WIEN. „Das gehört wohl zu den dilettantischsten Projekten, die es je im Handel in Europa gegeben hat”, lautete die Kritik des Handelsexperten der Wirtschaftsuniversität Wien, Peter Schnedlitz. Die Rede ist von der Übernahme des oberösterreichischen Sporthändlers Eybl durch Sports Direct – für den britischen Diskonter wird diese nämlich zu einem finanziellen Debakel.
Die Sportsdirect.com Austria GmbH schrieb im Geschäftsjahr 2014/15 einen Verlust von mehr als 45 Mio. €, der Umsatz ging laut WirtschaftsBlatt auf 188,7 Mio. € zurück. Zum Vergleich: Sport Eybl machte als eigenständiger Sporthändler im Geschäftsjahr 2012/13 laut FirmenCompass noch einen Umsatz von 307 Mio. €.
Kunden sind abgewandert
Die Diskont-Strategie von Sports Direct, das Schließen von Filialen und der massive Schwund von Stammkunden haben den Umsatz also um mehr als 40 Prozent gegenüber der Zeit vor der Übernahme einbrechen lassen. Die Transformation vom Fachgeschäft zum Diskonter ist problematisch, da der Sportartikelhandel ein sensibler Bereich sei. „Menschen kaufen bestimmte Marken, die sie gewohnt sind. Sie wollen die Freizeit professionell verbringen und da geht es natürlich sehr schwer, dass man unbekannte Marken irgendwo aus dem Ausland hertransferiert”, erklärt Schnedlitz.
Der britische Diskont-Händler hat bereits negative Schlagzeilen mit fragwürdigen Arbeitsbedingungen gemacht, sowohl in Großbritannien als auch in Österreich. Die Kunden haben sich auf die Konkurrenten aufgeteilt, sagte Hanna Bomba vom Standortberater RegioPlan. „Wir gehen davon aus, ein Hervis, ein Sport 2000, ein Intersport, dass die teilweise davon profitiert haben und diesen Umsatz abgefangen haben”, teilte Bomba mit.
Stores werden umgebranded
Die britische Konzernmutter hat in ihrem Halbjahresbericht 2015/16 Mitte Dezember das Eybl-Investment von rund 40 Mio. € bereits nahezu komplett abgeschrieben. Mit dem Megaverlust lag das negative Eigenkapital von Sports Direct Österreich zum letzten Bilanzstichtag bei 73,7 Mio. €. Trotz negativen Eigenkapitals sei der Fortbestand der Gruppe in Österreich/Deutschland gewährleistet. „Das abgelaufene Geschäftsjahr war aufgrund des schwierigen Marktumfelds, des Abverkaufs von Altware und der Umstellung der ehemaligen Eybl-Standorte auf das Sports Direct-Konzept von einem Umsatzeinbruch, gefolgt von einer Verminderung der Bruttomargen und einer starken Belastung für die Ertragslage, gekennzeichnet”, so das Unternehmen. Gegensteuerungsmaßnahmen würden sich erst im Geschäftsjahr 2015/16 auswirken; u.a. sollen die ehemaligen Eybl Megastores heuer auf den britischen Premium-Sporthändler Lillywhites umgebrandet werden. (dp)