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© Nagesh Badu

Redaktion 28.06.2019

Verantwortungsvoll und nachhaltig gärtnern

Bei einem Marktcheck von Global 2000 zum Verkauf von Pestiziden schnitt bellaflora besonders gut ab.

Während das Verbot des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat in Ös­ter­reich wohl kommen könnte, hält der deutsche Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer an der Produktion des Unkrautvernichters fest. Wissenschafter streiten darüber, welche gesundheitlichen Auswirkungen das Mittel hat. Doch nicht nur für den Menschen haben chemische Pestizide Auswirkungen. So töten diese beispielsweise Wildkräuter, die Lebensraum und Nahrung für Insekten sind, oder die Insekten selbst.

Risiko Privatgebrauch

Nicht nur in der Landwirtschaft kommen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz: Derzeit werden jährlich immer noch etwa 700 t Pestizide in Österreichs Gärten versprüht. Deshalb hat Global 2000 Gartencenter und Baumärkte getestet. „Wir haben überprüft, welche Pestizide oder Biozide für den Privatgebrauch im Handel erhältlich sind und wie es um die Qualität der Beratung im Verkauf bestellt ist”, sagt Waltraud Novak, Global 2000. Getestet wurden insgesamt 26 Filialen der Unternehmen Bauhaus, bellaflora, Dehner, Hagebaumarkt, Hornbach, Lagerhaus, Obi, Praskac und Starkl.

In 62% der Testeinkäufe wurde auch auf Nachfrage nicht auf Risiken für die Umwelt aufmerksam gemacht. Nach wie vor werden Biozide flächendeckend – mit Ausnahme von bellaflora – in Selbstbedienung und ohne Beratung vertrieben. In den Mitteln zur Bekämpfung von vermeintlichem „Ungeziefer” sind immer noch Wirkstoffe enthalten, die bei Pflanzenschutzmitteln für Privatpersonen nicht mehr zugelassen sind, wie z.B. das Neonicotinoid Imidacloprid; dieser Wirkstoff ist sogar in der konventionellen Landwirtschaft verboten. Die Gesamtbewertung der Testeinkäufe fiel in 15% negativ aus, da in den Regalen der Geschäfte umweltgiftige Mittel zu finden waren und die Beratung nicht ausreichte, um eine sichere Verwendung der Pestizide zu gewährleisten.
bellaflora verzichtet komplett auf den Verkauf von chemisch-synthetischen Pestiziden. Im Interview sprach Franz Koll, Geschäftsführer von bellaflora, unter anderem über Alternativen.


medianet: Herr Koll, wie kam es zu dieser Entscheidung, auf den Verkauf von chemisch-synthetischen Pestiziden zu verzichten?
Franz Koll: bellaflora ist das erste österreichische Unternehmen, das vollständig auf natürliche Pflanzenschutzmittel umgestiegen ist. Bereits 2013 haben wir sämtliche chemisch-synthetischen Pestizide, 2014 alle chemisch-synthetischen Dünger ausgelistet. Damals hat sich die Zahl der Studien, die auf die Gefährdung von Mensch, Tier und Umwelt durch diese Mittel hinweisen, gemehrt. Wir haben das Gefahrenpotenzial, das von Pestiziden ausgeht, erkannt und ernst genommen. Als grüne Nummer 1 für verantwortungsvolles und nachhaltiges Gärtnern wollten wir nicht erst auf ein Verbot warten, sondern selbst aktiv werden. Seither bieten wir nur noch Produkte auf rein biologischer Basis an.

medianet:
Welche Alternativen zu chemisch-synthetischen Pestiziden bieten Sie?
Koll: Unsere Kunden finden bei bellaflora von Pflanzenhilfsmitteln über Pflanzenschutz bis zu Pflanzendünger ausschließlich natürlich-biologische Alternativen. Unser Sortiment sowie die entsprechend kompetente Beratung unserer Mitarbeiter zeigen, dass Pflanzenschutz auch ohne Gift möglich ist.

medianet:
Wie erklären Sie sich, dass immer noch viele Unternehmen herkömmliche Mittel vertreiben?
Koll: Die Auslistung vieler bekannter Produkte birgt schon ein gewisses wirtschaftliches Risikopotenzial. Das schreckt womöglich manche Unternehmen ab. bellaflora hat diese Herausforderung hingegen als Chance gesehen. Wir verfolgen eine grüne Vision, die wir authentisch und nachhaltig umsetzen. Die Umstellung auf natürlich-biologische Pflanzenschutzmittel war für bellaflora zwar ein mutiger, aber ein wichtiger und notwendiger Schritt. Ein weiterer Grund ist, dass manche Unternehmen ihre Kunden unterschätzen – ein großer Fehler! Wir haben früh erkannt, dass die Konsumenten sehr wohl Wert auf natürliche und biologische Produkte legen. Unsere Kunden sind damals den Weg mit uns gegangen und profitieren seither von unserem nachhaltigen Sortiment. Darauf sind wir schon ein wenig stolz und froh, gemeinsam mit unseren Kunden den richtigen Weg zu gehen.

medianet:
Wie stehen Sie zu einem österreichweiten Verbot von chemisch-synthetischen Pestiziden für den Haus- und Kleingarten?
Koll: Als Vorreiter bei diesem Thema begrüßt bellaflora die Forderung von Global 2000. Nehmen wir Glyphosat als Beispiel. Die Weltgesundheitsorganisation hat das Pestizid bereits im März 2015 als ‚wahrscheinlich krebserregend' eingestuft und trotzdem wurde es 2017 von den EU-Mitgliedsstaaten für weitere fünf Jahre zugelassen. Bereits damals haben wir diese Entscheidung auch öffentlich aufs Schärfste verurteilt. Umso bestärkter fühlen wir uns, dass Kärnten im März mit dem Glyphosat-Verbot für den privaten Bereich einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gesetzt hat. Wir hoffen, dass bellaflora als Wegbereiter im Handel und der Beschluss in Kärnten Vorbildwirkung für ganz Österreich erzielt. (gs)

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