

Die Premiummarke des Möbeldesignunternehmens Roche Bobois hat in der ­Wiener Wipplingerstraße den Flagship-Store neu gestaltet.

••• Von Christine Müller

Die französische Premiummarke des Möbeldesigns Roche Bobois steht weltweit für die französische Lebensart. Ihre Fertigung erfolgt zu 100% in Europa und zeichnet sich durch ihren hohen Grad an Individualisierung und ökologischer Verantwortung aus. Erst kürzlich wurde der Wiener Flagship-Store einer behutsamen Neugestaltung unterzogen. medianet hat Jacqueline Hopfer, die hierfür verantwortlich zeichnet, anlässlich der Präsentation zum Gespräch getroffen.

medianet: Sie sind die Tochter des genialen, und lange Zeit für Roche Bobois tätigen Designers Hans Hopfer, der eine ganze Reihe sehr erfolgreicher Möbel designt hat. Wie sehr hat Sie Ihr Vater geprägt?
Jacqueline Hopfer: Von meinem Vater habe ich unglaublich viel gelernt. Er war ein großer Ästhet. Mein Vater hat mich gelehrt, was schön ist. Wir gingen ins Museum, um mit den Nanas (Pop Art-Plastiken, Anm.) zu spielen, was für mich normal war und einfach toll.

medianet:
Und wie gestaltete sich die Entwurfsarbeit Ihres Vaters?
Hopfer: Seine Arbeitsweise war eher jene eines Bildhauers. Er war zwar ein sehr guter Zeichner, aber seine Herangehensweise an den Entwurfsprozess der Möbel war dreidimensional. Meist benutzte er Plastilin. Ihm war es wichtig, die Objekte während ihrer Entwicklung anfassen zu können. Das hat mir gut gefallen. Wann auch immer es mir möglich war, habe ich ihm geholfen, diese Plastilinmodelle herzustellen. Wir haben auch Präzisionswerkzeuge, die eigentlich für Zahnärzte gedacht waren, benützt, um etwa präzise Nähte darzustellen – das gelang uns wirklich gut.

medianet:
Wie kamen Sie zu ­Roche Bobois?
Hopfer: Philippe Roche, ein guter Freund meines Vaters, hat ihn oft im Atelier besucht. Irgendwann hat er mich gefragt, ob ich nicht für Roche Bobois arbeiten wolle. Aus dem Vorhaben, einige Monate bei Roche Bobois zu arbeiten, sind mittlerweile 30 Jahre geworden …

medianet:
Ihr Hauptaugenmerk gilt der Gestaltung von Räumen?
Hopfer: Und Volumen. Die Arbeitsweise meines Vaters mit dreidimensionalen Objekten ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich sehe auch sehr gut in drei Dimensionen, das hilft mir bei meiner Arbeit.

medianet:
Sie sind als ‚Direc­trice du Bureau d’Étude' für Roche Bobois tätig. Was gehört zu Ihren Aufgaben?
Hopfer: Meine offizielle Aufgabe ist es, Konzepte für die Innenarchitektur der vielen Shops zu entwickeln und Räume zu schaffen, in denen die Möbel gut zur Geltung kommen.

medianet:
Roche Bobois entstand 1960 als Premium-Marke im Luxussegment des Interior Designs und hat heute weltweit 260 Stores in 55 Ländern. Wiederholt taucht der Begriff ‚Luxus' in den Unternehmensunterlagen auf. Was bedeutet Luxus für Sie?
Hopfer: Luxus und High-Level-Produkte – das hat Guillaume Demulier, der CEO von Roche Bobois gut erkannt – verkaufen sich heute einfach besser. Für eben diesen Luxus, den wir vor allem aus der Mode kennen, ist Frankreich weltberühmt. Und was steckt hinter dem Begriff Luxus? Kluges Marketing!

medianet:
Hat Roche Bobois strukturelle Veränderungen im Unternehmen eingeführt, um diesen Aspekt des Luxus besser nach außen zu tragen?
Hopfer: Wir sind ein großes Team und setzen uns gemeinsam für die erfolgreiche Vermarktung der Möbel ein. Endlich gelingt es Roche Bobois, seine DNA zu zeigen. Wir möchten, dass unsere Möbel sehr chic sind und ein bisschen gewagt.

medianet:
Sie haben die Fashionindustrie erwähnt. Ist es richtig, dass Roche Bobois zwei Kollektion jährlich produziert?
Hopfer: Als Philippe Roche einst dieses Franchisesystem entwickelt hat, gab es zwei Musterkollektionen pro Jahr. Heute werden nicht nur die Shops immer kleiner und überall gefallen die selben Modelle, sondern wir sind verpflichtet, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, die Dinge einfacher und somit nachhaltiger zu machen. Schluss mit dieser Bulimie der Kreativität.

medianet:
Was war bei der Neugestaltung des Wiener Shops prioritär?

Hopfer: Am Wiener Standort ist baulich gesehen sehr viel los, alleine schon durch das Gebäude von Heinrich Ferstel aus der Wiener Ringstraßenzeit. Das komplexe Raumangebot macht es dann fast unmöglich, überhaupt noch etwas reinbringen zu können. Strukturell lässt sich hier nichts verändern. Ich habe also nur neue Farben und Naturtöne, Kalkputz für einen industriellen Charakter und etwas Wärme durch hölzerne Deckenelemente ausgesucht.

medianet:
Wie verhält es sich in anderen Stores?
Hopfer: Grundlegend ähneln sich die Filialen erkennbar und folgen einem gemeinsamen Konzept. In Wien war schon viel zu viel da. Unser Roche Bobois-Konzept hier einsetzen zu wollen, hätte nicht funktioniert, und der Bestand ist ja auch sehr schön.

medianet:
Wie lautet Ihre Definition für gutes Design?
Hopfer: Dazu braucht es Einfachheit und Selbstverständlichkeit. Man sollte sich fragen: Warum gab es das nicht bereits? Und keine Antwort geben können, weil es genial simpel ist.

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