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© dm drogerie markt/APA-Fotoservice/Juhasz

Redaktion 08.11.2024

„Wir haben das Profil immer nachgeschärft”

Die dm-Geschäftsführer Harald Bauer und Thomas Köck verraten das Erfolgsgeheimnis des DFH-Marktführers.

••• Von Christian Novacek

Das Umfeld ist bekannt schwierig – trotz steigender Kosten hat die Drogeriemarktkette dm ein erfolgreiches Geschäftsjahr abgeschlossen. Und setzt weiterhin auf Wachstum, wenn auch (bewährterweise) nicht mit weiteren Standorten hierzulande. Der Umsatz in Österreich stieg im Geschäftsjahr 2023/24 um satte 9,5% auf 1,3 Mrd. €.

Die gesamte Gruppe, einschließlich der elf von Österreich aus betreuten Tochtergesellschaften in Mittel- und Südosteuropa, erreichte erstmals einen Umsatz von 5,25 Mrd. € (+16,5%). Diese Ergebnisse deutet dm als Resultat einer soliden Kundenbasis plus einem ausgewogenen Angebot an Eigenmarken wie Balea, dmBio, Alverde und babylove, die etwa die Hälfte (47%) aller verkauften Produkte ausmachen.

Unverwechselbares Profil

Geschäftsführer Harald Bauer erklärt ein dm-Positionierungsphänomen: „Wir haben unser Profil immer wieder nachgeschärft. Und in Zeiten, wo es mehr um Polarisierung, also um billig versus qualitativ geht, ist es uns gelungen, zwei scheinbar unvereinbare Prinzipien zu verbinden.”

Das Ergebnis laut Bauer: ein bestens kuratiertes und relevantes Sortiment mit stabilen Preisen. Letztere seien günstig auch ohne Preisaktionen, denn: „Schon unser Gründer Götz Werner hat uns den Diskontgedanken in die Wiege gelegt, indem er sagte, wir sollen der Aldi (Anm.: bei uns Hofer) der Drogeriemärkte werden.” Ergebnis Nr. 2, basierend auf Nr. 1, lautet daher: „Trotz der allgemeinen Inflation und Preissteigerungen konnten wir den Anstieg unserer Preise auf 1,8 Prozent begrenzen, während die durchschnittliche Inflation im gleichen Zeitraum bei 3,8 Prozent lag.”
In drei Preissenkungswellen (Baby, Lebensmittel, Haushalt, gesamt rd. 1.500 Produkte) habe dm die Vorteile von Liefer- und Effizienzgewinnen direkt an die Kundschaft weitergegeben, wodurch das Preisniveau im Vergleich zur Konkurrenz niedrig gehalten werden konnte. Die verstärkte Nachfrage nach Eigenmarken, die im Umsatz rund 30% ausmachen, habe zudem Spielraum für weitere Preissenkungen geschaffen.

Steigende Kundenzahl

Im vergangenen Jahr verzeichnete dm täglich durchschnittlich 15.000 Einkäufe mehr als im Vorjahr (+6,8%) – wohlgemerkt im insgesamt stagnierenden Markt, in dem die Anzahl der Einkäufe branchenweit nur minimal gewachsen ist. Täglich zieht jede dm-Filiale im Durchschnitt 580 Kunden an.

Unterm Strich stand das dann für einen Marktanteilsgewinn von einem Prozent, was, so Bauer, „eine Zahl ist, die es in unserer Branche nur ganz selten gibt”. In Österreich ist es dm gelungen, dieses Wachstum ohne zusätzliche Standorte zu realisieren – die Anzahl der Filialen blieb dabei weiterhin konstant bei rund 380. Im Verbund mit den anderen Ländern betreibt dm aktuell 1.947 Filialen, von denen jährlich rund 150 modernisiert werden.
Eine der Säulen des anhaltenden Erfolgs von dm ist die Integration digitaler Dienstleistungen in das stationäre Einkaufserlebnis. Die „Mein dm-App” hat sich in Österreich zu einer zentralen Plattform für Online- und Filialeinkäufe entwickelt.

