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© Nürnberg Messe

christian novacek 20.10.2017

Wer Bio will, muss zur Biofach nach Nürnberg

Die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel zeigt: Bio bleibt auf Wachstumskurs – und erfindet sich stetig neu.

••• Von Christian Novacek

Die Biofach in Nürnberg (vom 14. bis 17.2. 2018) ist die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel – als solche nimmt sie Trends nicht nur wahr, sondern gleichsam vorweg. Deren aktuell wahrscheinlich vordringlichster: Bio von gestern ist ganz sicher nicht das Bio von morgen. „Die Bio-Pioniere gehen alle bald in Pension”, sagt dazu Danila Brunner von der Messe Nürnberg, zuständig für Biofach und die assoziierte Naturkosmetikmesse Vivaness. Jetzt geht es darum, mit welchen Ideen die „nächste Generation Bio” die Bio-Idee in der Produktion und am Markt weiterentwickeln will – und kann.

Bio-Bauer ist man gern

Die Einbettung in den aktuellen Weltgeist dürfte dabei eine der leichteren Übungen sein: Bio-Start-ups schießen wie Pilze aus dem Boden; allein in Deutschland wurde 2016 rund ein Viertel aller Lebensmitteleinführungen ökologisch produziert. Bio-Bauer sein ist modern, demzufolge sind die Bio-Landwirte im Durchschnitt meist jünger als ihre konventionellen Kollegen.

Was für Deutschland und die Welt gilt, gilt mindestens ebenso für Österreich: Hierzulande beläuft sich der Bio-Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzungsfläche auf satte 21,3%. Pro Kopf geben die Österreicher jährlich 127 € für Bio aus.
Das klingt bereits possierlich, hat aber weiterhin Potenzial. Dieses wird im internationalen Vergleich anschaulich; demnach ist Bio auffällig stark in Nordamerika und Nordeuropa verwurzelt. In den USA beträgt der Bio-Marktanteil fünf Prozent, die Organic Trade Association (OTA) beziffert den Umsatz 2016 auf 43 Mrd. USD, das sind 36,5 Mrd. €.
Auch Europa liegt gut: In Deutschland wuchs der Bio-Markt 2016 laut Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) um knapp 10%, in Frankreich wurde gemäß Agence Bio für den gleichen Zeitraum sogar ein Plus von mehr als 20% berechnet. Auch das Vereinigte Königreich ist mit +7% zurück auf dem Wachstumspfad. Bereits 2015 hatten Spanien, Irland und Schweden Zuwächse von mehr als 20%. Schweden und Frankreich gehören 2016 ebenfalls zu den europäischen Spitzen­reitern.

Globaler Bio-Brocken

„Der globale Markt für Bio-Lebensmittel sowie -Getränke nähert sich 2016 nach vorläufigen Berechnungen einem Volumen von rund 90 Mrd. USD (76,5 Mrd. €). Hohe Wachstumsraten gab es in allen Weltregionen, besonders jedoch in Nordamerika und Nordeuropa”, stellt Amarjit Sahota von der Londoner Unternehmensberatung Ecovia Intelligence (vormals Organic Monitor) fest. Für den Boom sprechen profunde Argumente: In einer Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint, stellen Bio-Produkte durchaus einen qualitativen Anker der Stabilität dar.

Das Problem der Zukunft dreht sich mithin nicht um die Frage, ob der Konsument Bio will, sondern vielmehr darum, wo das viele verlangte Bio eigentlich herkommen soll. Die aktuellen Spitzenreiter im Bio-Flächenwachstum in Europa lauten derzeit jedenfalls auf Bulgarien mit 35, Kroatien mit 23 und ­Zypern mit 18%.
In Österreich ist die Zahl der Bio-Betriebe übrigens recht konstant, derzeit sind es 20.779.

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