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Christian Novacek 02.03.2018

Stabile Schaumlage im Austria-Krügerl

Die österreichische Brauwirtschaft steigerte 2017 den Ausstoß um 1,7 Prozent auf rund 9,7 Millionen Hektoliter.

••• Von Christian Novacek

Wein stagniert und Bier prosperiert – zumindest in der Diktion der heimischen Brauer besteht kein Zweifel: Österreich ist ein echtes Bierland! Heute mehr denn je, denn wiewohl wir weniger trinken als vor 20 Jahren, trinken wir doch mehr als die Deutschen – so richtig definitiv dürfte das 2017 erstmals so gewesen sein.

„Das gilt nicht für Bayern”, schränkt Brauereiverbandsobmann Sigi Menz ein, „aber was den Gesamtkonsum betrifft, rangiert Österreich in Europa heute an zweiter Stelle hinter Tschechien.” In Zahlen: Die österreichische Brauwirtschaft konnte den Gesamtausstoß im Jahr 2017 um 1,7% auf rd. 9,7 Mio. hl (inkl. alkoholfreiem Bier) steigern.
Den Vergleich mit Deutschland fasst Brauereiverbands-Chefin Jutta Kerschbaum anschaulich in Zahlen: „Seit 1993 hat sich in Deutschland der Absatz um 17 Prozent verringert, in Österreich waren es nur fünf Prozent – und auf diesem Niveau haben wir uns bereits stabilisiert.”

Bier ist ein Exportkaiser

Die Exporte legten 2017 besonders eindrücklich um 18,2% (rd. +175.000 hl; inkl. AF-Bier) zu. Im Inland wurde mit rd. 8,5 Mio. hl (rd. –14.000 hl oder –0,2%; inkl. AF-Bier) praktisch unverändert viel Bier getrunken. Bereitgestellt wird dieses von aktuell 272 österreichischen Brauereien, davon 145 gewerbliche und 127 hauptsächlich im Gasthaus angesiedelt. Der Pro-Kopf-Konsum ist mit rd. 106 l oder rd. 212 Krügel pro Jahr (inkl. AF-Bier) hoch.

Zu hohe Biersteuer

Der klare Blick ins überschäumende Krügel erfährt nur eine kleine Trübung: die hohe Steuerlast. Dass die Brauer dagegen wettern, ist Usus – Sigi Menz tut es leicht verschmitzt: „Österreichs Brauer werden viel höher besteuert als ihre deutschen Nachbarn und ziehen beim Ausstoß dennoch davon.” Dennoch betrage die Biersteuer mehr als das 2,5-Fache der deutschen Steuer. „Kauft man hierzulande im Lebensmitteleinzelhandel eine Flasche Bier, entfallen rund 30 Prozent der Kosten auf Bier- und Umsatzsteuer”, so Menz. In der Metaperspektive schaut das so aus: Im Jahr 2017 spülten die gesamten Steuern auf Bier insgesamt rd. 700 Mio. € in die Staatskasse.

Der neue Aspekt in dieser Angelegenheit ist übrigens, dass gar die Konsumenten meinen, dass zu viel Biersteuer ungerecht sei. Laut aktueller Umfrage hält fast jeder Zweite die Besteuerung von Bier für zu hoch. „Das ist schon außergewöhnlich”, sagt dazu Menz.
Das beste Mittel gegen ungerecht verteilte Steuern sei mithin, Vielfalt und Qualität hochzuhalten. Dabei sind wir hierzulande gut aufgestellt: „In Österreich gibt es eine lebhafte kreative Szene, die Freude am Produkt hat”, meint Menz. Er spielt damit auch auf die medial sehr präsente Craft Beer-Szene an: Der Absatz von Craft-Bier erhöhte sich 2017 nämlich um satte 80% – allerdings macht diese Kategorie nur rund 0,5% des gesamten österreichischen Biermarkts aus.
Am meisten wird in Österreich Lager/Märzen (5,4 Mio. hl) getrunken, gefolgt von Vollbier (1,3 Mio. hl) sowie Radler mit Alkohol (430.000 hl).
Mehr verkauft wurde überdies alkoholfreies Weizenbier (+3.928 hl oder +19%) sowie Spezialbier (+46.619 hl oder +14%). Demgegenüber die größten Verluste erlitten Leichtbier (–1.697 hl oder –27%) bzw. Radler mit Alkohol (–39.396 hl oder –8%).

Mittagsbier ade!

Die markanteste Veränderung zwischen Bierjahr 2016 und 2017 ist somit der Rückgang bei den AF-Bieren. Da wollte die Branche unter Führung der Brau Union einen Trend lostreten – im Optimalfall hätte sich ein leichtes Mittagsbier in der Arbeitswelt integriert. „Bei den AF-Bieren mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass eben alles ein Limit hat”, bemerkt dazu Sigi Menz.

Dass am anderen Ende des Bierregals das Märzen-Bier übermächtig ist, sieht er nicht als Einschränkung: „Das ist halt ländertypisch und es ändert nichts an der großen Vielfalt, die wir in Österreich genießen können.”
Transportiert wird diese Vielfalt idealtypisch über die Gastronomie, speziell über die Gasthausbrauereien. Die Einschränkung dazu: Die große Menge läuft nach wie vor über den Lebensmittelhandel, das Verhältnis zwischen LEH und Gastronomie hat sich nun schon seit Jahren bei 70 zu 30 eingependelt.
Was nun die Darreichungsform von Bier betrifft, so erfolgt sie wie bereits in den Jahren zuvor überwiegend über die 0,5 l-Glasflasche (Mehrweg und Einweg). Sie erreicht einen Marktanteil von etwa 44% oder 3,76 Mio. hl. Die 0,33 l-Flasche bilanziert mit rd. 10% Marktanteil bzw. 832.000 hl – daraus ergibt sich: Der Mehrweg-Anteil bei Bier betrug 2017 rd. 69%.

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