App im Vormarsch

„Mit über 274.000 monatlichen Nutzerinnen und Nutzern stieg die Nutzung der App um 121 Prozent im Vergleich zum Vorjahr”, führt Thomas Köck, gleichfalls dm-Geschäftsführer, aus. Fast die Hälfte der Online-Einkäufe wird mittlerweile über diese App abgewickelt, und die digitalen Umsätze von dm verzeichneten ein Wachstum von fast 30%. Gesamt beläuft sich der Umsatzanteil, den dm online erwirtschaftet, auf rund fünf Prozent.

Im Rahmen der Digitalisierungsstrategie wurde 2023 die IT-Infrastruktur der Gruppe in ein gemeinsames System zusammengeführt, das alle 14 dm-Länder verbindet. Dadurch lassen sich Prozesse zentral steuern und Analysen für die gesamte dm-Gruppe schneller und effizienter durchführen. „Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft des Einzelhandels in einer nahtlosen Integration digitaler und physischer Erlebnisse liegt”, so Köck.

Nachhaltige Konzepte

Parallel zur Digitalisierung setzt dm verstärkt auf nachhaltige Konzepte. Im Logistikbereich bedeutet dies beispielsweise die Einführung emissionsfreier Elektro-Lkw für die Belieferung von Filialen in Wien – mit Option auf Ausbau in den kommenden Jahren.

Mittelfristig plant dm, den Anteil von HVO-Kraftstoffen (Hydrotreated Vegetable Oils) für mittlere Distanzen zu erhöhen und auf langen Strecken verstärkt die Schiene zu nutzen, um CO2-Emissionen zu reduzieren. „Mit diesen Maßnahmen hoffen wir, unseren ökologischen Fußabdruck deutlich zu senken und die Umweltbelastungen zu minimieren”, so Köck.
Nachhaltigkeit steht auch im Fokus der Filialgestaltung: In Österreich und den verbundenen Ländern investierte dm in den letzten Jahren in modernisierte, nachhaltigere Filialen. Dazu gehören Elemente wie recycelbare Materialien für Regale und Möbel, energiesparende Beleuchtung und flexible Bauweisen. Im Jahr 2023 wurden in 150 Filialen weltweit Verbesserungen vorgenommen. In Österreich wurden rund 30 Mio. € für die Modernisierung von 36 Filialen investiert.

Preisdifferenzen erklärt

Obwohl dm in Österreich seine Preise niedrig hält, gibt es dennoch Unterschiede zu den Preisen in Deutschland; Bauer findet dafür mehrere Faktoren. Ein Hauptgrund seien territoriale Lieferbeschränkungen, die großen Industriekonzernen auferlegt wurden und höhere Kosten für Konsumenten in Ländern wie Österreich zur Folge haben. Auch das dichte Filialnetz in Österreich führt zu niedrigeren Umsätzen und einer geringeren Produktivität je Standort im Vergleich zu Deutschland. „Wir arbeiten intensiv daran, die Stückkosten zu senken und den Preisvorteil für unsere Kundinnen und Kunden zu erhalten”, so Bauer.

Dazu und um grundsätzlich anstehende logistische Herausforderungen zu bewältigen und der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, plant dm den Bau eines neuen Logistikzentrums in Kronstorf, Oberösterreich. Dieses neue Zentrum sei dringend nötig, da das derzeitige Lager in Enns an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Die Entscheidung fiel auf das seit Jahren ungenutzte „Google-Gelände”. Dort soll nun ein modernes Verteilzentrum entstehen. Der Baustart ist für das Jahr 2027 geplant. Zunächst sollen etwa 300 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, langfristig könnten bis zu 500 Menschen an diesem Standort arbeiten.

Neues Logistikzentrum

„Wir freuen uns, dieses Projekt in Kronstorf realisieren zu können, da es uns nicht nur erlaubt, die Versorgung unserer österreichischen Filialen zu verbessern, sondern auch zur wirtschaftlichen Stärkung der Region beizutragen”, meint Bauer. Die Wahl des Standorts in Kronstorf wurde getroffen, da er günstig an der B309 gelegen ist und das bestehende Logistiknetzwerk optimal ergänzt.

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