RETAIL
11.12.2015

Was der Bauer nicht kennt…

Spars Kniefall vor den Facebook-Pöblern.

Am Tellerrand••• Von Daniela Prugger

SHITSTORM. Lange hat er nicht gedauert, der Testverkauf von Halal-Fleisch bei Spar. Nach empörten Twitter- und Facebook-Postings hat der Lebensmittelhändler das für Muslime „erlaubte” Fleisch – zwei verpackte Produkte, erhältlich in 20 Wiener Filialen – wieder aus dem Sortiment genommen. Und das, obwohl das Unternehmen Vorwürfe der Tierquälerei als „unbegründet” zurückwies: Die verwendete Halal-Zertifizierung hat nämlich immer die Betäubung der Tiere vor der Schlachtung beinhaltet, so Spar. Es wäre ja wünschenswert, würden sich tatsächlich so viele Konsumenten um Tierwohl und Haltungsbedingungen kümmern und etwa auf das auch in Österreich weit verbreitete Fleisch aus Massentierhaltung verzichten. Doch in diesem Fall verbargen sich hinter den meisten Vorwürfen der Tierquälerei Diskriminierung, Rassismus und blanker Hass. Hier eine kleine Auswahl an Facebook-Kommentaren: „sowos brauch i ned in mein land!!!”, „Halal Fleisch??? Habt ihr zu wenig Katholiken als Kundschaft??”, „Wir werden nämlich weder ein schändliches Musel-Appeasement noch eine Islamisierung unserer Lebensgewohnheiten unterstützen”. Dass Konsumenten mit dem Internet das ideale Tool gefunden haben, sich Unternehmen gegenüber öffentlichkeitswirksam zu äußern, hat sicher seine positive Seite. Spätestens nachdem sich aber auch der Wiener Pegida-Ableger für die Entscheidung Spars bedankt hat, muss man wohl sagen, dass Spar seine Chance verpasst hat, sich als toleranter Händler zu positionieren. Das Unternehmen steht zu seiner Entscheidung. Dabei stellt sich die Frage, wovor Spar eigentlich Angst hat. Bei einem (wahrscheinlich bald wachsenden) Marktanteil von derzeit rund 23 Prozent in Wien muss man sich wirklich nicht fürchten, dass einem die Kunden davonrennen.

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