••• Von Paul Christian Jezek
WIEN. Die heimischen Vorstände und Aufsichtsräte sind einig: Die Zeiten, in denen ein Sitz im Aufsichtsrat als Ruhekissen für ehemalige Topmanager diente, sind längst vorbei. 95% der Vorstände und sogar sämtliche Aufsichtsräte sind der Ansicht, dass der Aufwand für die Aufsichtsratsarbeit zuletzt deutlich gestiegen ist, ergibt die aktuelle Kienbaum-Studie „Herausforderung Organtätigkeit”.
Auf der anderen Seite stagnieren jedoch die Gehälter von Aufsichtsräten besonders im Mittelstand und in kleineren Unternehmen – und das auf niedrigem Niveau. „Aufsichtsräte haben sich eine stärkere Aufmerksamkeit ebenso wie eine steigende Vergütung verdient”, fordert Vergütungsexperte Alfred Berger von Kienbaum in Wien. „Denn ihre Arbeit wird immer komplexer und anspruchsvoller. Das erfordert bei den Unternehmen eine neue Sensibilität für die Eigenheiten der Aufsichtsratsvergütung. Fatal wäre es aber, die Gehaltsmuster des Vorstands blind auf den Aufsichtsrat zu übertragen.”
Große Konzerne und der Mittelstand unterscheiden sich im Niveau der aktuellen Aufsichtsratsvergütung: Während immerhin 55% der Befragten das Vergütungsniveau von Konzern-Kontrolleuren als angemessen erachten, halten 90% der befragten Vorstände und Aufsichtsräte das Gehalt von Aufsichtsratsmitgliedern im Mittelstand für zu niedrig. „Die Entwicklung der Aufsichtsratsbezüge spiegelt die steigenden Anforderungen gerade im Mittelstand noch immer nicht voll wider”, sagt Alfred Berger.
„Ein interessantes Detail am Rande: Aufsichtsräte wünschen sich für ihre Vorbereitung virtuelle Datenräume – der ,Aufsichtsrat als Gremium alter Herren' gehört also offenbar der Vergangenheit an.”
Zu wenig Personalkompetenz
Schaut man auf die Qualifikationen im Aufsichtsrat, besteht die größte Diskrepanz zwischen Bedeutung und tatsächlichem Kenntnisstand bei marktbezogenem Wissen und Personalkompetenz.